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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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den Wänden genommen, auf Böcke gestellt und gedeckt. Das Geschirr war zumeist schlicht und schmucklos, aber von solider und gefälliger Machart: runde Platten, Teller und Schüsseln aus braunem, glasiertem Ton oder gedrechseltem Buchsbaum, sauber und glatt. Hier und da sah man auch einen Becher oder eine Trinkschale von glänzender Bronze; und vor den Platz des Feldhauptmanns, in der Mitte des innersten Tischs, wurde ein Becher aus glattem Silber gestellt.
    Faramir ging vom einen zum andern und befragte jeden, der hereinkam, mit leiser Stimme. Manche kehrten von der Verfolgung der Südländer zurück; andere, die als Kundschafter an der Straße geblieben waren, trafen als Letzte ein. Von den Südländern schien keiner entkommen zu sein, bis auf den großen Mûmak: Was aus ihm geworden war, wusste niemand. Von neuen feindlichen Truppenbewegungen war nichts zu sehen; nicht einmal Ork-Späher waren in der Nähe.
    »Nichts gesehen oder gehört, Anborn?«, fragte Faramir den Mann, der zuletzt kam.
    »Na – nein, Herr«, sagte der Mann. »Zumindest keinen Ork. Ich habe etwas gesehen oder glaubte es zu sehen, das ein bisschen merkwürdig war. Es dämmerte schon stark, und da macht das Auge die Dinge oft größer, als sie sind. Darum kann es sein, dass es nur ein Eichhörnchen war.« Sam spitzte die Ohren. »Aber dann müsste es ein schwarzes Eichhörnchen gewesen sein, und von einem Schwanz hab ich nichts gesehen. Es war wie ein Schatten am Boden und huschte hinter einen Baumstamm, als ich näher kam, und krabbelte so schnell hinauf, wie es ein Eichhörnchen nicht besser könnte. Du willst nicht, dass wir wilde Tiere ohne Grund töten, und mehr schien es nicht zu sein, darum habe ich keinen Pfeil abgeschossen. Für einen sicheren Schuss war es ohnehin zu dunkel, und das Geschöpf war im Nu oben im Laub verschwunden. Aber ich bin noch eine Weile stehen geblieben, denn das kam mir eigenartig vor, und dann hab ich gemacht, dass ich zurückkam. Ich glaube, ich habe noch gehört, wie das Kerlchen mir von hoch oben nachzischte, als ich fortging. Ein sehr großes Eichhörnchen, vielleicht. Kann sein, dass der Schatten des Namenlosen manche Biester aus dem Düsterwald hierher in unsere Wälder treibt. Dort soll es auch schwarze Eichhörnchen geben.«
    »Mag sein«, sagte Faramir. »Aber das wäre ein schlimmes Vorzeichen, wenn dem so wäre. Die Ausgeburten des Düsterwalds wollen wir hier in Ithilien nicht haben.« Sam schien es, dass Faramir bei diesen Worten einen raschen Seitenblick zu den Hobbits hin warf;aber Sam sagte nichts. Eine Weile lagen er und Frodo auf dem Bett und schauten den im Fackelschein hin und her laufenden Männern zu, die leise miteinander sprachen. Dann schlief Frodo ein.
    Sam kämpfte gegen den Schlaf an und erwog manches Für und Wider, ob er Faramir trauen konnte. »Vielleicht ist er ja ehrlich, vielleicht auch nicht«, dachte er. »Schöne Reden können ein schlechtes Herz verbergen.« Er gähnte. »Eine ganze Woche könnt ich schlafen; täte mir gut. Und was kann ich denn schon machen, wenn ich wach bleibe, ich alleine unter lauter so großen Menschen? Nichts, Sam Gamdschie, aber trotzdem bleibst du jetzt wach!« Und irgendwie gelang es ihm. Das Licht vom Höhlentor schwand, der graue Schleier des herabstürzenden Wassers wurde dunkel und verlor sich in den dichter werdenden Schatten. Nur das Rauschen hielt an, das nie den Ton wechselte, ob es nun Morgen, Abend oder Nacht war. Es murmelte und flüsterte vom Schlaf. Sam presste sich die Knöchel auf die Augen.
    Nun wurden noch etliche Fackeln mehr angezündet. Ein Fass Wein wurde angestochen, Vorratsfässer wurden geöffnet. Männer holten Wasser vom Wasserfall. Manche wuschen sich die Hände, auch Faramir, dem man eine große Kupferschüssel und ein weißes Handtuch brachte.
    »Weckt unsere Gäste«, sagte er, »und bringt ihnen Wasser! Es ist Essenszeit.«
    Frodo setzte sich auf und reckte die Arme, Sam, nicht gewohnt, dass man ihn bediente, blickte einigermaßen überrascht den langen Kerl an, der sich bückte und ihm ein Waschbecken hinhielt.
    »Stell es auf den Boden, Herr, sei so gut!«, sagte er. »So wird’s leichter für uns beide.« Dann steckte er zur Verwunderung und Erheiterung der Menschen den Kopf ins kalte Wasser und wusch sich Hals und Ohren.
    »Ist das so Brauch in eurem Land, sich vor dem Abendessen den Kopf zu waschen?«, fragte der Mann, der den Hobbits aufwartete.
    »Nein, vor dem Frühstück«, sagte Sam. »Aber wenn du nicht

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