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Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)

Titel: Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Reiches waren und wir somit Anspruch auf Schutz durch eben dieses Reich besaßen.
    Janos, Natalyia und auch Serafine waren heute Morgen nicht anwesend. Serafine. Ich konnte mich noch immer nicht daran gewöhnen, dass das ehemals so glatte und leere Gesicht von Armins Schwester Helis nun Ausdruck und Charakter einer Frau besaß, die vor fast siebenhundert Jahren hier in Gasalabad als Tochter des damaligen imperialen Gouverneurs geboren worden war. Eine Frau, um die sich hier noch immer Legenden rankten.
    Es war eine seltsame Mischung von Gefährten, die sich Leandras Sache angeschlossen hatten. Janos war entweder ein Agent der Königin oder aber der Brigant, der uns damals im Gasthof in Angst und Schrecken versetzt hatte, um von der wahren Gefahr abzulenken. Natalyia war eine ausgebildete Attentäterin des Herrschers von Thalak. Wenn ich daran dachte, spürte ich noch immer das eisige Brennen ihrer Stilette, die sie mir beim Angriff im Wolfstempel in die Seite gerammt hatte. Nur Zokoras Eingreifen hatte verhindert, dass Natalyia mich zu Soltars Hallen beförderte. Es mochte zwar längst überfällig sein, dass ich mich dort einfand, aber damals, wie auch im Moment, hatte ich es nicht so eilig.
    Natalyia war Zokoras Gefangene gewesen und hätte beinahe die legendäre Grausamkeit der Dunkelelfen am eigenen Leib erfahren. Aber sie erhielt Gelegenheit, den Mord an Rigurd zu sühnen, und vor Kurzem hatte sie sich zwischen mich und einen Armbrustbolzen geworfen, der sie beinahe getötet hatte.
    »Wo sind die anderen?«, fragte ich, als ich am Tisch Platz nahm und dankbar nickte, als Sieglinde mir einen heißen Becher Kafje hinstellte.
    »Natalyia und Janos sind auf dem Markt, sie rüsten uns für unsere Reise zurück zum Hammerkopf aus«, antwortete Sieglinde mit einem Lächeln. »Serafine ist unten im Keller, sie sagt, sie müsse ihren Körper stählen.«
    Im Keller war es mittags am kühlsten, es gab dort einen großen Raum, der sich zum Üben hervorragend eignete, auch wenn das Licht, das in mit Spiegeln versehenen Schächten vom Innenhof her hineinfiel, mitunter etwas dürftig war. Jetzt jedoch nicht, denn die Sonne stand hoch am Himmel und leuchtete die Schächte gut aus.
    Ich dankte ihr und schaute zu Armin hinüber. Er sah, verstand meinen Blick und lächelte. Es war noch nicht so lange her, dass der Geist der Zeugmeisterin den Körper seiner Schwester beseelt hatte, und ich wusste noch nicht so recht, wie er dazu stand.
    »Es ist ein Wunder, Esseri, eines, das ich diesem alten Geist, der dennoch schon immer Euer Freund war, nicht verüble. Helis ist bei Soltar sicher, die Tochter des Wassers und Helis sind sich so ähnlich, dass ich mir erlaube zu vergessen, dass sie nicht Helis ist. Manchmal tut es weh, sie zu sehen, aber meist spüre ich, dass es noch immer meine Schwester ist, die ich liebe, und will nicht hinterfragen.« Er lächelte leicht. »Es ist wie eine Gnade, sie zu sehen, lachend oder ernst, klug weit jenseits ihres Alters und doch in vielen Dingen Helis so ähnlich.«
    Helis und Armin entstammten dem nach den Wirren um Askannons Abdankung verratenen und verbotenen Haus des Adlers, wie auch Serafine selbst, die den Beinamen Tochter des Wassers trug. Schon als ich Helis das erste Mal gesehen hatte, war mir die Ähnlichkeit zwischen ihr und Serafine aufgefallen, die ich zuvor einmal als geisterhafte Erscheinung in den Eishöhlen erblickt hatte.
    Serafine selbst sagte, es gebe keinen erkennbaren Unterschied: Helis hätte sie selbst sein können, nur um Jahrzehnte jünger. Oder Jahrhunderte …
    Helis war Zirkusartistin gewesen, und auch wenn ihre Entführung nun fast ein Jahr zurücklag, konnte man nicht behaupten, dass sie schlecht in Form war. Bei dem Gedanken musste ich lächeln: Nach Serafines Maßstäben waren höchstens Zokora oder Natalyia in guter Verfassung, und an den meisten Tagen übten Sieglinde und ich uns morgens nach Serafines Vorgaben. Manchmal schloss sich Janos uns ebenfalls an. Jedenfalls schienen die Übungen zu wirken, ich bewegte mich leichter und flüssiger als in den letzten Jahren, und auch Sieglinde wurde immer sicherer im Umgang mit ihrem Schwert. Ich sah hin zu ihr, unter ihrer Haut spielten schlanke Muskeln, die man dort zuvor nicht hatte sehen können.
    Sie hatte in meinen Augen die größte Wandlung von uns allen vollzogen – von der Tochter eines Wirts hin zu einer Kämpferin, die unerschrocken den Gefahren ins Auge sah und in ihrer Bescheidenheit gar nicht merkte, dass

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