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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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wir sitzen. Denn er kam vor zwei Tagen her und brachte sie dann zu seiner fernen Behausung am Fuße des Gebirges. Er kommt oft hierher, besonders wenn er sich Sorgen macht und die Gerüchte aus der Welt draußen ihn beunruhigen. Ich sah ihn vor vier Tagen durch die Bäume streichen, und ich glaube, er sah mich auch, denn er blieb stehen; aber ich sprach nicht, weil ich tief in Gedanken war und müde nach meinem Kampf mit dem Auge von Mordor; und er redete auch nicht und rief auch nicht meinen Namen.«
    »Vielleicht hat er dich ebenfalls für Saruman gehalten«, sagte Gimli. »Aber du sprichst von ihm, als sei er ein Freund. Ich dachte, Fangorn sei gefährlich.«
    »Gefährlich!«, rief Gandalf. »Das bin ich auch, sehr gefährlich: gefährlicher als alles, was dir je begegnen wird, es sei denn, du würdest lebendig vor den Thron des Dunklen Herrschers gebracht werden. Und Aragorn ist gefährlich, und Legolas ist gefährlich. Du bist umgeben von Gefahren, Gimli, Glóins Sohn; denn du selbst bist gefährlich auf deine Weise. Gewiss ist derWald von Fangorn gefahrvoll – nicht am wenigsten für jene, die zu schnell mit ihren Äxten bei der Hand sind; und Fangorn selbst, er ist auch gefährlich; indes ist er trotzdem weise und freundlich. Doch jetzt brodelt sein lange aufgestauter Zorn über, und der ganze Wald ist davon erfüllt. Die Ankunft der Hobbits und die Nachrichten, die sie mitbrachten, haben seinen Zorn zum Überlaufen gebracht: bald wird er reißend sein wie eine Flut; aber die Flut richtet sich gegen Saruman und die Äxte von Isengart. Etwas ist im Begriff zu geschehen, was seit der Altvorderenzeit nicht geschehen ist: Die Ents erwachen und merken, dass sie stark sind.«
    »Was werden sie tun?«, fragte Legolas voll Staunen.
    »Das weiß ich nicht«, sagte Gandalf. »Ich glaube nicht, dass sie selbst es wissen. Ich frage mich, was geschehen wird.« Er schwieg und senkte den Kopf, tief in Gedanken.
    Die anderen schauten ihn an. Ein Sonnenstrahl fiel durch rasch dahinziehende Wolken auf seine Hände, die jetzt mit der Innenfläche nach oben auf seinem Schoß lagen: Sie schienen mit Licht gefüllt zu sein wie eine Schale mit Wasser. Schließlich blickte er auf und starrte in die Sonne.
    »Der Morgen vergeht«, sagte er. »Bald müssen wir aufbrechen.«
    »Werden wir aufbrechen, um unsere Freunde zu finden und Baumbart zu sehen?«, fragte Aragorn.
    »Nein«, sagte Gandalf. »Das ist nicht der Weg, den ihr einschlagen müsst. Ich habe Worte der Hoffnung gesprochen. Aber nur der Hoffnung. Hoffnung ist noch kein Sieg. Krieg steht uns und allen unseren Freunden bevor, ein Krieg, in dem nur die Verwendung des Ringes uns die Gewissheit des Sieges geben könnte. Er erfüllt mich mit großer Sorge und großer Furcht: denn viel wird zerstört werden, und alles mag verloren gehen. Ich bin Gandalf, Gandalf der Weiße, aber noch ist Schwarz mächtiger.«
    Er stand auf, blickte nach Osten und beschattete seine Augen, als ob er Dinge in weiter Ferne sähe, die niemand sonst sehen konnte. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein«, sagte er leise, »er ist für uns nicht mehr erreichbar. Darüber zumindest lasst uns froh sein. Wir können nicht länger in Versuchung geraten, den Ring zu verwenden. Wir müssen losgehen und einer Gefahr, die der Hoffnungslosigkeit nahe kommt, ins Auge sehen, doch jene tödliche Gefahr ist beseitigt.«
    Er wandte sich um. »Komm, Aragorn, Arathorns Sohn!«, sagte er. »Bereue deine Entscheidung im Tal des Emyn Muil nicht, noch nenne es eine vergebliche Verfolgung. Du hast unter Zweifeln den Pfad gewählt, der der richtige schien: Die Entscheidung war gut und ist belohnt worden. Denn so haben wir uns rechtzeitig getroffen, die wir uns sonst vielleicht zu spät getroffen hätten. Doch die Aufgabe deiner Gefährten ist beendet. Deine nächste Reise ist bestimmt durch dein gegebenes Wort. Du musst nach Edoras gehen undThéoden in seiner Halle aufsuchen. Denn du wirst gebraucht. Andúrils Licht muss jetzt in der Schlacht enthüllt werden, worauf es so lange gewartet hat. Es ist Krieg in Rohan, und schlimmer noch: Es steht schlecht um Théoden.«
    »Dann sollen wir die fröhlichen jungen Hobbits nicht wiedersehen?«, fragte Legolas.
    »Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte Gandalf. »Wer weiß? Habt Geduld. Geht, wohin ihr gehen müsst, und hofft! Nach Edoras. Ich gehe auch dorthin.«
    »Es ist ein langer Weg für einen Mann zu Fuß, jung oder alt«, sagte Aragorn. »Ich fürchte, die Schlacht wird

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