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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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den Rücken wandten und müde den Hang hinunterstolperten. Caradhras hatte sie besiegt.

VIERTES KAPITEL
    EINE WANDERUNG IM DUNKELN
    E s war Abend, und das graue Licht schwand rasch, als sie für die Nacht haltmachten. Sie waren sehr müde. Das Gebirge hüllte sich in eine immer tiefer werdende Dämmerung, und der Wind war kalt. Gandalf hatte für jeden noch einen Schluck miruvor aus Bruchtal übrig. Nachdem sie etwas gegessen hatten, rief er sie zu einer Beratung zusammen.
    »Heute Nacht können wir natürlich nicht weitergehen«, sagte er. »Der Angriff auf den Rothornpass hat uns müde gemacht, und wir müssen hier eine Weile rasten.«
    »Und wohin sollen wir dann gehen?«, fragte Frodo.
    »Unsere Wanderung und unseren Auftrag haben wir immer noch vor uns«, antwortete Gandalf. »Wir haben nur die Wahl, entweder weiterzugehen oder nach Bruchtal zurückzukehren.«
    Pippins Gesicht heiterte sich deutlich auf bei der bloßen Erwähnung einer Rückkehr nach Bruchtal; Merry und Sam schauten hoffnungsvoll auf. Aber Aragorn und Boromir ließen nicht erkennen, was sie dachten. Frodo sah verwirrt aus.
    »Ich wollte, ich wäre wieder dort«, sagte er. »Aber wie kann ich ohne Scham zurückkehren – es sei denn, es gäbe wirklich keinen anderen Weg und wir wären schon besiegt?«
    »Du hast recht, Frodo«, sagte Gandalf. »Umkehren bedeutet, die Niederlage eingestehen und schlimmeren zukünftigen Niederlagen entgegensehen. Wenn wir jetzt umkehren, dann muss der Ring dort bleiben: Es wird nicht möglich sein, dass wir uns noch einmal auf den Weg machen. Dann wird Bruchtal früher oder später belagert und nach einer kurzen, bitteren Zeit zerstört werden. Die Ringgeister sind tödliche Feinde, aber noch sind sie nur Schatten der Macht und des Schreckens, die sie besitzen würden, wenn der Beherrschende Ring wieder an der Hand ihres Herrn wäre.«
    »Dann müssen wir weitergehen, wenn es einen Weg gibt«, sagte Frodo seufzend. Sam verfiel wieder in Trübsinn.
    »Es gibt einen Weg, den wir versuchen könnten«, sagte Gandalf. »Ich meinte von Anfang an, als ich zuerst über diese Reise nachdachte, dass wir ihn versuchen sollten. Aber es ist kein angenehmer Weg, und ich habe der Gemeinschaft noch nichts darüber gesagt. Aragorn war dagegen, solange der Gebirgspass nicht zumindest versucht worden war.«
    »Wenn es ein schlimmerer Weg ist als der Rothornpass, dann muss er allerdings übel sein«, meinte Merry. »Aber du solltest uns lieber darüber berichten und uns das Schlimmste gleich wissen lassen.«
    »Der Weg, von dem ich sprach, führt zu den Minen von Moria«, sagte Gandalf. Nur Gimli hob den Kopf; seine Augen glühten. Alle anderen wurden von Schrecken gepackt, als der Name fiel. Selbst bei den Hobbits erweckte er eine unbestimmte Furcht.
    »Der Weg mag nach Moria führen, aber wie können wir hoffen, dass er durch Moria führt?«, fragte Aragorn finster.
    »Es ist ein Name von böser Vorbedeutung«, sagte Boromir. »Auch sehe ich die Notwendigkeit nicht ein, dort hinzugehen. Wenn wir das Gebirge nicht überqueren können, lasst uns doch nach Süden wandern, bis wir zur Pforte von Rohan kommen, wo die Menschen mit meinem Volk befreundet sind; wir können dann die Straße nehmen, der ich auf meinem Weg hierher gefolgt bin. Oder wir könnten noch weiter gehen, den Isen überqueren und dann über Langstrand und Lebennin und so über die Lande in der Nähe des Meers nach Gondor gelangen.«
    »Die Dinge haben sich geändert, seit du nach Norden gekommen bist, Boromir«, antwortete Gandalf. »Hast du nicht gehört, was ich euch über Saruman berichtete? Mit ihm werde ich mich vielleicht noch allein auseinandersetzen müssen, ehe alles vorbei ist. Aber der Ring darf nicht in die Nähe von Isengart kommen, wenn es irgendwie verhindert werden kann. Die Pforte von Rohan ist für uns versperrt, solange wir den Ringträger begleiten.
    Und was die Länge des Wegs betrifft: Wir können uns nicht so viel Zeit leisten. Eine derartige Reise mag ein Jahr dauern, und wir würden durch viele Lande kommen, die verlassen sind und in denen es keine Häfen gibt. Und dennoch wären sie nicht sicher. Sowohl Sarumans als auch des Feindes wachsame Augen ruhen auf ihnen. Als du nach Norden kamst, Boromir, warst du in den Augen des Feindes nur ein vereinzelter Wanderer aus dem Süden und sehr unwichtig für ihn: Sein Sinn war auf die Verfolgung des Ringes gerichtet. Aber jetzt kehrst du zurück als ein Angehöriger der Gemeinschaft des Ringes, und

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