Der Herr der Ringe
großer Mund verzog sich zu einem Hohnlächeln. Er rauchte eine kurze schwarze Pfeife. Als sie näher kamen, nahm er sie aus dem Mund und spuckte.
»Morgen, Langbein«, sagte er. »So früh schon fort? Endlich ein paar Freunde gefunden?« Streicher nickte, gab aber keine Antwort.
»Morgen, meine kleinen Freunde«, sagte er zu den anderen. »Ich nehme an, ihr wisst, mit wem ihr euch da eingelassen habt? Der schreckt nämlich vor nichts zurück, dieser Streicher. Obwohl ich noch andere Namen gehört habe, die nicht so hübsch sind. Passt nur auf heute Nacht! Und Sam, du Knirps, behandle mein armes altes Pony gut! Pah!« Er spuckte wieder.
Sam drehte sich rasch um. »Und du, Farning«, sagte er, »geh mir mit deinem hässlichen Gesicht aus den Augen, sonst nimmt es Schaden.« Mit einer blitzschnellen Bewegung schleuderte er einen Apfel und traf Lutz genau auf die Nase. Er duckte sich zu spät, und Flüche kamen hinter der Hecke hervor. »Schade um den guten Apfel«, sagte Sam bedauernd und ging weiter.
Schließlich ließen sie das Dorf hinter sich. Die Kinder und Schaulustigen, die ihnen nachgelaufen waren, wurden es leid und drehten am Südtor um. Sie gingen durch das Tor und noch einige Meilen auf der Straße weiter. Sie beschrieb einen Bogen nach links und nahm, während sie sich um den Fuß des Breeberges herumzog, wieder ihre östliche Richtung auf und führte dann rasch hinunter in waldiges Gelände. Zu ihrer Linken konnten sie einige Häuser und Hobbithöhlen von Stadel an den flacheren südöstlichen Hängen des Berges sehen; unten in einer tiefen Mulde weit nördlich der Straße zeigten Rauchwölkchen, dass dort Schlucht lag; Archet dahinter war durch Bäume verborgen.
Nachdem die Straße ein Stück bergab verlaufen und der Breeberg hoch und braun hinter ihnen geblieben war, kamen sie zu einem schmalen Pfad, der nach Norden führte. »Hier verlassen wir das offene Gelände und gehen in Deckung«, sagte Streicher.
»Hoffentlich kein ›gerader Weg‹«, sagte Pippin. »Unser letzter gerader Weg durch den Wald endete fast im Unglück.«
»Ach, da hattet ihr ja auch mich nicht dabei«, lachte Streicher. »Meine Wege, ob gerad oder krumm, gehen nicht fehl.« Er schaute die Straße hinauf und hinunter. Niemand war zu sehen; und dann führte er sie rasch hinab in das bewaldete Tal.
Sein Plan, soweit sie ihn verstehen konnten, ohne die Gegend zu kennen, bestand darin, zuerst in Richtung Archet zu gehen, aber rechts davon zu bleiben und östlich daran vorbeizugehen, und dann so geradeaus, wie in dem unwegsamen Gelände nur möglich, auf die Wetterspitze zuzuhalten. Auf diese Weise würden sie, wenn alles gutging, eine große Schleife der Straße abschneiden, denn die Straße zog sich weiter nach Süden, um die Mückenwassermoore zu umgehen. Sie würden natürlich die Moore überqueren müssen, und Streichers Beschreibung davon war nicht ermutigend.
Einstweilen war das Laufen indes nicht unangenehm. Ohne die beunruhigenden Ereignisse der letzten Nacht hätten sie sogar diesen Teil ihrer Wanderung mehr genossen als alle bisherigen. Die Sonne schien klar, aber nicht zu heiß. Die Wälder im Tal waren noch belaubt und farbenprächtig und schienen friedlich und ungefährlich zu sein. Streicher führte sie sicher zwischen vielen sich kreuzenden Pfaden hindurch, auf denen sie sich bestimmt bald verirrt hätten, wären sie allein gewesen. Er schlug immer wieder Haken auf seinem Weg, um etwaige Verfolger abzuschütteln.
»Lutz Farning wird beobachtet haben, wo wir die Straße verlassen haben, das ist sicher«, sagte er. »Obwohl ich nicht glaube, dass er uns selbst folgt. Er kennt die Gegend hier gut genug, aber er weiß, dass er es im Wald nicht mit mir aufnehmen kann. Ich befürchte nur, dass er anderen Bescheid sagt. Vermutlich sind sie nicht fern. Wenn sie glauben, dass wir nach Archet gehen, dann umso besser.«
Ob es an Streichers Geschicklichkeit lag oder einen anderen Grund hatte, jedenfalls sahen und hörten sie den ganzen Tag kein anderes Lebewesen: weder zweibeinige außer Vögeln noch vierfüßige außer einem Fuchs und ein paar Eichhörnchen. Am nächsten Tag begannen sie sich stetig nach Osten zu halten. Am dritten Tag seit Bree ließen sie den Chetwald hinter sich. Das Gelände war die ganze Zeit abschüssig gewesen, seit sie die Straße verlassen hatten, und jetzt kamen sie in eine weite Ebene, die viel schwieriger zu durchqueren war. Sie waren weit jenseits der Grenzen des Breelandes in der pfadlosen
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