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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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helles Feuer in Gang gebracht hatte, rückten die drei Gefährten nahe heran und schirmten den Lichtschein mit ihren kapuzenverhüllten Gestalten ab. Legolas blickte nach oben zu den Zweigen des Baums über ihnen.
    »Schaut!«, sagte er. »Der Baum freut sich über das Feuer.«
    Es mag sein, dass die tanzenden Schatten ihre Augen narrten, aber gewiss kam es jedem der Gefährten so vor, als beugten sich die Zweige hierhin und dorthin, um über die Flammen zu kommen, während die oberen Äste sich herabneigten; die braunen Blätter standen jetzt steif ab und rieben sich aneinander wie kalte, aufgesprungene Hände, denen die Wärme wohltut.
    Die Gefährten schwiegen, denn plötzlich machte sich der dunkle und unbekannte Wald, der so nahe lag, wie ein großes, bedrückendes, geisterhaftes Wesen bemerkbar, das ein geheimes Ziel verfolgte. Nach einer Weile sprach Legolas wieder.
    »Celeborn hat uns davor gewarnt, zu weit nach Fangorn hineinzugehen«, sagte er. »Weißt du, Aragorn, warum? Was für Sagen über den Wald hat Boromir gehört?«
    »In Gondor und anderswo habe ich viele Geschichten gehört«, sagte Aragorn, »aber hätte Celeborn nicht diese Worte gesprochen, hätte ich sie nur für Märchen gehalten, die sich die Menschen ausgedacht haben, seit das wahre Wissen schwindet. Ich hatte dich schon fragen wollen, was an der Sache eigentlich wahr ist. Und wenn ein Elb des Waldes es nicht weiß, wie soll ein Mensch darauf antworten?«
    »Du bist weiter gewandert als ich«, sagte Legolas. »Ich habe in meinem Land nichts davon gehört, außer einigen Liedern, in denen es heißt, dass die Onodrim, die die Menschen Ents nennen, hier vor langer Zeit lebten; denn Fangorn ist alt, alt sogar nach den Maßstäben der Elben.«
    »Ja, er ist alt«, sagte Aragorn, »so alt wie der Wald an den Hügelgräberhöhen, und er ist viel größer. Elrond sagt, die beiden seien verwandt, die letzten Bollwerke der mächtigen Wälder der Altvorderenzeit, als die Erstgeborenen wanderten, während die Menschen noch schliefen. Doch hat Fangorn irgendein besonderes Geheimnis. Was es ist, weiß ich nicht.«
    »Und ich will es nicht wissen«, sagte Gimli. »Stört nichts, was in Fangorn haust, um meinetwillen!«
    Sie losten die Wachen aus, und für die erste Wache fiel das Los auf Gimli. Die beiden anderen legten sich nieder. Fast sofort übermannte sie der Schlummer. »Gimli«, sagte Aragorn schlaftrunken, »denke dran, es ist gefährlich, Ast oder Zweig von einem lebenden Baum in Fangorn abzuhauen. Aber laufe auf der Suche nach totem Holz nicht weit fort. Lass lieber das Feuer ausgehen. Wecke mich im Notfall!«
    Damit schlief er fest ein. Legolas lag schon reglos da, die schönen Hände über der Brust gefaltet, und seine Augen, in denen sich die lebendige Nacht und der tiefe Traum vermengten, waren nicht geschlossen, wie es die Art der Elben ist. Gimli saß zusammengekauert am Feuer und fuhr mit dem Daumen nachdenklich über die Schneide seiner Axt. Der Baum raschelte. Kein anderes Geräusch war zu hören.
    Plötzlich schaute Gimli auf, und da stand am Rande des Feuerscheins ein alter, gebeugter Mann, auf einen Stab gestützt und in einen grauen Mantel gehüllt; sein breitkrempiger Hut war bis auf die Augen heruntergezogen. Gimli sprang auf, im Augenblick zu verblüfft, um aufzuschreien, obwohl ihm sofort der Gedanke durch den Kopf schoss, dass Saruman sie aufgespürt habe. Aragorn und Legolas, durch seine rasche Bewegung geweckt, setzten sich auf und starrten. Der alte Mann sprach nicht und gab auch kein Zeichen.
    »Nun, Vater, was können wir für Euch tun?«, fragte Aragorn und sprang auf die Füße. »Kommt und wärmt Euch, wenn Euch kalt ist!« Er tat einen Schritt vorwärts, aber der alte Mann war fort. In der Nähe konnten sie keine Spur von ihm finden, und sie wagten nicht, weit zu gehen. Der Mond war untergegangen und die Nacht sehr dunkel.
    Plötzlich stieß Legolas einen Schrei aus: »Die Pferde, die Pferde!«
    Die Pferde waren fort. Sie hatten ihre Pflöcke herausgerissen und waren verschwunden. Eine Zeitlang standen die drei Gefährten still und schweigend da, bekümmert über diesen neuen Schicksalsschlag. Sie waren am Saum von Fangorn, und endlose Meilen lagen zwischen ihnen und den Menschen von Rohan, ihren einzigen Freunden in diesem weiten, gefährlichen Land. Während sie dort standen, war es ihnen, als hörten sie fern in der Nacht Pferdegewieher. Dann war wieder alles still bis auf das kalte Rascheln des Windes.
    »Nun, sie

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