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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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scheinen hierher zu gehören, mehr sogar als die Hobbits ins Auenland. Ob sie das Land gemacht haben oder das Land sie, ist schwer zu sagen, wenn du weißt, was ich meine. Es ist wundervoll still hier. Nichts scheint zu geschehen, und offenbar will das auch niemand. Wenn irgendeine Magie dabei ist, dann sitzt sie ganz tief, wo ich sozusagen meine Hand nicht drauflegen kann.«
    »Man kann sie überall sehen und fühlen«, sagte Frodo.
    »Immerhin«, sagte Sam, »sieht man niemanden, der sie bewirkt. Kein Feuerwerk, wie es der arme alte Gandalf zu machen pflegte. Ich wundere mich, dass wir in all diesen Tagen den Herrn und die Herrin nicht zu sehen bekommen. Ich stelle mir vor, dass sie ein paar wundervolle Dinge tun könnte, wenn sie es wollte. Zu gern würde ich etwas Elbenzauber sehen, Herr Frodo!«
    »Ich nicht«, antwortete Frodo. »Ich bin zufrieden. Und ich vermisse nicht Gandalfs Feuerwerk, sondern seine buschigen Augenbrauen und sein aufbrausendes Wesen und seine Stimme.«
    »Du hast recht«, sagte Sam. »Und glaube ja nicht, dass ich etwa nörgeln wollte. Ich habe mir oft gewünscht, ein bisschen Elbenzauber zu sehen, wie es in den alten Geschichten erzählt wird, aber ich habe nie von einem besseren Land gehört als diesem. Es ist, als ob man zu Hause sei und gleichzeitig in Ferien, wenn du mich verstehst. Ich möchte hier nicht weg. Und trotzdem habe ich allmählich das Gefühl, dass wir, wenn wir weiterziehen müssen, es am besten bald hinter uns bringen.
    Die Arbeit, die man nie beginnt, dauert am längsten, wie der alte Ohm zu sagen pflegte. Und ich glaube nicht, dass diese Leute hier viel mehr tun können, um uns zu helfen, mit oder ohne Zauber. Wenn wir dieses Land verlassen, werden wir Gandalf noch mehr vermissen, glaube ich.«
    »Ich fürchte, das ist nur allzu wahr, Sam«, sagte Frodo. »Und doch hoffe ich sehr, dass wir die Herrin der Elben noch sehen, ehe wir aufbrechen.«
    Gerade als er das sagte, sahen sie Frau Galadriel auf sich zukommen, als ob sie ihre Worte gehört hätte. Groß und weiß und schön ging sie unter den Bäumen. Sie sprach kein Wort, sondern winkte sie nur zu sich.
    Sie führte sie über die Südhänge des Berges Caras Galadhon, und nachdem sie durch eine hohe grüne Hecke hindurchgeschritten waren, kamen sie zu einem umzäunten Garten. Keine Bäume wuchsen dort, und er lag offen unter dem Himmel. Der Abendstern war schon aufgegangen und leuchtete mit einem weißen Feuer über den Wäldern im Westen. Eine lange Treppe stieg Frau Galadriel hinunter in eine grüne Mulde; durch sie floss murmelnd ein silberner Bach, der aus dem Springquell auf dem Berg sprudelte. Im Grund der Mulde standen auf einem niedrigen Sockel, der wie ein Baum mit Ästen geformt war, eine breite, flache silberne Schale und daneben ein silberner Krug.
    Mit Wasser aus dem Bach füllte Frau Galadriel die Schale bis zum Rand und hauchte dann darauf, und als das Wasser wieder ruhig war, sprach sie. »Hier ist Galadriels Spiegel«, sagte sie. »Ich habe euch hierher gebracht, damit ihr hineinschauen könnt, wenn ihr wollt.«
    Die Luft war sehr still und das enge Tal dunkel, und die Elben-Herrin neben ihm war groß und blass. »Wonach sollen wir schauen und was werden wir sehen?«, fragte Frodo voller Furcht.
    »Viele Dinge zu enthüllen kann ich dem Spiegel befehlen«, antwortete sie, »und manchen kann ich zeigen, was sie zu sehen verlangen. Doch wird der Spiegel auch nicht erbetene Dinge zeigen, und diese sind oft merkwürdiger und nützlicher als jene Dinge, die zu erblicken wir uns wünschen. Was du sehen wirst, wenn du den Spiegel frei wirken lässt, kann ich nicht sagen. Denn er zeigt Dinge, die waren, und Dinge, die sind, und Dinge, die noch sein mögen, aber was er nun sieht, weiß selbst der Weiseste nicht immer. Möchtest du hineinschauen?«
    Frodo antwortete nicht.
    »Und du?«, fragte sie Sam. »Denn das ist es wohl, was ihr Magie nennt, glaube ich; obwohl ich nicht genau verstehe, was die Leute damit meinen; und sie scheinen dasselbe Wort auch auf die Betrügereien des Feindes anzuwenden. Aber das hier ist, wenn du willst, Galadriels Magie. Hast du nicht gesagt, du wollest Elbenzauber sehen?«
    »Ja«, sagte Sam; er war ein wenig hin- und hergerissen zwischen Furcht und Neugier. »Ich will gern mal gucken, Herrin, wenn ich darf.
    Und ich hätte nichts dagegen, mal eben zu sehen, was zu Hause vor sich geht«, raunte er Frodo zu. »Mir kommt es so vor, als sei ich schon schrecklich lange weg. Aber

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