Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
Vom Netzwerk:
sagte Gandalf. »Früher vermochten die Elben ihm mehr Widerstand zu leisten; und nicht alle Menschen hatten sich von ihnen abgewandt. Die Menschen aus Westernis kamen ihnen zu Hilfe. Das ist ein Kapitel aus der alten Geschichte, dessen man sich erinnern sollte; denn auch damals gab es Leid und drohendes Unheil, aber zugleich große Tapferkeit und große Taten, die nicht völlig vergebens waren. Eines Tages werde ich dir vielleicht die Geschichte ganz erzählen, oder du wirst sie in ihrer Gänze von dem hören, der am besten darüber Bescheid weiß.
    Doch zunächst musst du vor allem erfahren, wie dieser Ring zu dir kam, und weil allein das schon eine lange Erzählung ist, will ich mich darauf beschränken. Es waren Gil-galad, der Elbenkönig, und Elendil von Westernis, die Sauron überwältigten, obwohl sie dabei ihr Leben verloren; und Isildur, Elendils Sohn, schnitt den Ring von Saurons Hand und nahm ihn für sich. Da war Sauron besiegt, und sein Geist floh und blieb lange Jahre verborgen, bis sein Schatten in Düsterwald wieder Gestalt annahm.
    Aber der Ring ging verloren. Er fiel in den Großen Strom, den Anduin, und verschwand. Denn Isildur zog am Ostufer des Flusses nach Norden und wurde in der Nähe der Schwertelfelder von den Orks aus dem Gebirge überfallen, und fast alle seine Leute wurden erschlagen. Er sprang ins Wasser, doch der Ring glitt von seinem Finger, als er schwamm, und dann sahen ihn die Orks und töteten ihn mit Pfeilen.«
    Gandalf hielt inne. »Und dort, in den dunklen Pfuhlen inmitten der Schwertelfelder«, sagte er, »ist der Ring aus dem Wissen und den Sagen entschwunden; und selbst dieser Teil seiner Geschichte ist heute nur wenigen bekannt, und der Rat der Weisen vermochte nicht mehr herauszufinden. Aber ich kann den Bericht nun endlich fortsetzen, glaube ich.
    Sehr viel später, aber immer noch vor langer Zeit, lebte an den Ufern des Großen Stroms am Rande von Wilderland ein flinkhändiges und sachtfüßiges kleines Volk. Ich vermute, sie waren vom Hobbitschlag; verwandt mit den Vorvätern der Starren, denn sie liebten den Strom und schwammen oft darin oder machten sich kleine Boote aus Schilfrohr. Unter ihnen lebte eine Familie, die hoch geachtet war, denn sie war größer und wohlhabender als die meisten, und in ihr herrschte eine Großmutter der Sippe, eine gestrenge Frau und bewandert in den alten Überlieferungen, die es bei ihnen gab. Der wissbegierigste und vorwitzigste in jener Familie war Sméagol. Wurzeln und Ursprünge lagen ihm besonders am Herzen; er tauchte in tiefe Pfuhle; er grub unter Bäumen und wachsenden Pflanzen; er trieb Stollen in grüne Erdhügel; und er blickte nicht mehr hinauf zu den Bergeshöhen oder auf die Blätter an den Bäumen, er sah nicht mehr die Blumen, die sich im Licht öffneten: Sein Kopf und seine Augen waren nach unten gerichtet.
    Er hatte einen Freund mit Namen Déagol, der von ähnlicher Art war, scharfäugiger, aber nicht so behende und stark. Einmal nahmen sie ein Boot und fuhren hinunter zu den Schwertelfeldern, wo viele Schwertlilien wuchsen und blühendes Schilf. Dort stieg Sméagol aus und durchstöberte die Ufer, aber Déagol blieb im Boot und angelte. Plötzlich biss ein großer Fisch an, und ehe er wusste, wie ihm geschah, wurde er mitgezogen und hinunter ins Wasser bis zum Grund. Dort ließ er die Leine los, weil er glaubte, im Flussbett etwas glitzern zu sehen; und er hielt die Luft an und griff hastig danach.
    Prustend kam er wieder herauf, mit Kraut im Haar und einer Handvoll Schlamm; und er schwamm ans Ufer. Und siehe da, als er den Schlamm abwusch, lag ein wunderschöner goldener Ring in seiner Hand, und er glänzte und glitzerte in der Sonne, sodass sein Herz voll Freude war. Aber hinter einem Baum verborgen hatte Sméagol ihn beobachtet, und als Déagol sich am Anblick des Rings weidete, kam Sméagol leise herbei.
    ›Gib uns das, Déagol, mein Lieber‹, sagte Sméagol über die Schulter seines Freundes hinweg.
    ›Warum?‹, fragte Déagol.
    ›Weil heute mein Geburtstag ist, mein Lieber, und ich es haben will!‹, sagte Sméagol.
    ›Das ist mir gleich‹, sagte Déagol. ›Ich habe dir schon etwas geschenkt, mehr als ich mir leisten konnte. Das hier habe ich gefunden, und ich werde es auch behalten.‹
    ›Ach, wirst du das, mein Lieber?‹, sagte Sméagol; und er packte Déagol an der Kehle und erwürgte ihn, weil das Gold so strahlend und schön war. Dann steckte er den Ring an den Finger.
    Niemand fand je heraus, was

Weitere Kostenlose Bücher