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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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von Rohan liegt, ist jetzt so weit entfernt für uns, dass sich die Phantasie dort ungehindert ergehen kann. Einstmals lag Fangorn an den Grenzen unseres Reichs; doch ist es jetzt viele Menschenalter her, dass einer von uns es besuchte, um die Sagen zu bestätigen oder zu widerlegen, die aus alter Zeit auf uns gekommen sind.
    Ich selbst war bisweilen in Rohan, bin aber nie weiter nach Norden gekommen. Als man mich als Sendboten ausschickte, habe ich den Weg entlang der Ausläufer des Weißen Gebirges durch die Pforte genommen und dann den Isen und die Grauflut überschritten, und so kam ich nach Norderland. Es war eine lange und beschwerliche Wanderung. Vierhundert Wegstunden schätze ich, und ich brauchte viele Monate; denn ich verlor mein Pferd in Tharbad, an der Furt der Grauflut. Nach jener Wanderung und dem Weg, den ich mit dieser Gemeinschaft zurückgelegt habe, hege ich kaum Zweifel, dass ich mich in Rohan durchschlagen kann und notfalls auch in Fangorn.«
    »Dann brauche ich nichts mehr zu sagen«, meinte Celeborn. »Aber achtet die Überlieferung, die aus alter Zeit auf uns gekommen ist, nicht gering; denn oft mag es sein, dass alte Frauen noch Berichte von Dingen im Gedächtnis haben, die einstmals für die Weisen wissenswert waren.«
    Jetzt erhob sich Galadriel vom Gras, ließ sich von einer ihrer Jungfrauen einen Becher reichen, füllte ihn mit weißem Met und gab ihn Celeborn.
    »Nun ist es Zeit für den Abschiedstrunk«, sagte sie. »Trinkt, Herr der Galadhrim! Und lasst eure Herzen nicht traurig sein, wenngleich Nacht auf Mittag folgen muss und schon unser Abend naht.«
    Dann brachte sie den Becher jedem von der Gemeinschaft und bot ihm Trunk und Abschiedsgruß. Doch als sie getrunken hatten, hieß Galadriel sie, sich wieder auf dem Gras niederzulassen, und für sie und Celeborn wurden Sessel hingestellt. Ihre Jungfrauen standen schweigend um sie, und eine Weile schaute sie ihre Gäste an. Schließlich sprach sie.
    »Wir haben den Abschiedsbecher geleert«, sagte sie, »und die Schatten fallen zwischen uns. Doch habe ich in meinem Schiff Geschenke mitgebracht, die euch der Herr und die Herrin der Galadhrim zur Erinnerung an Lothlórien nun überreichen wollen, ehe ihr scheidet.« Dann rief sie einen nach dem anderen zu sich.
    »Hier ist die Gabe von Celeborn und Galadriel für den Führer eurer Gemeinschaft«, sagte sie zu Aragorn, und sie gab ihm eine Scheide, die passend für sein Schwert angefertigt worden war. Sie war überzogen mit Flechtwerk aus goldenen und silbernen Blüten und Blättern, und darauf stand in Elbenrunen, die aus vielen Edelsteinen gebildet waren, der Name Andúril und die Herkunft des Schwertes.
    »Die Klinge, die aus dieser Scheide gezogen wird, soll nicht befleckt werden und nicht bersten, selbst bei der Niederlage«, sagte sie. »Aber gibt es nicht noch etwas, das Ihr bei unserem Abschied von mir begehrt? Denn Dunkelheit wird zwischen uns aufsteigen, und vielleicht werden wir uns nicht wieder begegnen, es sei denn, weit von hier auf einem Weg, bei dem es keine Umkehr gibt.«
    Und Aragorn antwortete: »Herrin, Ihr kennt all mein Sehnen, und lange habt Ihr den einzigen Schatz bewahrt, nach dem ich trachte. Doch vermögt Ihr ihn mir nicht zu geben, selbst wenn Ihr wolltet; und nur durch Dunkelheit werde ich zu ihm gelangen.«
    »Indes wird vielleicht dieses Euer Herz erleichtern«, sagte Galadriel. »Denn es war in meiner Obhut gelassen worden, damit ich es Euch gebe, wenn Ihrdurch unser Land kommen solltet.« Dann nahm sie von ihrem Schoß einen großen Stein von klarem Grün; er war in einer silbernen Brosche gefasst, die die Form eines Adlers mit ausgebreiteten Schwingen hatte; und als sie sie hochhob, funkelte der Edelstein wie Sonne, die durch die Blätter des Frühlings scheint. »Diesen Stein gab ich Celebrían, meiner Tochter, und sie gab ihn ihrer Tochter; und nun kommt er zu Euch als ein Zeichen der Hoffnung. Nehmt in dieser Stunde den Namen an, der Euch vorausgesagt war, Elessar, der Elbenstein aus dem Hause Elendil!«
    Dann nahm Aragorn den Stein und heftete sich die Brosche auf die Brust, und Staunen erfüllte die, die ihn sahen; denn sie hatten vorher nicht bemerkt, wie hochgewachsen und königlich er war, und es schien ihnen, als seien viele Jahre der Mühsal von seinen Schultern gefallen. »Für die Geschenke, die Ihr mir gegeben habt, danke ich Euch«, sagte er, »o Herrin von Lórien, von der Celebrían und Arwen Abendstern stammen. Welch größeres Lob könnte

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