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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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sah er Éowyn und war erstaunt. »Das ist doch gewiss eine Frau?«, fragte er. »Sind selbst die Frauen der Rohirrim in den Krieg gezogen in unserer Not?«
    »Nein, nur eine«, antworteten sie. »Frau Éowyn ist es, Éomers Schwester; und bis zu dieser Stunde wussten wir nichts von ihrem Ritt und bedauern ihn sehr.«
    Als der Fürst dann ihre Schönheit sah, obwohl ihr Gesicht bleich und kalt war, berührte er ihre Hand, als er sich herabbeugte, um sie genauer anzusehen. »Männer von Rohan!«, rief er. »Sind keine Feldschere unter euch? Sie ist verwundet, vielleicht auf den Tod, aber ich glaube, sie lebt noch.« Und er hielt die blankgeschliffene Armberge, die er trug, vor ihre kalten Lippen, und siehe! ein leichter Beschlag, kaum zu sehen, lag auf ihr.
    »Eile tut nun not«, sagte er, und er schickte einen los, der rasch zur Stadt reiten sollte, um Hilfe zu holen. Aber er verneigte sich tief vor dem Gefallenen, sagte den Rohirrim Lebewohl und ritt von dannen in die Schlacht.
    Auf den Feldern des Pelennor nahm die Kampfeswut zu; und der Waffenlärm und die Schreie der Menschen und das Wiehern der Pferde wurden lauter. Hörner wurden geblasen, und Trompeten schmetterten, und die mûmakil brüllten, als sie zum Krieg aufgestachelt wurden. Unter den südlichen Mauern der Stadt stürmte jetzt das Fußvolk von Gondor gegen die Scharen aus Mordor, die dort immer noch in großer Zahl standen. Aber die Reiter ritten nach Osten zur Unterstützung von Éomer: Húrin der Kühne, Verwalter der Schlüssel, und der Herr von Lossarnach, und Hirluin aus den Grünen Bergen und Fürst Imrahil der Schöne, umgeben von seinen Rittern.
    Nicht zu früh kam ihre Hilfe für die Rohirrim; denn das Glück hatte sich gegen Éomer gewandt, und sein Ungestüm war ihm zum Verhängnis geworden. Die mächtige Wut seines Angriffs hatte die Schlachtreihe seiner Feinde völlig durcheinandergebracht, und große Keile seiner Reiter waren durch die Reihen der Südländer hindurchgestoßen, hatten deren Reiter zersprengt und das Fußvolk niedergeritten. Aber wo immer die mûmakil auftauchten, da wollten die Rösser der Rohirrim nicht hingehen, sondern scheuten und brachen aus, und die großen Ungeheuer wurden nicht angegriffen und standen da wie Verteidigungstürme, und die Haradrim scharten sich um sie. Und wenn die Rohirrim zu Beginn eine dreifache Übermacht gegen sich hatten, als sie allein den Haradrim gegenübergestanden hatten, so wurde ihre Lage bald schlimmer; denn neue Kräfte strömten nun aus Osgiliath auf das Schlachtfeld. Dort waren sie zusammengezogen worden, um die Stadt zuplündern und Gondor zu schänden, und sie hatten auf den Ruf ihres Heerführers gewartet. Er war jetzt vernichtet, aber Gothmog, der Statthalter von Minas Morgul, hatte sie in den Kampf geschickt; Ostlinge mit Äxten und Variags aus Khand, Südländer in Scharlachrot, und aus dem entferntesten Harad schwarze Menschen wie halbe Trolle mit weißen Augen und roten Zungen. Einige eilten nun herbei, um den Rohirrim in den Rücken zu fallen, während andere nach Westen zogen, um die Streitkräfte von Gondor abzuschneiden und zu verhindern, dass sie sich mit Rohan vereinten.
    Gerade, als der Tag sich so gegen Gondor zu wenden begann und die Hoffnung der Mannen ins Wanken geriet, da stieg ein neuer Schrei in der Stadt auf, am Vormittag, als ein starker Wind blies und den Regen nach Norden trieb und die Sonne schien. In dieser klaren Luft erblickten die Wächter auf den Mauern in der Ferne einen neuen Schrecken, und ihre letzte Hoffnung verließ sie.
    Denn hinter der Schleife bei Harlond floss der Anduin so, dass man seinen Lauf von der Stadt aus auf mehrere Meilen verfolgen konnte, und wer scharfe Augen hatte, konnte alle Schiffe sehen, die sich näherten. Und als sie dort hinschauten, schrien sie vor Entsetzen; denn schwarz gegen den glitzernden Strom erblickten sie eine Flotte, vom Winde herangetragen: Schnellsegler und vielrudrige Schiffe mit großem Tiefgang und schwarzen Segeln, die sich im Winde blähten.
    »Die Corsaren von Umbar!«, schrien die Männer. »Die Corsaren von Umbar! Schaut! Die Corsaren von Umbar kommen! Also ist Belfalas genommen und Ethir auch, und Lebennin ist verloren. Die Corsaren sind über uns! Das ist der letzte Schicksalsschlag!«
    Und ohne dass es ihnen befohlen war, denn niemand war da, der in der Stadt Befehle gab, rannten einige zu den Glocken und läuteten Sturm; und einige bliesen die Trompeten zum Rückzug. »Zurück zu den Mauern!«,

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