Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
Vom Netzwerk:
zerknüllt; und ein Schrei stieg auf in die erbebende Luft und verklang zu einem schrillen Klagelaut, den der Wind davontrug, eine körperlose und dünne Stimme, die erstarb und verschlungen wurde, und niemals wieder in diesem Zeitalter der Welt wurde sie gehört.
    Und da stand Meriadoc der Hobbit inmitten der Erschlagenen und blinzelte wie eine Eule im Tageslicht, denn er hatte die Augen voll Tränen; und wiedurch einen Nebel sah er Éowyns schönen Kopf, wie sie dalag und sich nicht regte; und er sah des Königs Gesicht, der inmitten seines Sieges gefallen war. Denn in seinem Todeskampf war Schneemähne wieder von ihm weggerollt; dennoch war er der Fluch seines Herrn.
    Dann bückte sich Merry und nahm seine Hand, um sie zu küssen, und siehe! Théoden öffnete die Augen, und sie waren klar, und er sprach mit ruhiger Stimme, wenn auch mühsam.
    »Leb wohl, Herr Holbytla!«, sagte er. »Mein Körper ist zermalmt! Ich gehe zu meinen Vätern. Und selbst in ihrer erlauchten Gesellschaft brauche ich mich jetzt nicht zu schämen. Ich fällte die schwarze Schlange. Ein grimmer Morgen, ein froher Tag, ein goldener Sonnenuntergang!«
    Merry konnte nicht sprechen, sondern weinte von neuem. »Vergebt mir, Herr«, sagte er schließlich, »dass ich Eurem Befehl nicht gehorchte, und doch habe ich in Eurem Dienst nicht mehr getan, als bei Eurem Scheiden zu weinen.«
    Der alte König lächelte. »Gräme dich nicht! Es ist vergeben. Großmut wird nicht zurückgewiesen. Lebe nun in Glückseligkeit; und wenn du friedlich bei deiner Pfeife sitzt, denke an mich! Denn niemals werde ich nun mit dir in Meduseld sitzen, wie ich versprochen habe, oder deiner Kräuterkunde lauschen.« Er schloss die Augen, und Merry neigte sich neben ihn. Plötzlich sprach er wieder. »Wo ist Éomer? Denn meine Augen werden dunkel, und ich möchte ihn sehen, ehe ich gehe. Er muss nach mir König sein. Und ich möchte Éowyn Nachricht senden, sie, die nicht wollte, dass ich sie verließ, und nun werde ich sie nicht wiedersehen, die mir teurer ist als eine Tochter.«
    »Herr, Herr«, begann Merry stockend, »sie ist …« Aber in diesem Augenblick gab es ein großes Getöse, und ringsum bliesen die Hörner und Trompeten. Merry schaute sich um: Er hatte den Krieg und die ganze Welt vergessen, und viele Stunden schienen vergangen, seit Théoden in seinen Tod ritt, aber in Wirklichkeit war es nur eine kleine Weile. Doch jetzt sah er, dass sie in Gefahr waren, mitten in die große Schlacht zu geraten, die bald beginnen würde.
    Neue Verbände des Feindes eilten die Straße vom Fluss herauf; und von den Mauern her kamen die Scharen von Morgul; und von den südlichen Feldern kam Fußvolk aus Harad und vor ihnen Reiter, und hinter ihnen erhoben sich die riesigen Rücken der mûmakil mit Kriegstürmen darauf. Doch im Norden führte der weiße Helmbusch von Éomer den großen Aufmarsch der Rohirrim an, die wieder gesammelt und aufgestellt worden waren; und aus der Stadt kamen alle kampffähigen Männer, die in ihr waren, und der silberne Schwan von Dol Amroth wurde in der Vorhut getragen, und sie vertrieben den Feind vom Tor.
    Einen Augenblick schoss Merry der Gedanke durch den Kopf: »Wo ist Gandalf? Ist er nicht hier? Hätte er nicht den König und Éowyn retten können?« Aber da ritt Éomer in Eile heran, und mit ihm kamen die Ritter des Gefolges, die noch am Leben waren und ihre Pferde wieder gebändigt hatten. Sie blickten voll Staunen auf den Kadaver des unheimlichen Tiers, der dort lag; und ihre Rösser wollten ihm nicht nahe kommen. Aber Éomer sprang aus dem Sattel, und Kummer und Entsetzen befielen ihn, als er an des Königs Seite kam und schweigend dastand.
    Dann nahm einer der Ritter des Königs Banner aus Guthláfs, des Bannerträgers, Hand, der tot dort lag, und er hielt es hoch. Langsam öffnete Théoden die Augen. Als er das Banner sah, gab er ein Zeichen, dass es Éomer gegeben werden sollte.
    »Heil, König der Mark!«, sagte er. »Reite nun zum Sieg! Sage Éowyn Lebewohl!« Und so starb er, und er wusste nicht, dass Éowyn dicht bei ihm lag. Und diejenigen, die in der Nähe standen, weinten und riefen: »König Théoden! König Théoden!«
    Aber Éomer sagte zu ihnen:
    Nicht der Klage zu viel! Groß war der Gefallene ,
    Seiner würdig sein Tod. Wird ihm der Hügel geschichtet,
    Mögen die Frauen weinen. Uns aber ruft der Krieg!
    Doch er selbst weinte, als er sprach. »Lasst seine Ritter hierbleiben«, sagte er, »und seine Leiche in Ehren vom

Weitere Kostenlose Bücher