Der Herr der Puppen: Das Geheimnis von Askir 4 (German Edition)
Schwester, die so endlich den Weg zu Soltars Toren fand, dem Gott, dem ich doch recht widerwillig diente und der die Seelen der Toten in ein neues Leben führte.
In Armin steckte so viel Unterschiedliches, dass ich ihn wohl kaum jemals richtig kennenlernen würde. Aber ich spürte, dass er wirklich mein Freund war.
»Was ist es, Armin?«
»Es geht um eure Mission, eure Ziele und um unsere Bestrebungen. Es geht um Feinde und Freundschaft, um Vertrauen und Verrat. Eure Freundin Sieglinde macht vielleicht eine Ballade daraus, und es wäre eine spannende Geschichte.« Er seufzte erneut. »Wir wissen, dass ihr nicht gerne hier in unsere Fallstricke verwickelt seid. Ihr bleibt, weil wir euch baten, unserer Hochzeit beizuwohnen, ihr habt meiner Löwin mehrfach das Leben gerettet, euer eigenes riskiert, und doch wollt ihr nur eines: so schnell wie möglich mit eurem Schiff nach Askir reisen.« Er sah mich offen an. »So habt ihr unsere Feinde zu den euren gemacht und vielleicht eure Feinde zu den unseren. Vielleicht ist es einerlei, und es sind ohnehin unser beider Feinde. So scheint es zumindest. Was meine Löwin mit Eurem Greifen bespricht, ist genau das, was ich Euch sagen will: Es gilt eine Allianz zu schmieden zwischen dem Greifen, dem Einhorn und der Rose, dem Löwen und dem Adler.«
Er schwieg und sah mich fragend an. Ich nickte nur leicht und lächelte beruhigend, ich fand nichts an seinen Worten, gegen das ich mich verwahren wollte.
»Gasalabad ist die Perle Bessareins. Kein anderes Emirat kommt ihr an Größe, Schönheit, Reichtum und Macht gleich – und an Schatten. Selbst wenn Faihlyd in ihrem Streben scheitern und nicht Kalifa werden sollte, so ist sie dennoch eine Macht und auch außerhalb der Grenzen ihres Reichs nicht ohne Einfluss.« Er sah zu mir. »Was sie Eurer Liebsten gerade verspricht, ist, diesen Einfluss und diese Macht an die Seite der Rose von Illian zu stellen. Eine Allianz zwischen unseren Häusern und eurem Königreich. Ob sie nun Kalifa sein wird oder nicht, auch Faihlyd wird nach Askir reisen und im Kronrat ihre Stimme für Euch erheben. Esseri, Havald, Freund. Sie hält immer ihr Wort. Es ist von Gewicht.«
»Ich führe kein Haus, Armin. Aber ich begrüße diese Allianz.«
»Das wird sie erfreuen. Aber es kann nicht stimmen, dass Ihr kein Haus führt. Die Maestra erzählte mir etwas anderes. Ihr seid ein Graf, Ihr führt die Rose und das Einhorn als Wappen. Ihr dient der Rose von Illian, Eurer Königin Eleonora, seit ihrer Geburt. Ihr tragt Titel, alte Titel, die auch in unserem Reich noch bekannt und anerkannt sind, ehrenhafte Titel, die, würdet Ihr sie nutzen wollen, Euch viele Türen öffnen würden. Bewahrer des Reiches …«
Ich schüttelte den Kopf. »Wenn jemand der Paladin unserer Königin ist, dann ist es Leandra. Sie trägt Steinherz, das Reichsschwert, und sie ist es, die für unsere Königin spricht.« Ich legte meine Hände auf das sonnenwarme Geländer aus kunstvoll bearbeitetem Stein und sah in den Garten hinunter. Dort schaute Leandra auf, begegnete meinem Blick und lächelte. Ich lächelte zurück und genoss diesen kurzen, vielsagenden Blickwechsel. Auch Faihlyd schaute auf, sah uns am Geländer stehen, schenkte uns beiden ein strahlendes Lächeln und Armin einen speziellen Blick. Sie winkte sogar, und ich hob die Hand zum Gruß.
»Ohne Leandra wären wir nicht hier«, sprach ich leise weiter. »Sie ist es, deren Mission wir folgen. Sie ist es, die das Unmögliche will: Hilfe gegen Thalak und die Befreiung unserer Reiche. Vielleicht ist das sogar möglich. Niemand weiß, was die Zukunft bringt. Aber wenn es gelingt, dann ist es ihr Werk.« Ich seufzte. »Was sie nicht wahrhaben will, ist, dass Roderic von Thurgau gestorben ist. Er starb in einer Schlacht, umgeben von guten Männern und loyalen Freunden.« Ich machte eine hilflose Geste. »Ich kann es nicht anders sagen, nicht anders erklären. Graf von Thurgau starb mit den vierzig Getreuen an jenem Pass. Es ist undenkbar, dass er überlebte. Es wäre ein Verrat an jenen, die mit ihm fielen.«
Armin sah mich lange an. »Schämt Ihr Euch zu leben, Herr?«, fragte er dann leise, und ich lachte bitter.
»Eines kann man dich nicht nennen, Armin. Du bist nicht blind.«
»Nein. Ihr irrt«, antwortete er. »Manchmal bin auch ich blind. Männer, so sagt mir meine Löwin, sind es oft. Aber in diesem Moment sehe ich sehr klar. Ich sehe, dass man vor allem weglaufen kann, nur nicht vor sich selbst. Auch Ihr könnt es
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