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Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Der Herr der Ohrringe (German Edition)

Titel: Der Herr der Ohrringe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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Saurum seine mächtigsten Untergebenen zu sich. Und es torkelten die Neun in den Thronsaal, die Ohrringgespenster, die fürchterlichsten Handlanger des Schwarzen Herrschers. Einstmals waren sie Menschen gewesen, regelrechte Normalsterbliche mit einem langweiligen Alltag, bis Saurum sie mit seinen schönen Ohrringen bezirzt und verhext hatte, sodass sie irgendwann unter den Schatten gefallen und Sklaven des Einen geworden waren, Opfer ihrer Ohrschmuck- und Thaetthuu-Sucht 1 .
    Jetzt aber schlotterten die Neun Ohrringgespenster, denn Saurum flippte richtig aus, und nicht nur ein bisschen. Und er schrie in seiner Raserei und erschuf Wahngebilde und schleuderte etwas durch den Raum, das nach Luugphurrz, fast sogar nach Isschnurz aussah. Da wussten die Gespenster, dass Saurum nicht zum Spaßen aufgelegt war. Als ihnen einfiel, dass er das eh nie war, wollten sie sich beruhigen; aber der Dunkle Herrscher fuhr dazwischen.
    »Ihr da!«, schrie er sie an. »Schwingt euch auf eure Rösser! Am besten auf die mit den Feuern in den Nüstern! Oder nehmt die Fliegenden Dino-Stuten. Mir ist es gleich. Und beeilt euch, statt hier nutzloser Lethargie zu frönen! Denn sehet – ich habe den Einen verloren! Findet ihn, der nicht mehr baumelt in meinem Ohrläppchen, dem linken!«
    Da schauten die Neun verlegen drein, und zwei oder drei von ihnen waren froh, dass es offenbar auch nützliche Lethargie zu geben schien – manche von ihnen aber taten so, als würden sie den Fußboden absuchen, den besudelten. Endlich nahm sich der Fürst der Gespenster ein Herz, obgleich er gar keins mehr hatte, jedenfalls nicht im konventionellen Sinn, und sprach: »Großer Saurum! Der Eine ist, mit Verlaub, schon seit einem ganzen Zeitalter nicht mehr in Eurem Besitz! Er wurde euch doch im Ersten Ohrringkrieg abgenommen, könnt ihr Euch denn nicht mehr daran erinnern?«
    Da packte sich der Schwarze König an die Stirn, direkt oberhalb des Rotorangefarbenen Auges. »Richtig! So war es! Und ist es nicht ärgerlich, dass der gar nicht mehr bei mir ist, der Eine?! Wo steckt er denn eigentlich?«
    »Aber das wissen wir nicht!«, entgegnete der Gespensterfürst, der Erste unter den Neun. »Den Ohrring nahm doch damals IsInDur an sich, der unmusikalische Sohn von Elendsstiel. Ihr wisst doch, oder etwa nich’?«
    Saurum indes hielt sich die Ohren zu. »Erwähne nicht andauernd diese Namen, Nummer Eins!«, schrie er. »Sonst bist du die längste Zeit die Nummer Eins gewesen!«
    Das nahm sich der Gespensterboss zu Herzen, obgleich er ja gar keins mehr hatte, zumindest kein pochendes. Und statt noch etwas zu sagen, sagte er lieber nichts.
    Der Dunkle Herrscher hingegen stiefelte unruhig im Kreis herum, lief hin und her, vorwärts und rückwärts und am Ende sogar dorthin und wieder zurück. Doch egal, wohin er sich wandte, er wurde seine Rastlosigkeit nicht los. Und er murmelte: »IsInDur, IsInDur… Was hat er wohl mit dem Einen gemacht? Dem Ohrring, mein’ ich. Er wird ihn doch nicht kaputtgemacht haben?« »Er hätte ihn dazu in den Schicksalsteich schmeißen müssen, oh Grausame Majestät«, flüsterte ein anderer der Ohrringgeister. »Aber das tat er augenscheinlich nicht, denn ansonsten wärt Ihr nur noch ein armseliger Schatten Eurer Selbst, ein bösartiger natürlich, aber ganz kleiner, beraubt jeglicher Macht!«
    »Ach ja, natürlich!«, lachte Saurum. »Das is’ ja ein ganz untrügliches Zeichen! Er machte ihn also nicht kaputt! Das is’ gut. Schöne Sache, schöne Sache.«
    Jedoch so ganz beruhigt schien er noch nicht zu sein, der Düsterkönig, denn er kaute an seinen Fingernägeln, den schwarzen. »Aber was tat er stattdessen, der alte IsInDur? Wie geht’s ihm eigentlich so? Wisst ihr was?«
    »Der lebt doch schon lange nicht mehr!«, hauchte ein weiteres Gespenst. »Und den Ohrring hat er auch nicht, nach allem, was man hört.«
    »Was hört man denn so?«, forschte der Schwarze Herrscher weiter. »Dass der Eine verschwunden ist, und dass keiner der Großen weiß, wo er sich befindet!«
    »Keiner der Großen weiß es? Auch nicht dieser graue Wandersmann, von dem wir immer wieder hören? Der, der seine Nase immer in Dinge steckt, die ihn nichts angehen? Dieser ekelhafte… Naseweis?« Lange hatte Saurum nach einem Schimpfwort gesucht, und so war er froh, dass ihm doch noch ein niederschmetterndes eingefallen war. »Ein richtiger Naseweis ist das, der fiese Graue!«
    »Auch er weiß nicht, wo der Ohrring sich befindet!«
    »Oho!«, sagte der Dunkle

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