Breakfast on Pluto
Ich war eine Hosteß mit Niveau
Auch wenn ich nicht mehr allzu viele Kunden habe, leider! Ich kann mir gut vorstellen, wie meine alten Bekannten reagieren würden, wenn sie mich jetzt hier sitzen sähen in meinem albernen alten Hauskittel und Kopftuch – allesamt Hals über Kopf zur Tür hinaus und die Kilburn High Road runter, die Saubande! Aber es ist sinnlos zu klagen – irgendwann ist schließlich jede Schönheit ramponiert, und mag auch die Glanzzeit der armen, alten, süßen Miez-Miez-Muschi als Abzockerin für immer vorbei sein – sei’s drum! Deswegen mach ich mir doch keinen Kopf, Mädels! Gebt mir Vic Damone, South Pacific und einen Stapel bunte Illustrierte, und ich bin glücklich, wenn ich die Seiten von New Faces of the Fifties, Picturegoer und Screen Parade durchblättern und mich noch einmal fröhlich unter die Stars von dazumal mischen kann.
Hier in der Gegend nennen sie mich Mütterchen Riley und rufen immer: »Na, wie wär’s denn mit uns beiden, Süße?« oder »Aussicht auf ‘ne Nummer heute abend, Mrs. Riley?«, sobald sie mich reinkommen hören.
Ich möchte liebend gerne wissen, was sie sagen würden, wenn sie plötzlich herausfänden, wie viele »Nummern« die Alte zu ihrer Zeit geschoben hat! Glaubt mir, manchmal kann ich’s mir kaum verkneifen und bin drauf und dran, zurückzurufen: »Aber ja doch! Jederzeit, Jungs! Heute abend lasse ich die Tür auf, dann könnt ihr alle reinmarschiert kommen und mir was geigen. Warum denn nicht?«
Da würden sie bestimmt ganz schnell die Mücke machen! Furchtbar peinlich wäre es ihnen, den armen, kleinen, unschuldigen, rotbäckigen, schaufelschwingenden Söhnen der Grafschaften Sligo, Leitrim und Roscommon mit ihren schwieligen Pranken!
Aber am besten lassen wir es nicht dazu kommen, denn in Wahrheit sind es alles grundanständige Kerle. Was sollen sie jetzt, nach vielen Jahren, mit all den schmutzigen, saftigen Einzelheiten aus dem Leben des lieben Patrick Braden anfangen – seufz! – aus dem Leben der süßen Mieze Kit-Kit, der parfümierten Schönen der Nacht, die einst im Blitzlichtgewitter die Laufstege der Welt erstürmt und gekrischen hat: »Uh! Schätzchen, ich hab dir doch gesagt, von meiner Schokoladenseite!«
Wie sie dann davonschritt am Arm von Mr. Schwerblütig! Dem muskulösen schönen Mann, der geheimnisvollen Sorte, die ihr gefiel. Der mit Baßstimme säuselte: »Ich liebe dich!«, bis ihr der Magen gluckste und sie ihm in die Arme sank.
Ein Ratschlag von Dr. Terence
Schreiben Sie alles auf, hat Terence gesagt. »Alles?« habe ich gefragt. »Ja«, hat er geantwortet. »Geradeso, wie’s Ihnen in den Sinn kommt.«
Toll, daß er das gesagt hat. Besonders weil er so aufmerksam zuhörte, wenn man ihm vorlas, und einem das Gefühl gab, man sei sein ganz besonderer Patient – egal, wo er gerade war oder was er tat, man brauchte nur seinen Namen zu rufen, und schon kam er herbei: »Na? Wie geht’s unserem Schreiber?«
So nannte er mich nämlich – unser Schreiber! »Ah! Da sind Sie ja! Wie geht’s meinem alten Freund, unserem Schreiber, denn heute?«
Deshalb war es um so schlimmer, daß er sich einfach verdrückt hat.
Eines Morgens wachst du auf, rufst wie gewöhnlich seinen Namen, und was mußt du feststellen? Er ist weg – futsch!, wie man in Tyreelin sagt.
Ich will nicht so tun, als hätte mich das kaltgelassen. Geheult habe ich, tagelang. »Wie gefällt dir das?« habe ich mich gefragt. »Diesmal hast du dich aber ganz schön zum Narren halten lassen, Braden, hast den ganzen Mist zusammengeschmiert und dir eingebildet, Terence würde deinetwegen bleiben!«
Aber Hoffen schadet nicht, was? Hoffen hat ja auch nicht geschadet, oder? Daß er jeden Morgen dasein würde, wenn du aufwachst – vor dir stünde und dich bis in alle Ewigkeit mit diesem wunderbaren Lächeln ansähe.
Mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, wie schön es hätte sein können – trotz der Kunstfertigkeit, die mir auf diesem Gebiet nachgerühmt wird. (In der Schule sagte Glupschauge Egan immer: »Braden! Deine Aufsätze – die sind einfach wunderbar! Wenn du nur zur Ruhe kommen würdest! Du könntest so gut sein!«)
Es tut mir nicht leid, daß ich das alles aufgeschrieben habe (zum Schluß habe ich einen Titel darübergesetzt – Leben und Wirken des Patrick Braden – sehr originell, was?), denn manches davon hat ihm echt gefallen – das weiß ich, weil er es mir gesagt hat. »Das ist ja großartig!« sagte er eines
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