Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
Vom Netzwerk:
verlassen muss ich dich nun auch. Denn in einem solchen Bett wie diesem habe ich nicht geschlafen, seit ich von Dunharg fortritt, noch habe ich gegessen seit der Dunkelheit vor Tagesanbruch.«
    Merry ergriff seine Hand und küsste sie. »Es tut mir entsetzlich leid«, sagte er. »Geh sofort! Seit jenem Abend in Bree sind wir immer nur eine Plage für dich gewesen. Aber es ist die Art meines Volkes, dass wir zu solchen Zeiten so leicht dahinreden und weniger sagen, als wir empfinden. Wir fürchten, zu viel zu sagen. Deshalb fehlt uns das richtige Wort, wenn ein Scherz nicht am Platze ist.«
    »Das weiß ich sehr wohl, sonst würde ich nicht auf dieselbe Weise mit dir reden!«, sagte Aragorn. »Möge es dem Auenland auf immerdar wohl ergehen!« Er küsste Merry und ging hinaus, und Gandalf ging mit ihm.
    Pippin blieb da. »Hat es je einen wie ihn gegeben?«, sagte er. »Außer Gandalf natürlich. Ich glaube, sie müssen verwandt sein. Du alter Esel, dein Beutel liegt neben deinem Bett, und du hattest ihn auf dem Rücken, als ich dich fand. Er hat ihn natürlich die ganze Zeit gesehen. Und außerdem habe ich sowieso auch noch etwas von dem Zeug. Doch komm nun! Es ist Langgrundblatt. Stopf dir die Pfeife, während ich loslaufe und mich nach etwas zum Essen umsehe. Und dann wollen wir es uns eine Weile gemütlich machen. Du meine Güte! Wir Tuks und Brandybocks können nicht lange unter solchen Hochgestellten leben.«
    »Nein«, sagte Merry. »Ich kann es nicht. Noch nicht, jedenfalls. Aber zumindest, Pippin, können wir sie jetzt verstehen und ehren. Es ist am besten, wenn man zuerst liebt, was zu lieben einem angemessen ist, nehme ich an: Man muss irgendwo beginnen und Wurzeln haben, und der Boden des Auenlandes ist tief. Doch gibt es noch tiefere und höhere Dinge; und kein Ohm könnte in Frieden, wie er es nennt, seinen Garten bestellen, wenn sie nicht wären, ob er nun von ihnen weiß oder nicht. Ich bin froh, dass ich ein wenig von ihnen weiß. Aber ich weiß nicht, warum ich so rede. Wo ist das Blatt? Und hole mir meine Pfeife aus dem Beutel, wenn sie nicht zerbrochen ist.«
    Aragorn und Gandalf gingen nun zu dem Vorsteher der Häuser der Heilung, und sie rieten ihm, dass Faramir und Éowyn noch viele Tage dort bleiben und sorgsam gepflegt werden sollten.
    »Frau Éowyn«, sagte Aragorn, »wird bald aufstehen und fortgehen wollen; aber es sollte ihr nicht erlaubt werden, wenn Ihr sie auf irgendwelche Weise zurückhalten könnt, bis zumindest zehn Tage vergangen sind.«
    »Was Faramir betrifft«, sagte Gandalf, »so muss er bald erfahren, dass sein Vater tot ist. Aber die ganze Geschichte von Denethors Wahnsinn sollte ihm nicht erzählt werden, ehe er völlig geheilt ist und Pflichten zu erfüllen hat. Sorgt dafür, dass Beregond und der perian, die dabei waren, noch nicht mit ihm über diese Dinge sprechen.«
    »Und der andere perian, Meriadoc, der in meiner Obhut ist, was ist mit ihm?«, fragte der Vorsteher.
    »Wahrscheinlich wird er morgen aufstehen können für eine kurze Weile«, sagte Aragorn. »Lasst ihn, wenn er will. Er darf ein wenig spazierengehen, wenn seine Freunde auf ihn aufpassen.«
    »Ein bemerkenswertes Volk sind sie«, sagte der Vorsteher und nickte mit dem Kopf. »Aus hartem Holz geschnitzt, glaube ich.«
    An den Türen der Häuser der Heilung hatten sich viele Menschen versammelt, um Aragorn zu sehen, und sie gingen ihm nach; und nachdem er endlich zu Abend gegessen hatte, kamen Leute und baten, er möge ihre Verwandten oder Freunde heilen, die durch Verletzungen oder Wunden in Gefahr waren oder unter dem Schwarzen Schatten lagen. Und Aragorn stand auf und ging hinaus, und er schickte nach Elronds Söhnen, und gemeinsam mühten sie sich bis tief in die Nacht. Und die Kunde verbreitete sich in der Stadt: »Der König ist wirklich zurückgekehrt.« Und sie nannten ihn Elbenstein wegen des großen grünen Steins, den er trug, und so wurde der Name, von dem ihm bei seiner Geburt geweissagt worden war, dass er ihn tragen würde, von seinem eigenen Volk für ihn gewählt.
    Und als er keine Kraft zum Heilen mehr hatte, warf er seinen Mantel über und schlüpfte hinaus aus der Stadt und ging zu seinem Zelt, kurz vor der Morgendämmerung, und schlief ein wenig. Und am Morgen flatterte das Banner von Dol Amroth, ein weißes Schiff wie ein Schwan auf blauem Wasser, vom Turm, und die Menschen schauten hinauf und fragten sich, ob das Kommen des Königs nur ein Traum gewesen sei.

NEUNTES KAPITEL
    DIE LETZTE

Weitere Kostenlose Bücher