Skandalfilme - cineastische Aufreger gestern und heute

D IE Z EIT MIT M ONIKA
«Ich lebe hier wie ein Tier» – der Film
    Die 19-jährige Monika lebt mit ihrer Familie in beengten Verhältnissen in einem Arbeiterviertel in Stockholm. Sie und ihre jüngeren Geschwister schlafen in der Küche, von Privatsphäre kann da keine Rede sein. Der Vater trinkt und misshandelt seine Tochter. Auch bei der Arbeit in einem kleinen Gemüsekeller muss sich Monika so manches gefallen lassen. In Gedanken flüchtet sich das eigenwillige Mädchen in die Welt der Reichen und Schönen und träumt davon, irgendwann aus der beklemmenden Enge des Alltages ausbrechen zu können. Als sie eines Tages in der Mittagspause auf Harry trifft, findet sie in ihm einen Leidesgenossen, mit dem sie gemeinsam ihren Traum von der Freiheit verwirklichen möchte. Harry arbeitet in einem Versandgeschäft für Geschirr. Außer einem kränkelnden Vater hat er keine Familie. Die Mutter starb, als Harry noch ein kleiner Junge war. Vater und Sohn verbindet kaum mehr als die gemeinsame Trauer. Ähnlich wie Monika leidet auch Harry unter der klaustrophobischen Atmosphäre, die zuhause herrscht. Die beiden jungen Leute sind sich auf Anhieb sympathisch, und Monika fordert Harry kess dazu auf, sie ins Kino einzuladen. Schnell werden die zwei ein Liebespaar. Zusammen wollen sie ihren engen Verhältnissen entfliehen. Vor allem Monika kann es nicht erwarten, endlich erwachsen zu sein und auf eigenen Beinen zu stehen. Als ihr Vater wieder einmal betrunken und streitlüstern nach Hause kommt, büchst sie kurzentschlossen aus und flieht zu Harry. Der bringt seine Geliebte vorläufig auf dem Boot seines im Krankenhaus liegenden Vaters unter. Nachdem Harry die Nacht mit Monika verbracht hat, erscheint er am nächsten Tag zu spät zur Arbeit und zieht dadurch einmal mehr den Zorn seines tyrannischen Arbeitgebers auf sich. Jetzt will auch er das frustrierende Leben in der Stadt ein für allemal hinter sich lassen und woanders neu anfangen. Im Überschwang ihrer jugendlichen Liebe lässt das rebellische Paar nicht nur die Stadt, sondern gleich die gesamte Zivilisation hinter sich und zieht sich in das Naturidyll der Schärenlandschaft rund um Stockholm zurück. Hier lässt es sich im warmen schwedischen Sommer gut aushalten. Monika und Harry genießen ihre Freiheit, ihre Liebe, ihre Körper, den Sommer. Allerdings werden sie schon bald von der Realität eingeholt: Monika ist schwanger. Solange die Sonne noch scheint, glauben Harry und Monika trotzdem auch weiterhin noch an eine glückliche gemeinsam Zukunft. Als es aber kälter und das Essen immer knapper wird, verliert das Naturleben schnell an Reiz. Monika vermisst die Mode und Zerstreuung des Stadtlebens, und dasjunge Paar streitet sich immer öfter (Abb. 55). Vor allem Monika ist unzufrieden («Ich lebe hier wie ein Tier») und gibt Harry die Schuld daran. Während sich Monika im Grunde also immer noch wie ein kleines, naives und egoistisches Mädchen verhält, ist Harry durchaus bereit, Verantwortung für die gemeinsame Familie zu übernehmen. Er schlägt vor, in die Stadt zurück zu gehen, wo er arbeiten und studieren will, um so die Grundlage für ein besseres, komfortableres Leben zu schaffen. Monika blockt zunächst ab, gibt schließlich aber doch nach.
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    S OMMAREN MED M ONIKA
    Schweden 1953
    Schwarz-Weiß
    Produktion: Svensk Filmindustri
    Produzent: Allan Eklund
    Regie: Ingmar Bergman
    Buch und Romanvorlage: Per Anders Fogelström
    Kamera: Gunnar Fischer
    Schnitt: Tage Holmberg, Gösta Lewin
    Musik: Erik Nordgren
    Darsteller: Harriet Andersson (Monika), Lars Ekborg (Harry), Dagmar Ebbesen (Harrys Tante), Åke Fridell (Monikas Vater), Naemi Briese (Monikas Mutter)
    FSK: ab 12
    Länge (DVD): 96 Minuten
    Verleih: Constantin
    Anbieter (DVD): Kinowelt/Arthaus
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    53 Bedrängt bei der Arbeit …

    54 … und zu Hause
    Zurück in Stockholm heiraten die beiden. Harry schuftet rund um die Uhr, Monika jedoch ist das bürgerliche Familienleben zuwider. Lethargisch, gelangweilt, vergnügungssüchtig und verschwenderisch vernachlässigt sie nicht nur die kleine June-Monika, sondern ist sie bald auch ihres Ehemannes überdrüssig. Bei der erst besten Gelegenheit betrügt sie Harry, der sich, als er schließlich dahinter kommt, enttäuscht von seiner ersten großen Liebe trennt.

    55 Vermeintliches Idyll
    Filmhistorisch bedeutsam ist D IE Z EIT MIT M ONIKA – außer wegen seiner Nacktszenen und des Skandals, den er damit auslöste – vor allem aufgrund seiner kunstvollen