Der Herr der Augenringe
»Gefällt dir das, was du siehst?«, fragte die üppige Elbenmaid und schlug provozierend die Falten ihres Gewandes auf, um die darin verborgenen rundlichen, verschatteten Herrlichkeiten zu enthüllen. Fritos Kehle war trocken, obwohl ihm vor Begehren und Bier schwindlig war.
Sie streifte das hauchdünne Gewand ab und ging, ohne sich ihrer Nacktheit zu schämen, auf den faszinierten Boggie zu. Mit einer untadeligen Hand strich sie über seine Füße, und hilflos sah er mit an, wie sich seine haarigen Zehen krümmten, weil er die Maid so heftig und anhaltend begehrte.
»Lass mich es dir behaglicher machen«, flüsterte sie heiser, während sie sich an den Schnallen seines Lederwamses zu schaffen machte und lachend sein Schwertgehenk löste. »Fühle mich«, girrte sie. »Oh, fühle mich.«
Als hätte Fritos Hand einen eigenen Willen, streichelte sie die zarte Wölbung der Elbenbrust, während die andere langsam die schmale, makellose Taille umfasste und die Maid an seinen kräftigen Brustkasten presste.
»Zehen«, stöhnte sie, »ich liebe haarige Zehen«, und zog ihn gewaltsam hinunter auf den silberfarbenen Teppich. Ihre winzigen rosa Zehen streichelten den üppigen Pelz auf seinem Spann, und Fritos Nase erkundete derweil die Wärme ihres köstlichen Elbennabels.
»Aber ich bin so klein und haarig, und … und du bist so schön«, wimmerte Frito und schlüpfte unbeholfen aus seinen störenden Sockenhaltern.
Die Elbenmaid antwortete nicht, sondern seufzte nur kehlig und drückte ihn noch fester an ihren faunähnlichen Körper. »Doch etwas musst du zuerst für mich tun«, flüsterte sie in ein büscheliges Ohr.
»Alles, was auch immer«, schluchzte Frito, den sein Bedürfnis übermannte. »Alles!«
Sie schloss die Augen und blickte dann zur Decke hinauf. »Der Ring«, sagte sie. »Ich muss deinen Ring haben.«
Fritos ganzer Körper verkrampfte sich. »O nein«, rief er, »das nicht! Alles, aber das nicht.«
»Ich muss ihn haben«, sagte sie, zugleich zärtlich und heftig. »Ich muss den Ring haben.«
Fritos Augen waren von Tränen und Verwirrung verschleiert. »Das kann ich nicht«, sagte er, »das darf ich nicht!«
Aber er wusste, dass seine Entschlossenheit wankend wurde. Langsam schob sich die Hand der Elbenmaid zu der Kette in seiner Jackentasche hin, immer näher kam sie dem Ring, den Frito so getreulich behütet hatte …
Zwar können wir, wenn wir ehrlich sind, nicht wie Prof. T. behaupten, »diese Erzählung wuchs und wuchs, während ich sie erzählte«, doch können wir zugeben, dass die Erzählung (oder vielmehr die Notwendigkeit, sie für einen Apfel und ein Ei zu verhökern) direkt proportional zum bedrohlichen Schrumpfen unserer Bankkonten wuchs. Der Turgorschwund unseres bereits mageren Portefeuilles war an sich kein Grund, Alarm zu schlagen (oder uns »zu den Waffen zu rufen«, wie sich Prof. T. zutreffend hätte ausdrücken können), aber die daraus resultierenden Drohungen und die Ohrfeigen, die uns die Gläubiger verpassten, waren ein Grund. Wir dachten lange darüber nach und zogen uns in das Lesezimmer unseres Klubs zurück, um über diese missliche Entwicklung zu meditieren.
Im nächsten Herbst hockten wir immer noch auf unseren Ledersesseln, wund gesessen und beträchtlich abgemagert, aber immer noch ohne einen Hundekuchen für die Wolfsmeute, die an der Vordertür herumlungerte. Just in diesem Augenblick kamen unsere zitterigen Hände auf einem durch viele Eselsohren verunzierten Exemplar der neunzehnten Auflage von Der Herr der Ringe des liebenswürdigen alten Prof. Tolkien zur Ruhe. Dollarzeichen tauchten vor unseren treuherzigen Augen auf, und rasch stellten wir fest, dass sich das Buch immer noch wer weiß wie verkaufte. Bis an die Backenzähne bewaffnet mit Wörterbüchern und Kompendien internationaler Verunglimpfungsgesetze, schlossen wir uns auf dem Lampoon- Squash-Platz mit so viel Fritos-Chips und Dr.-Pepper-Limonade ein, dass einem ausgewachsenen Pferd davon schlecht werden konnte. (Zuletzt musste bei der Erzeugung dieses Machwerks tatsächlich ein kleines Pferd auf der Strecke bleiben, aber das ist nun wirklich eine ganz andere Geschichte.)
Im Frühjahr hatten wir kariös gewordene Zähne und vor uns mehrere Pfund DIN-A3-Bögen, bedeckt mit unleserlichem Tintengekritzel. Bei einem raschen Durchlesen erwies sich das Manuskript als eine erstaunlich brillante Satire auf Tolkiens linguistische und mythische Konstruktionen mit kleinen
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