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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Vermutungen über Gollum gehabt haben, aber jetzt vermute ich nicht. Ich weiß es. Ich habe mit ihm gesprochen.«
    »Du hast mit Gollum gesprochen?«, rief Frodo verblüfft.
    »Ja. Das zu tun lag auf der Hand, wenn möglich. Ich versuchte es schon vor langer Zeit; aber schließlich ist es mir gelungen, ihn zu finden.«
    »Was ist denn geschehen, nachdem Bilbo ihm entkommen war? Weißt du das?«
    »Nicht ganz genau. Was ich dir erzählt habe ist das, was Gollum zu sagen bereit war – allerdings natürlich nicht in der Form, wie ich es berichtet habe. Gollum ist ein Lügner, und man muss seine Worte sieben. Zum Beispiel nannte er den Ring sein ›Geburtstagsgeschenk‹ und blieb dabei. Er behauptete, ihn von seiner Großmutter bekommen zu haben, die eine Menge herrlicher Dinge dieser Art gehabt habe. Eine lächerliche Behauptung. Ich zweifle nicht daran, dass Sméagols Großmutter eine wirkliche Stammesmutter war, eine großartige Person in ihrer Art, aber davon zu reden, sie habe viele Elbenringe besessen, war absurd, und dass sie sie verschenkt habe, eine Lüge. Aber eine Lüge mit einem Körnchen Wahrheit.
    Der Mord an Déagol verfolgte Gollum, und er hatte sich eine Verteidigung zurechtgelegt, die er seinem ›Schatz‹ gegenüber noch und noch wiederholte, wenn er im Dunkeln an seinen Knochen nagte, bis er sie schließlich fast glaubte. Es war sein Geburtstag gewesen. Déagol hätte ihm den Ring schenken müssen. Er war offenbar gerade dann aufgetaucht, als er ein Geschenk hätte sein können. Der Ring war sein Geburtstagsgeschenk, und so weiter und weiter.
    Ich hatte Geduld mit ihm, so lange ich konnte, aber die Wahrheit war verzweifelt wichtig, und zuletzt musste ich grob werden. Ich machte ihm Angst mit Blitzen und presste die wahre Geschichte aus ihm heraus, Stück für Stück, begleitet von viel Gewimmer und Gefauche. Er kam sich unverstanden und missbraucht vor. Aber als er mir seine Geschichte endlich bis zu dem Rätselspiel und Bilbos Flucht erzählt hatte, wollte er nichts mehr sagen und machte nur noch dunkle Andeutungen. Vor irgendetwas anderem hatteer mehr Angst als vor mir. Er murmelte, er würde sein Eigentum zurückbekommen. Die Leute würden schon sehen, ob er es sich gefallen lassen würde, getreten und in ein Loch gejagt und dann beraubt zu werden. Gollum habe jetzt gute Freunde, gute und sehr starke Freunde. Sie würden ihm helfen. Beutlin würde dafür bezahlen. Das war sein Hauptgedanke. Er hasste Bilbo und verfluchte seinen Namen. Überdies wusste er, wo er herkam.«
    »Wie hat er das nur herausgefunden?«, fragte Frodo.
    »Nun, was seinen Namen betrifft, so war Bilbo selbst so töricht gewesen, ihn Gollum zu sagen; und danach konnte es nicht schwer sein, seine Heimat zu ermitteln, nachdem Gollum erst mal herausgekommen war. O ja, er kam heraus. Sein Verlangen nach dem Ring erwies sich als stärker als seine Angst vor den Orks oder vor dem Licht. Ein oder zwei Jahre später verließ er das Gebirge. Du siehst, obwohl er immer durch das Begehren an ihn gebunden war, fraß der Ring doch nicht mehr an ihm; Gollum begann wieder ein wenig lebendig zu werden. Er fühlte sich alt, fürchterlich alt, doch weniger ängstlich, und er war entsetzlich hungrig.
    Das Licht, Licht von Sonne und Mond, fürchtete und hasste er immer noch, und das wird auch so bleiben, glaube ich; aber er war listig. Er fand heraus, dass er sich vor Tageslicht und Mondenschein verbergen und mit seinen bleichen, kalten Augen seinen Weg rasch und leise mitten in der Nacht zurücklegen und kleine, verängstigte oder unvorsichtige Lebewesen fangen konnte. Er wurde stärker und kühner mit frischer Nahrung und frischer Luft. Er fand den Weg nach Düsterwald, wie zu erwarten war.«
    »Und dort hast du ihn getroffen?«, fragte Frodo.
    »Ich sah ihn dort«, antwortete Gandalf. »Aber vorher war er schon weit gewandert und hatte Bilbos Spur verfolgt. Es war schwierig, etwas Genaues aus ihm herauszuholen, denn sein Gerede war ständig von Flüchen und Drohungen unterbrochen. ›Was hat es in seine Taschen gesteckt?‹, sagte er. ›lch wollte es nicht sagen, nein, Schatz. Kleiner Betrüger. Keine anständige Frage. Es hat zuerst betrogen, wirklich. Es hat die Regeln verletzt. Wir hätten es zerquetschen sollen, ja, Schatz. Und das werden wir auch, Schatz!‹
    Da hast du eine Kostprobe von seinem Gerede. Sie wird dir vermutlich genügen. Ich hatte mühselige Tage dadurch. Aber aus Andeutungen, die er zwischen seinem Gefauche

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