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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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denn, wir bekämen wider Erwarten Hilfe von anderer Seite, von Elben oder Menschen. Denn der Feind wächst, und wir schrumpfen. Wir sind ein aussterbendes Volk, ein Herbst, dem kein Frühling mehr folgt.
    Die Menschen von Númenor hatten sich weit und breit an den Küsten und in den meeresnahen Gebieten der Großen Lande niedergelassen, doch die meisten ergaben sich bösen Lastern und Torheiten. Viele begeisterten sich für das Dunkel und die schwarzen Künste; manche frönten nur noch der Faulheit und dem Wohlleben; und andere wieder bekriegten sich untereinander, bis sie so schwach waren, dass sie den wilden Menschen unterlagen.
    Zwar wird nicht gesagt, dass böse Künste je in Gondor ausgeübt wurden oder dass der Namenlose hier einen Ehrennamen erhielt; und die alte Weisheit und die schönen Dinge, die aus dem Westen mitgebracht waren, wurden im Reich der Söhne des edlen Elendil lange bewahrt und sind heute noch nicht ganz verschwunden. Aber dennoch hat Gondor den eigenen Niedergang eingeleitet, denn es verfiel allmählich in Altersschwachsinn und in den Glauben, der Feind schlafe, der doch nur vertrieben und nicht ausgetilgt war.
    Der Tod beherrschte alle Gedanken der Númenórer, weil sie noch immer wie in ihrem alten Reich, das sie darum verloren hatten, nach einem endlosen, unveränderlichen Leben gierten. Könige ließen sich Grabmäler errichten, die prächtiger waren als die Häuser der Lebenden, und die alten Namen auf ihren Ahnentafeln waren ihnen teurer als die Namen ihrer Söhne. Kinderlose Fürsten saßen in altersgrauen Palästen und grübelten über Wappenkunde; verdorrte Greise mischten in geheimen Kammern starke Elixiere oder befragten auf hohen, kalten Türmen die Sterne. Und der letzte König aus Anárions Linie hatte keinen Erben.
    Mehr Verstand aber und mehr Glück hatten die Statthalter. Mehr Verstand, denn sie frischten die Kraft unseres Volkes durch Verbindung mit dem stämmigen Volk von der Küste und den kühnen Bergbewohnern aus den Ered Nimrais auf. Und sie schlossen Waffenstillstand mit den stolzen Völkern des Nordens, die uns oft angegriffen hatten, Menschen von grimmigem Mut, aber uns von fern her verwandt, anders als die wilden Ostlinge oder die grausamen Haradrim.
    Und so kam es, dass uns die Nordmenschen in den Tagen Cirions, des zwölften Statthalters (mein Vater ist der sechsundzwanzigste) zu Hilfe eilten. Auf der großen Ebene des Celebrant vernichteten sie unsere Feinde, die unsere nördlichen Provinzen besetzt hatten. Sie waren die Rohirrim, wie wir sie nennen, die Herren der Pferde, und wir traten ihnen die Ebene von Calenardhon ab, die seither Rohan heißt; denn diese Provinz war lange Zeit nur dünn bevölkert gewesen. Und sie wurden unsere Bundesgenossen und haben uns stets die Treue gehalten, uns in der Not geholfen und unsere Nordmarken und die Pforte von Rohan bewacht.
    Von unserem Wissen und unseren Sitten haben sie angenommen, was ihnen passte; und ihre Edlen sprechen zur Not unsere Sprache; zumeist aber halten sie an den Sitten ihrer Väter und den eigenen Überlieferungen fest, und unter sich sprechen sie nur die eigene nordländische Sprache. Und wir lieben sie: hochgewachsene Männer und schöne Frauen, beide gleichermaßen tapfer, goldblond, helläugig und stark; sie gemahnen uns an die Jugend der Menschen, so wie sie in den Ältesten Tagen waren. Unsere Schriftgelehrten behaupten sogar, dass diese wechselseitige Neigung zwischen uns aus alten Zeiten überkommen ist und dass die Rohirrim von denselben Drei Häusern der Menschen abstammen wie die Númenórer: vielleicht nicht von Hador Goldscheitel, dem Elbenfreund, aber von manchen unter seinen Söhnen und aus seinem Volk, die den Aufruf, übers Meer in den Westen zu fahren, nicht befolgt hatten.
    Denn so teilen wir nach unserer Überlieferung die Menschen ein: die hohen Völker oder Menschen des Westens, und dies waren die Númenórer; die mittleren oder Menschen des Zwielichts, wie die Rohirrim und ihre Stammverwandten, die noch im fernen Norden wohnen; und die wilden Menschen oder Menschen der Dunkelheit.
    Wie nun aber die Rohirrim mancherlei von unseren Künsten und edleren Sitten angenommen haben und uns darin ähnlicher geworden sind, so sind auch wir ihnen jetzt ähnlicher und kaum mehr berechtigt, uns zu der hohen Menschenart zu zählen. Den mittleren, den Menschen des Zwielichts, gleichen wir uns an, bewahren aber die Erinnerung an andere Dinge. Denn wie die Rohirrim betrachten wir heute den Krieg und

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