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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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nicht ganz sicher, »ich glaube, es ist das Beste, wenn wir von hier möglichst nach Osten gehen, um die Bergkette zu erreichen, und nicht direkt zur Wetterspitze. Dort kenne ich einen Pfad, der am Fuß der Berge entlangläuft; er wird uns von Norden her und nicht so ungeschützt zur Wetterspitze bringen. Dann werden wir weitersehen.«
    Den ganzen Tag schleppten sie sich dahin, bis der kalte und frühe Abend hereinbrach. Das Land wurde trockener und unfruchtbarer; doch hinter ihnen über den Mooren lagen Nebel und Dunst. Ein paar melancholische Vögel piepsten und klagten, bis die runde rote Sonne langsam hinter den westlichen Schatten versank; dann hüllte eine unheimliche Stille sie ein. Die Hobbits dachten an den sanften Schein des Sonnenuntergangs, der durch die freundlichen Fenster des fernen Beutelsend schimmerte.
    Als der Tag endete, kamen sie zu einem Bach, der von den Bergen herabrann, um sich in den sumpfigen Mooren zu verlieren, und an seinen Ufern gingen sie entlang, solange es hell war. Es war schon Nacht, als sie endlich haltmachten und ihr Lager unter ein paar verkrüppelten Erlen am Bachufer aufschlugen. Vor ihnen erhoben sich jetzt gegen den dämmrigen Himmel die kahlen und baumlosen Bergrücken. In jener Nacht stellten sie eine Wache auf, und Streicher schien überhaupt nicht zu schlafen. Es war zunehmender Mond, und in den frühen Nachtstunden lag ein kaltes graues Licht über dem Land.
    Am nächsten Morgen brachen sie gleich nach Sonnenaufgang auf. Die Luft war kühl und der Himmel von blasser, klarer Bläue. Die Hobbits fühlten sich erfrischt, als wenn sie die ganze Nacht durchgeschlafen hätten. Sie gewöhnten sich schon daran, viel zu laufen bei schmaler Kost – schmaler jedenfalls als das, was sie im Auenland kaum als ausreichend erachtet hätten, um sich auf den Beinen zu halten. Pippin erklärte, dass Frodo doppelt so kräftig aussehe wie früher.
    »Sehr merkwürdig«, sagte Frodo, indem er seinen Gürtel enger schnallte, »wenn man bedenkt, dass ich in Wirklichkeit erheblich abgenommen habe. Ich hoffe, diese Abmagerungskur setzt sich nicht ins Unendliche fort, sonst werde ich ein Geist.«
    »Sprecht nicht von solchen Dingen!«, sagte Streicher schnell und mit überraschendem Ernst.
    Die Berge kamen näher. Sie bildeten einen wellenförmigen Kamm, oft erhoben sie sich fast bis zu tausend Fuß Höhe, und hier und da fielen sie wieder ab zu niedrigen Schluchten oder Pässen, die in das östliche Land dahinter führten. Auf dem Grat der Bergkette konnten die Hobbits etwas erkennen, das wie Reste von grünbewachsenen Wällen und Gräben aussah, und in den Schluchten standen noch die Ruinen alter Steinbauten. Als es Nacht wurde, hatten sie den Fuß der westlichen Hänge erreicht, und dort lagerten sie. Es war die Nacht des fünften Oktober, und seit Bree waren sie jetzt sechs Tage unterwegs.
    Am Morgen fanden sie zum ersten Mal, nachdem sie den Chetwald verlassen hatten, einen deutlich sichtbaren Pfad. Er bog rechts ab, und sie folgten ihm nach Süden. Er war sehr listig angelegt und verlief so, dass er nach Möglichkeit dem Blick entzogen war, sowohl von den Berggipfeln aus als auch von der Ebene im Westen. Er tauchte in schmale Täler und schmiegte sich an steile Hänge; und wo er flacheres und mehr offenes Gelände überquerte, lagen auf beiden Seiten Reihen großer Findlinge und behauener Steine, die die Wanderer fast wie eine Hecke abschirmten.
    »Ich möchte gern wissen, wer diesen Pfad angelegt hat, und wofür«, sagte Merry, als sie an einer dieser Stellen vorbeikamen, wo die Steine besonders groß waren und dicht beieinander standen. »Er gefällt mir eigentlich nicht so recht: Er sieht so nach – nun ja, nach Grabunholden aus. Gibt es irgendwelche Hügelgräber auf der Wetterspitze?«
    »Nein. Es gibt kein Hügelgrab auf der Wetterspitze, und auch auf keinem anderen dieser Berge«, antwortete Streicher. »Die Menschen des Westens lebten hier nicht; obwohl sie in späterer Zeit die Berge eine Weile gegen das Böse verteidigten, das aus Angmar kam. Dieser Pfad wurde zur Versorgung der Festen entlang der Schutzwälle gebraucht. Aber viel früher, in den Tagen des Nördlichen Königreiches, bauten sie einen großen Wachtturm auf der Wetterspitze, Amon Sûl nannten sie ihn. Er wurde niedergebrannt und geschleift, und nichts blieb von ihm als ein zusammengestürztes Rund wie eine rauhe Krone auf dem Kopf des alten Berges. Doch war er einst hoch und schön. Es heißt, dass Elendil dort

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