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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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dachte, er sei nur ein Waldläufer.«
    »Nur ein Waldläufer!«, rief Gandalf. »Mein lieber Frodo, das ist es gerade, was die Waldläufer sind: die letzten Überlebenden im Norden jenes großen Volkes, der Menschen des Westens. Sie haben mir schon früher geholfen; und ich werde ihre Hilfe auch in den kommenden Tagen brauchen; denn wir haben zwar Bruchtal erreicht, aber der Ring ist noch nicht zur Ruhe gekommen.«
    »Das glaube ich auch«, sagte Frodo. »Doch bisher war mein einziger Gedanke, hierher zu gelangen; und ich hoffe, dass ich nicht weiterzugehen brauche. Es ist sehr angenehm, bloß zu ruhen. Ich habe einen Monat Verbannung und Abenteuer hinter mir, und das reicht mir eigentlich.«
    Er schwieg und schloss die Augen. Nach einer Weile fuhr er fort: »Ich habe nachgerechnet, und ich komme nicht auf den vierundzwanzigsten Oktober. Es müsste der einundzwanzigste sein. Wir müssen die Furt am zwanzigsten erreicht haben.«
    »Du hast mehr geredet und gerechnet, als dir gut tut«, sagte Gandalf. »Was macht deine Seite und die Schulter?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Frodo. »Ich fühle sie gar nicht. Was ein Fortschritt ist. Aber …«, er machte einen Versuch, »ich kann meinen Arm ein wenig bewegen. Ja, es ist wieder Leben in ihm. Er ist nicht mehr kalt«, fügte er hinzu, als er mit der rechten nach seiner linken Hand fasste.
    »Gut«, sagte Gandalf. »Es bessert sich rasch. Bald wirst du wieder gesund sein. Elrond hat dich geheilt: Tagelang hat er dich gepflegt, seit du hergebracht wurdest.«
    »Tagelang?«, fragte Frodo.
    »Ja, vier Nächte und drei Tage, um genau zu sein. Die Elben haben dich am Abend des zwanzigsten von der Furt hergebracht, und da bist du aus der Zeitrechnung gekommen. Wir haben entsetzliche Sorgen gehabt, und Sam ist Tag und Nacht kaum von deiner Seite gewichen, außer wenn er Botengänge zu erledigen hatte. Elrond ist ein Meister der Heilkunst, aber die Waffen unseres Feindes sind tödlich. Um dir die Wahrheit zu sagen, ich hatte sehr wenig Hoffnung; denn ich vermutete, dass ein Bruchstück der Klinge noch in der geschlossenen Wunde sei. Erst gestern Abend konnte es gefunden werden. Dann hat Elrond den Splitter entfernt. Er saß sehr tief und wirkte nach innen.«
    Frodo schauderte, denn er erinnerte sich des grausamen Dolchs mit der gezackten Klinge, die sich in Streichers Hand aufgelöst hatte. »Ängstige dich nicht!«, sagte Gandalf. »Er ist nicht mehr da. Er ist eingeschmolzen worden. Und es scheint, dass Hobbits nur sehr widerstrebend dahinschwinden. Ich habe starke Krieger der Großen Leute gekannt, die diesem Splitter rasch erlegen wären, den du siebzehn Tage im Leib gehabt hast.«
    »Was hätten sie mir angetan?«, fragte Frodo. »Was versuchten die Reiter zu tun?«
    »Sie versuchten, dein Herz mit einem Morgul-Messer zu durchbohren, das in der Wunde bleibt. Wäre es ihnen geglückt, dann wärst du wie sie geworden, nur schwächer und unter ihrem Befehl. Du wärst ein Geist geworden unter dem Bann des Dunklen Herrschers; und er hätte dich gefoltert zur Strafe dafür, dass du versucht hast, seinen Ring zu behalten, wenn eine größere Folter möglich wäre, als seiner beraubt zu sein und ihn an seiner Hand zu sehen.«
    »Ein Glück, dass ich mir über die fürchterliche Gefahr nicht im Klaren war!«, sagte Frodo matt. »Natürlich hatte ich entsetzliche Angst; aber wenn ich mehr gewusst hätte, dann hätte ich mich nicht mehr zu rühren gewagt. Es ist ein Wunder, dass ich entkam!«
    »Ja, Glück oder Schicksal haben dir geholfen«, sagte Gandalf. »Ganz zu schweigen vom Mut. Denn nicht dein Herz, sondern nur deine Schulter ist durchbohrt worden; und das lag daran, dass du bis zuletzt Widerstand geleistet hast. Aber es war ein ganz knappes Entrinnen, sozusagen. Du warst in höchster Gefahr, solange du den Ring trugst, denn da warst du selbst halb in der Geisterwelt, und sie hätten dich ergreifen können. Du konntest sie sehen, und sie konnten dich sehen.«
    »Ich weiß«, sagte Frodo. »Sie waren grauenhaft anzuschauen! Aber warum konnten wir alle ihre Pferde sehen?«
    »Weil es wirkliche Pferde sind; ebenso wie die schwarzen Gewänder wirkliche Gewänder sind, die sie tragen, um ihr Nichtsein zu verhüllen, wenn sie mit den Lebenden zu tun haben.«
    »Warum dulden dann aber diese schwarzen Pferde solche Reiter? Alle anderen Tiere sind voll Schrecken, wenn ihnen die Reiter nahe kommen, sogar Glorfindels Elbenpferd. Die Hunde jaulen, und die Gänse zischen sie

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