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Der Held und die Feuergöttin

Der Held und die Feuergöttin

Titel: Der Held und die Feuergöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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tausend Großnebel darauf warten mußte. Fiel aber die Göttin, so war auch Maunis Macht dahin.
    Das ließ die Matu keine Rücksicht auf ihre blutenden Füße nehmen. Sie lief weiter, den bekannten Weg zurück, und stand starr, als sie endlich das Gewölbe vor sich liegen sah.
    Ihr erster Eindruck war: Es ist soweit! Die Kämpfer der Finsternis haben sich gesammelt, um ihren Siegeszug über das Reich der Inseln anzutreten. So viele Tukken und Gestaltlose erfüllten den Hohlraum, daß sie sie gar nicht zu zählen vermochte. Und dort, im roten Licht des Auges, erwachten die sieben Dienerinnen der Schwarzen Göttin zum Leben. Aber dann mußte etwas geschehen sein, das neue Zeichen setzte. Denn Mauni hatte sie wecken sollen.
    Indem sie die wirkliche Lage verkannte, deutete die Matu die Blitze und das Beben der Wände als eine Demonstration von Macht, als einen Vorgeschmack auf das, was zuerst die Tau und dann alle anderen Bewohner der Dämmerzone erwartete. Die sechsarmigen Dienerinnen waren von neuem Leben erfüllt und von schrecklicher Macht, die allein ganze Stämme auslöschen konnte.
    Dann aber sah sie die Gestalt auf der Schulter der Schwarzen Göttin, und ein heiserer Schrei löste sich von ihren Lippen.
    Das war Honga!
    Und er sah zu ihr hinüber, erkannte sie. Honga, der Mann, hatte es gewagt, die Göttin zu berühren! Honga, der sich nun vorsichtig auf dem glatten schwarzen Stein aufrichtete und sein durchscheinendes Schwert aus der Scheide zog!
    »Nein!« schrie Mauni, als sie seine Absicht erkannte. »Nicht! Du wirst es nicht tun, Verfluchter! Sieh mich an!« Er hütete sich davor. Unfähig, den drängenden Befehlen der Göttin nachzukommen, mußte sie sehen, wie er sich am rechten Ohr des Standbilds hochzog, sich mit der Linken dort festhielt und mit der Klinge ausholte…
     
     
    *
     
    Mythor zwang sich mit aller Willenskraft dazu, nicht auf das zu achten, was sich nun unter ihm tat. Instinktiv hatte er gespürt, daß er Mauni nicht ansehen durfte. Doch auch so mochte sie nun ihre magischen Kräfte gegen ihn einsetzen. Bevor das geschah, mußte sein Werk vollendet sein.
    Nicht zu Mauni hinübersehen, nicht auf die peitschenden Arme der Sechsarmigen schauen! Mythor stand fest auf seinen Füßen. Die Felle hafteten ungleich besser auf dem glatten Stein als nackte Haut. Er hatte Alton in der Rechten, und im wiederanhebenden Gekreische der Tukken, in einem Orkan aus Blitzen und unheimlichen Leuchterscheinungen unter der Decke zog er sich am spitz nach oben zeigenden Ohr der Statue hoch und fand Halt zwischen der Muschel und dem haarlosen Schädel. Mit der Linken hielt er sich fest, während er den Oberkörper so weit nach vorne verlagerte, daß er den Schwertarm vor das Gesicht der Statue bringen konnte. Ganz kurz nur streckte er den Kopf so weit vor, daß er das Auge, den kopfgroßen Stein aus Licht und rotem Feuer, sehen konnte.
    »Nein!« hörte er Maunis Schrei. »Nicht, Honga! Schau mich an!«
    Der schwarze Stein der Statue wurde plötzlich heiß, und die geballte dämonische Macht griff nach Mythors Geist. Liebliche Stimmen waren plötzlich in ihm und lockten, lockten und versprachen ihm ewiges Leben und Macht. Er schloß die Augen, um wenigstens die schrecklichen Lichter nicht mehr sehen zu müssen. Doch sie drangen durch seine Lider, und das Locken wurde unerträglich. Auch ohne sie zu sehen, wußte Mythor, daß er die Stimmen der Sechsarmigen hörte. Und sie lullten ihn ein. Sie würden es schaffen, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, wenn er auch nur noch einen Herzschlag lang zögerte.
    Mythor biß sich auf die Lippen, und als der Schmerz ihn aufschreien ließ, als die dämonische Göttin alles gegen ihn in den Kampf warf, holte er mit der Klinge aus und schmetterte sie gegen das Auge.
    Seine Lider blieben geschlossen, doch die grelle Lichtflut nun schien ihn zu blenden. Tausendfach von den Wänden zurückgeworfenes Geschrei und die unerträglich werdenden Stimmen drohten seinen Schädel zu sprengen. Noch heißer wurde der Stein, so daß er sich kaum noch festhalten konnte. Steine von der Decke kamen auf das Standbild und ihn herab. Mythor holte aus und schlug zu, immer und immer wieder. Die furchtbare Angst, doch noch zu unterliegen, machte ihn rasend. Das Auge war durch Schwerthiebe nicht zu zerstören, aber dann gab es nur noch eines, solange Mythor halbwegs Herr über sich selbst war.
    Er beugte sich noch weiter vor, ließ Altons Spitze über die Stirn der Göttin fahren, bis sie ans Auge

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