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Der Held und die Feuergöttin

Der Held und die Feuergöttin

Titel: Der Held und die Feuergöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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drehte der Sohn des Kometen sich auf die Seite, schon bereit zu glauben, daß der Alptraum vorüber war. Dann jedoch sah er Oniak, wie er mit schreckgeweiteten Augen vor etwas zurückwich, bis er an den Fels stieß.
    »Bei Quyl und Erain«, flüsterte Mythor.
    Genau zwischen dem toten Tukken und Oniak ruckte ein unförmiges Etwas auf den kleinen Mann zu, der angeblich von jenseits der geheimnisvollen Großen Barriere stammte. Unter schmatzenden Lauten löste es sich vom felsigen Untergrund, kam Oniak ein Stück näher, schien sich am Fels festzusaugen, löste sich wieder…
    Mythor kam mit schlafwandlerischen Bewegungen in die Höhe, längst noch nicht wieder im Vollbesitz seiner Kräfte, und sah jetzt erst, daß sich der Höcker nicht mehr auf dem Rücken des Tukken befand. Leicht glitzernder Schleim überall dort, wo das Etwas sich am Fels festgesaugt hatte, bildete eine unmißverständliche Spur vom Körper des toten Geschöpfs weg - und auf Oniak zu.
    Und der Grünhäutige blickte den zuckenden Klumpen an, fuhr mit den Händen über den Fels in seinem Rücken, als suchte er einen lockeren Stein. Der Dreizack steckte noch im Tukken. Oniak schrie und wimmerte nicht. Im Gegenteil schien er sich jetzt völlig unter Kontrolle zu haben. Mythor blieb stehen und versuchte daraus schlau zu werden. Irgend etwas sagte ihm, daß er jetzt nichts tun durfte.
    Er war gut beraten, auf dieses Gefühl zu hören.
    Das zuckende Etwas blieb länger als sonst auf dem Fels haften, schwankte wie Gallerte hin und her, als ob es Schwung holen wollte. Oniaks Muskeln spannten sich. Was dann geschah, vollzog sich in Gedankenschnelle.
    Mythor sah, wie das Etwas sich zusammenzog. Im nächsten Augenblick warf Oniak sich zur Seite. Dort, wo er gestanden hatte, klatschte der Klumpen gegen den Fels und saugte sich fest. So schnell, daß Mythor Mühe hatte, ihm mit Blicken zu folgen, lief Oniak zur Mitte der Mulde, holte sich den Dreizack, rannte damit zurück und stieß die mit Widerhaken versehenen Spitzen in das Wesen, das langsam am Fels abrutschte. Er spießte es auf, riß es von der Wand und schmetterte es mit Wucht auf den heißen Untergrund.
    »Komm jetzt, Honga!« rief er dabei. »Du mußt den Fraß zerteilen.«
    Mythor fragte nicht lange, was ein »Fraß« war. Er verließ sich darauf, daß Oniak besser als er wußte, womit sie es hier zu tun hatten, und kam der Aufforderung nach. Oniak ließ den Dreizack los. Alton fuhr singend und klagend in den unförmigen Leib, immer und immer wieder, bis auch die letzten Bewegungen des Etwas erstarben.
    Oniak stieß einen Seufzer aus und ließ sich ins Gestänge des Drachens fallen. Mythor blickte ihn unsicher an und erwartete eine weitere böse Überraschung.
    »Was war das, Oniak?« fragte er tonlos, während er die umgebenden Felsen und den Himmel nach Schatten absuchte, die sich bewegten.
    »Aber…« Der Schmächtige strich sich mit zitternden Händen über das olivgrüne Gesicht, als wollte er sich Schlaf aus den Augen reiben. Dann blickte er Mythor verständnislos an. »Du hast noch nie von den Tukken und dem Fraß gehört, Honga?«
    Sollte er das? Mußte ein Tau diese Kreaturen kennen?
    Mythor überlegte, ob er nicht wenigstens Oniak die Wahrheit über sich sagen sollte. Es war noch zu früh. Als Honga war er wenigstens ein Held, wenngleich auch dies in einer von Frauen beherrschten Welt nicht viel besagte. Doch als Mythor war er hier nur ein Mann unter vielen - ein Mann aus der Fremde. Und wie es solchen hierzulande erging, dafür war Oniak Beispiel genug.
    »Gehört schon«, sagte er also. »Aber nur wenig.«
    »Dann dreh den Fraß um.«
    Mythor zögerte. Wieder suchte er die Umgebung nach verborgener Gefahr um. Die plötzliche Stille war ihm unheimlich. Hatte Ramoa wieder nur mit ihm »gespielt«? War es eine weitere Probe? Wieso blieb der Berg nun ruhig?
    Mythor packte den Schaft des Dreizacks, vorsichtig, als könnte der Klumpen am anderen Ende jeden Moment wieder zum Leben erwachen. Er mußte sich überwinden, um ihn endlich so zu drehen, daß der »Fraß« sich vom Fels ablöste und das, was von ihm übriggeblieben war, auf die eben noch nach oben gewandte Seite zum liegen kam. Entsetzt mußte er sehen, daß die gesamte Unterseite aus einer großen, maulähnlichen Saugöffnung bestand.
    »Es hätte wahrhaftig nicht viel gefehlt«, flüsterte Oniak, »und wir wären beide vom Fraß Befallene geworden. Die Tukken wußten, daß wir zu zweit waren. Sie haben uns beobachtet, als wir noch in

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