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Der Held und die Feuergöttin

Der Held und die Feuergöttin

Titel: Der Held und die Feuergöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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eindringlich. »Wenn du die Macht hast, dem Feuer zu trotzen, so wach auf und führe uns hier heraus!«
    Oder wir sterben zusammen!
    Sie lag vor ihm, eine blasse Schönheit mit glatter Haut, wo sie nicht verbrannt war, und überaus zierlichem Körperbau. Schon darin unterschied sie sich von den anderen Frauen der Insel, die zwar keine Mannweiber waren, doch robuster gebaut als die meisten Frauen der Welt, aus der Mythor kam. Fünfeinhalb Fuß groß mochte sie sein, fraulich, aber alles andere als üppig. Ihr Gesicht war schmal und zart. Ihr kleiner roter Kirschmund wirkte wie bemalt, und rot war auch ihr langes, bis dicht über die Schultern fallendes Haar. Hochangesetzte, hervortretende Backenknochen gaben diesem schönen Gesicht etwas von wilder Entschlossenheit.
    »Ramoa! Wenn du mich hören kannst…«
    Sie schlug die Augen auf. Dunkel und feurig blickten sie in die Ferne. Erst als Mythor weiter auf sie einredete, fanden sie in die Wirklichkeit zurück.
    Was dann geschah, hätte selbst der Sohn des Kometen, der so vieles erlebt hatte, was ihm unverständlich geblieben war, nicht für möglich gehalten. Nicht nur, daß Ramoa nicht sogleich unter den Schmerzen schrie, die sie doch empfinden mußte - sie streifte blitzschnell seine Hände ab und sprang auf.
    Sie, deren Haut so stark verbrannt war, daß Mythor selbst jetzt noch um ihr Leben fürchtete!
    »Du bist Honga!« stieß sie leise hervor, indem sie vor ihm zurückwich. »Honga, der geschickt wurde, um mich zu töten!«
    Mythor breitete die Arme aus.
    »Ich will dich nicht töten, Ramoa«, sagte er so ruhig wie möglich. »Hätte ich dich sonst aus dem Graben geholt?«
    Irritiert blickte sie zum Magma hinüber - und schrak zusammen, als sie die an die Wand gedrängten Tukken sah. Unsicher sah sie von Mythor zu Oniak.
    »Warum seid ihr dann hier?«
    Sie wandte sich halb zum Altar um, als suchte sie etwas. Wieder sah Mythor ihren verbrannten Rücken, die Stellen, an denen das Fleisch unter den Fetzen des Umhangs hervorschaute. Ramoa aber schien sich der Wunden nicht einmal bewußt zu sein.
    »Loana schickte Honga, um dich zu töten, weil…« Mythor hörte das Rumpeln aus der Tiefe. Lava spritzte schon über den Rand der Felsplattform, auf der der Tempel errichtet worden war. »Du weißt, warum, Ramoa! Bring uns aus dem Berg. Am Gipfel ist ein Drachen verankert, der uns…«
    Sie fuhr herum und blickte ihn zornig an.
    »Wer bist du, der du es wagst, mir Befehle zu erteilen? Ich kenne dich nicht. Du gehörst nicht zu unseren Männern!«
    Für einen Augenblick verlor Mythor die Fassung. Er hatte nicht die geringste Lust, sich erneut auf einen »Machtkampf« mit einer Frau einzulassen, für die Männer nur bessere Arbeitssklaven und ein notwendiges Übel zur Fortpflanzung waren.
    »Ich bin Honga, den Mauni tötete, und der als Held wiedergeboren wurde!« log er. »Aber Hongas neuer Körper stammt aus einer Welt, in der die Männer oft mehr zu sagen haben als ihre Frauen. Und ich will dir keine Befehle erteilen, Ramoa. Erstens glaube ich, daß wir die gleichen Feinde haben, und zweitens müssen wir hier heraus, bevor…«
    »Zu spät.« Ramoa ließ sich nicht anmerken, ob sie sonderlich beeindruckt davon war, daß ein »wiedergeborener Held« vor ihr stand. Immerhin klang ihre Stimme nicht mehr ganz so abweisend. »Ich habe den Vulkan geweckt, und er wird die Dämonenbrut mit seinem Feuer vernichten. Du hättest mich nicht aus dem Graben zu holen brauchen. Wir sterben mit Mauni und dem, was sie beherrschte.«
    »Mauni ist tot«, sagte Oniak leise und schrak zusammen, als die Feuergöttin ihn mit einem durchdringenden Blick bedachte.
    Sie lachte trocken.
    »Woher solltet ihr das wissen? Es sei denn…«
    Mythor wußte, was sie fragen würde, und daß er ihr keine Antwort darauf geben konnte. Da war etwas gewesen, doch nur an Mauni und ihr Ende konnte er sich erinnern. Jetzt konnte er keine Zeit mehr damit verlieren, nach Erklärungen zu suchen oder sich vor Ramoa zu rechtfertigen. Er packte sie am Arm, bevor sie erneut zurückweichen konnte.
    »Führe uns aus dem Berg! Es kann nicht zu spät sein! Und falls doch, so will ich nicht sterben, ohne wenigstens versucht zu haben, dem Tod zu entgehen. Zeig uns den Weg, Ramoa! Oder sollen die Tau dich als jene in Erinnerung behalten, die sie an die Mächte der Finsternis verriet?«
    Das schien zu wirken. Nur kurz blitzte es zornig in den Augen des Mädchens auf.
    »Du bist nicht wie unsere Männer. Die Weisen Frauen hielten

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