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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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der Berge entlang. Aragorn blieb stehen und untersuchte die Fährte genau.
    »Sie rasteten hier eine Weile«, sagte er, »aber selbst die weiterführende Spur ist schon alt. Ich fürchte, dein Herz hat wahr gesprochen, Legolas: Dreimal zwölf Stunden, vermute ich, ist es her, dass die Orks hier standen, wo wir jetzt stehen. Wenn sie ihren Schritt beibehielten, müssen sie gestern bei Sonnenuntergang die Grenzen von Fangorn erreicht haben.«
    »Ich kann im Norden oder Westen nichts sehen als Gras, das in Nebel übergeht«, sagte Gimli. »Könnten wir den Wald sehen, wenn wir auf die Berge stiegen?«
    »Er ist noch weit weg«, sagte Aragorn. »Wenn ich mich recht erinnere, erstrecken sich diese Höhen acht oder mehr Wegstunden nach Norden, und nordwestlich vom Austritt der Entwasser liegt noch ein ausgedehntes Land, weitere fünfzehn Wegstunden mögen es sein.«
    »Gut, lasst uns weitergehen«, sagte Gimli. »Meine Füße müssen die Meilen vergessen. Sie wären williger, wenn mein Herz weniger schwer wäre.«
    Die Sonne ging unter, als sie sich endlich dem Ende der Höhenzüge näherten. Viele Stunden waren sie ohne Rast marschiert. Jetzt gingen sie langsam, und Gimlis Rücken war gebeugt. Steinhart sind die Zwerge beim Arbeiten oder Wandern, aber diese endlose Jagd nahm ihn allmählich mit, da alle Hoffnung aus seinem Herzen schwand. Aragorn ging hinter ihm, düster und schweigend, und ab und zu bückte er sich, um eine Fußspur oder ein Zeichen auf dem Boden zu untersuchen. Nur Legolas schritt so leicht dahin wie eh und je, und seine Füße schienen das Gras kaum niederzudrücken und hinterließen keine Spuren. Denn in der Wegzehrung der Elben fand er alle Nährkraft, die er brauchte, und er vermochte zu schlafen, wenn es von Menschen schlafen genannt werden konnte, indem er seinen Geist ruhen ließ auf den seltsamen Pfaden elbischer Träume, während er mit offenen Augen im Licht dieser Welt wanderte.
    »Lasst uns weiter auf diesen grünen Berg hinaufgehen«, sagte er. Müde folgten ihm die anderen und erklommen den langen Hang, bis sie zum Gipfel kamen. Es war ein kreisrunder Berg, glatt und kahl, der für sich allein stand, der nördlichste dieses Höhenzugs. Die Sonne sank, und die Schatten des Abends fielen wie ein Vorhang. Sie waren allein in einer grauen, gestaltlosen Welt ohne Maß und Ziel. Nur weit entfernt im Nordwesten war eine tiefere Dunkelheit vor dem ersterbenden Licht: das Nebelgebirge und der Wald zu seinen Füßen.
    »Nichts ist hier zu sehen, das uns leiten könnte«, sagte Gimli. »Nun müssen wir wieder haltmachen und die Nacht hinter uns bringen. Es wird kalt!«
    »Der Wind kommt vom Schnee im Norden«, sagte Aragorn.
    »Und ehe es tagt, wird er von Osten kommen«, sagte Legolas. »Aber ruht, wenn ihr müsst. Doch gebt nicht alle Hoffnung auf. Das Morgen ist unbekannt. Rat wird oft gefunden bei Sonnenaufgang.«
    »Dreimal ist auf unserer Jagd die Sonne schon aufgegangen und hat keinen Rat gebracht«, sagte Gimli.
    Die Nacht wurde immer kälter. Aragorn und Gimli schliefen unruhig, und wann immer sie aufwachten, sahen sie Legolas neben sich stehen oder auf und ab gehen; er sang in seiner eigenen Sprache leise vor sich hin, und während er sang, traten in dem strengen schwarzen Gewölbe über ihnen die Sterne hervor. So verging die Nacht. Gemeinsam beobachteten sie, wie sich die Morgendämmerung langsam am Himmel ausbreitete, der jetzt nackt und wolkenlos war, bis schließlich die Sonne aufging. Sie war fahl und klar. Der Wind kam von Osten, und der Nebel hatte sich gänzlich verzogen; weite öde Lande lagen um sie in dem erbarmungslosen Licht.
    Vor sich und nach Osten sahen sie das dem Wind ausgesetzte Hochland des Ödlands von Rohan, das sie schon vor vielen Tagen vom Großen Strom aus flüchtig erblickt hatten. Nordwestlich erhob sich der dunkle Wald vonFangorn; noch zehn Wegstunden waren es bis zu seinen schattigen Rändern, und seine hinteren Hänge verblassten in der blauen Ferne. Jenseits des Waldes schimmerte, als schwimme er auf einer grauen Wolke, der weiße Gipfel des hohen Methedras, der letzten Spitze des Nebelgebirges. Aus dem Wald heraus floss ihnen entgegen die Entwasser, ihr Strom war jetzt rasch und schmal und ihr Bett tief eingeschnitten. Die Orkspur hielt von dem Hügelland auf sie zu.
    Als Aragorn mit seinen scharfen Augen der Spur zum Fluss folgte und dann vom Fluss wieder zum Wald blickte, sah er auf dem fernen Grün einen Schatten, einen dunklen, sich rasch bewegenden

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