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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Fleck. Er warf sich auf den Boden und lauschte aufmerksam. Doch Legolas stand neben ihm, beschattete die klaren Elbenaugen mit seiner langen, schlanken Hand und sah nicht einen Schatten, nicht einen Fleck, sondern die kleinen Gestalten von Reitern, vielen Reitern, und der Schein des Morgens auf den Spitzen ihrer Speere war wie das Funkeln winziger Sterne, das sterbliche Augen nicht mehr zu sehen vermögen. Weit hinter ihnen stieg dunkler Rauch in dünnen Ringeln auf.
    Es lag eine Stille über den verlassenen Weiden, und Gimli hörte, wie der Wind im Gras raschelte.
    »Reiter!«, rief Aragorn und sprang auf. »Viele Reiter auf schnellen Pferden kommen uns entgegen!«
    »Ja«, sagte Legolas, »es sind einhundertundfünf. Goldblond ist ihr Haar, und ihre Speere leuchten. Ihr Führer ist sehr groß.«
    Aragorn lächelte. »Scharf sind die Augen der Elben«, sagte er.
    »Nein! Die Reiter sind wenig mehr als fünf Wegstunden entfernt«, sagte Legolas.
    »Fünf Wegstunden oder eine«, sagte Gimli, »entkommen können wir ihnen nicht in diesem kahlen Land. Sollen wir hier auf sie warten oder weitergehen?«
    »Wir wollen warten«, sagte Aragorn. »Ich bin müde, und unsere Jagd ist gescheitert. Oder zumindest sind uns andere zuvorgekommen; denn diese Reiter kommen auf der Orkfährte zurück. Wir können Nachrichten von ihnen erfahren.«
    »Oder Speere abbekommen«, sagte Gimli.
    »Ich sehe drei leere Sättel, aber keine Hobbits«, sagte Legolas.
    »Ich habe nicht gesagt, dass wir gute Nachrichten hören würden«, sagte Aragorn. »Doch ob schlecht oder gut, wir werden sie hier erwarten.«
    Die drei Gefährten verließen jetzt die Bergkuppe, wo sie gegen den blassen Himmel ein leichtes Ziel abgaben, und gingen langsam den nördlichen Abhang hinunter. Ein wenig oberhalb des Fußes des Berges hielten sie an, hüllten sich in ihre Mäntel und setzten sich zusammengekauert auf das ausgebleichte Gras. Die Zeit verging langsam und schleppend. Der Wind war frisch und durchdringend. Gimli war unruhig.
    »Was weißt du über diese Reiter, Aragorn?«, fragte er. »Sitzen wir hier und warten auf einen jähen Tod?«
    »Ich bin bei ihnen gewesen«, antwortete Aragorn. »Sie sind stolz und eigenwillig, aber aufrichtig und großzügig im Denken und Handeln; kühn, aber nicht grausam; klug, aber nicht gelehrt; sie schreiben keine Bücher, doch singen sie viele Lieder nach Art der Kinder der Menschen vor den Dunklen Jahren. Aber ich weiß nicht, was in letzter Zeit hier geschehen ist oder welchen Sinnes die Rohirrim jetzt sind angesichts des Verräters Saruman und Saurons Drohung. Sie sind lange Zeit Freunde des Volks von Gondor gewesen, obwohl sie nicht mit ihm verwandt sind. Das war in jenen vergessenen Jahren, lange bevor Eorl der Junge sie aus dem Norden hierher brachte, und verwandt sind sie eher mit den Bardingern von Thal und den Beorningern vom Wald, unter denen man noch viele Menschen sieht, die so groß und schön sind wie die Reiter von Rohan. Die Orks werden sie zumindest nicht lieben.«
    »Aber Gandalf sprach von einem Gerücht, dass sie Tribut an Mordor entrichten«, sagte Gimli.
    »Das glaube ich ebenso wenig wie Boromir«, antwortete Aragorn.
    »Die Wahrheit wirst du bald erfahren«, sagte Legolas. »Sie nähern sich schon.«
    Schließlich konnte selbst Gimli den fernen Hufschlag galoppierender Pferde hören. Die Reiter, die der Orkspur folgten, verließen den Fluss und wandten sich dem Höhenzug zu. Sie ritten wie der Wind.
    Jetzt schallten die Rufe klarer, kräftiger Stimmen über die Weiden. Plötzlich fegten sie mit Donnergetöse heran, und als der vorderste Reiter am Fuß des Berges vorbeikam, bog er ab und führte die Schar zurück nach Süden, die westlichen Ränder der Höhenzüge entlang. Ihm ritten sie nach: eine große Schar von Männern in Panzerhemden, pfeilgeschwind, schimmernd, schrecklich und schön anzusehen.
    Ihre Pferde waren sehr groß, stark und wohlgestaltet; das graue Fell glänzte, die langen Schweife flatterten im Wind, die Mähnen auf den stolzen Hälsen waren geflochten. Die Menschen, die auf ihnen ritten, waren ihnen ebenbürtig; das flachsblonde Haar quoll unter ihren leichten Helmen hervor und wallte in langen Flechten hinter ihnen; die Gesichter waren ernst und kühn. In den Händen hielten sie kräftige Eschenspeere, bemalte Schilde hingen ihnen über den Rücken, lange Schwerter steckten in ihren Gehängen, und die glänzenden Panzerhemden reichten ihnen bis auf die Knie.
    Paarweise galoppierten

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