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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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sie sind niemals verloren worden, und sie dulden nichts Böses. Er weiß, dass es nicht einer der Sieben oder einer der Neun ist, denn über sie besteht Klarheit. Er weiß, dass es der Eine ist. Und er hat nun auch, glaube ich, von Hobbits und vom Auenland gehört.
    Vom Auenland – er mag jetzt danach forschen, wenn er nicht schon herausgefunden hat, wo es liegt. Wirklich, Frodo, ich fürchte, er mag sogar der Meinung sein, dass der lange unbemerkt gebliebene Name Beutlin für ihn wichtig geworden ist.«
    »Aber das ist ja entsetzlich!«, rief Frodo. »Weit schlimmer als das Schlimmste, was ich nach deinen Andeutungen und Warnungen befürchtet hatte. O Gandalf, bester Freund, was soll ich tun? Denn jetzt habe ich wirklich Angst. Was soll ich tun? Welch ein Jammer, dass Bilbo dieses elende Geschöpf nicht erdolcht hat, als er die Gelegenheit hatte!«
    »Ein Jammer? Ihn dauerte Gollum. Mitleid und Erbarmen hielten seine Hand zurück: Nicht ohne Not wollte er töten. Und dafür ist er reich belohnt worden, Frodo. Du kannst gewiss sein, wenn ihm das Böse so wenig anhaben konnte und er sich ihm schließlich zu entziehen vermochte, dann nur, weil er den Ring auf diese Weise in Besitz nahm. Voll Mitleid.«
    »Verzeih mir«, sagte Frodo. »Aber ich habe Angst; und ich empfinde keinerlei Mitleid für Gollum.«
    »Du hast ihn nicht gesehen«, warf Gandalf ein.
    »Nein, und ich möchte auch nicht. Ich kann dich nicht verstehen. Willst du damit sagen, dass ihr, du und die Elben, ihn nach all diesen entsetzlichen Taten am Leben gelassen habt? Jetzt ist er jedenfalls so schlimm wie ein Ork und einfach ein Feind. Er verdient den Tod.«
    »Verdient ihn! Das will ich glauben. Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand. Denn selbst die ganz Weisen können nicht alle Absichten erkennen. Ich habe nicht viel Hoffnung, dass Gollum geheilt werden kann, ehe er stirbt, aber möglich ist es trotzdem. Und sein Leben ist eng verknüpft mit dem Schicksal des Rings. Mein Herz sagt mir, dass er noch eine Rolle zu spielen hat, zum Guten oder zum Bösen, ehe das Ende kommt; und wenn es dazu kommt, dann mag Bilbos Mitleid bestimmend sein für das Schicksal von vielen – und nicht zuletzt für das deine. Wie dem auch sei, wir haben ihn nicht getötet: Er ist sehr alt und sehr unglücklich. Die Waldelben halten ihn gefangen, aber sie behandeln ihn mit all der Güte, die ihre weisen Herzen ihnen eingeben.«
    »Gleichviel«, sagte Frodo, »auch wenn Bilbo Gollum nicht töten konnte, so wünschte ich, er hätte den Ring nicht behalten. Ich wünschte, er hätte ihn nie gefunden und ich hätte ihn nie bekommen! Warum hast du zugelassen, dass ich ihn behielt? Warum hast du mich nicht dazu gebracht, dass ich ihn wegwerfe oder ihn zerstöre?«
    »Zugelassen? Dazu gebracht?«, wiederholte der Zauberer. »Hast du denn nicht zugehört? Du überlegst nicht, was du sagst. Aber was das Wegwerfen betrifft, das wäre offensichtlich verkehrt. Diese Ringe haben es an sich, gefunden zu werden. In unrechten Händen hätte er großes Unheil anrichten können. Das Schlimmste wäre gewesen, wenn er dem Feind in die Hände gefallen wäre. Und das wäre gewiss geschehen; denn dies ist der Eine, und der Feind übt seine ganze Macht aus, um ihn zu finden oder an sich zu ziehen.
    Natürlich, mein lieber Frodo, war es gefährlich für dich; und das hat mich zutiefst beunruhigt. Doch stand so viel auf dem Spiel, dass ich etwas wagen musste – obwohl kein Tag verging, auch wenn ich fern war, an dem das Auenland nicht von wachsamen Augen beobachtet wurde. Solange du den Ring nie benutztest, glaubte ich, dass er keine nachhaltige Wirkung auf dich ausüben würde, keine unheilvolle, jedenfalls nicht auf sehr lange Zeit. Und du darfst nicht vergessen, dass ich vor neun Jahren, als ich dich zuletzt sah, sehr wenig mit Sicherheit wusste.«
    »Aber warum ihn nicht zerstören, da du doch selbst sagst, das hätte schon längst geschehen sollen?«, rief Frodo. »Wenn du mich gewarnt oder mir eine Botschaft geschickt hättest, dann hätte ich ihn beseitigt.«
    »Wirklich? Wie wolltest du das machen? Hast du es jemals versucht?«
    »Nein. Aber ich nehme an, man kann ihn zerschlagen oder ihn schmelzen.«
    »Versuche es!«, sagte Gandalf. »Versuche es jetzt.«
    Frodo zog den Ring wieder aus der Tasche und betrachtete ihn. Er schien jetzt ganz eben und glatt zu

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