Der Herr der Ringe
wünschte ich wie Merry, dass mit unserem Sieg der Krieg jetzt vorüber wäre. Doch was immer noch zu tun ist, ich hoffe daran teilzuhaben, um der Ehre des Volks vom Einsamen Berg willen.«
»Und ich um des Volks des Großen Waldes willen«, sagte Legolas, »und um der Liebe zum Herrn des Weißen Baumes.«
Dann schwiegen die Gefährten, aber eine Weile saßen sie noch an dem hochgelegenen Platz, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, während die Heerführer berieten.
Als sich Fürst Imrahil von Legolas und Gimli getrennt hatte, schickte er sogleich nach Éomer, und mit ihm ging er hinunter aus der Stadt, und sie kamen zu Aragorns Zelten, die auf dem Feld aufgeschlagen waren nicht weit von der Stelle, wo König Théoden gefallen war. Und dort berieten sie zusammen mit Gandalf und Aragorn und Elronds Söhnen.
»Ihr Herren«, sagte Gandalf, »hört die Worte des Truchsessen von Gondor, ehe er starb: Für einen Tag magst du auf den Feldern des Pelennor siegen, aber gegen die Macht, die sich jetzt erhebt, gibt es keinen Sieg. Ich heiße euch nicht verzweifeln, wie er es tat, sondern über die Wahrheit in diesen Worten nachzudenken.
Die Steine des Sehens lügen nicht, und nicht einmal der Herr von Barad-dûr kann sie dazu bringen. Er kann vielleicht kraft seines Willens auswählen, welche Dinge schwächere Gemüter sehen sollen, oder er kann bewirken, dass sie die Bedeutung dessen, was sie sehen, missverstehen. Dennoch ist nicht daran zu zweifeln, dass Denethor, als er große Streitkräfte sah, die in Mordor gegen ihn aufgestellt wurden, und noch weitere, die zusammengezogen wurden, das sah, was wirklich ist.
Unsere Kraft hat kaum ausgereicht, um den ersten großen Angriff abzuschlagen. Der nächste wird größer sein. Dieser Krieg ist dann letztlich ohne Hoffnung, wie Denethor erkannt hat. Der Sieg kann nicht mit Waffen errungen werden, ob ihr hierbleibt und eine Belagerung nach der anderen erduldet, oder hinausmarschiert, um jenseits des Flusses überwältigt zu werden. Ihr könnt nur zwischen zwei Übeln wählen; und die Vernunft würde euch raten, jene Festungen zu verstärken, die ihr habt, und dort den Angriff zu erwarten; denn so wird die Zeit vor eurem Ende ein wenig verlängert.«
»Dann möchtet Ihr also, dass wir uns nach Minas Tirith oder Dol Amroth oder Dunharg zurückziehen und dort sitzen wie Kinder auf Sandburgen, wenn die Flut kommt?«, fragte Imrahil.
»Das wäre kein neuer Rat«, sagte Gandalf. »Habt ihr nicht das und wenig mehr in all den Tagen von Denethor getan? Nein! Ich sagte, das wäre vernünftig. Ich rate nicht zur Vernunft. Ich sagte, der Sieg könne nicht mit Waffen errungen werden. Ich hoffe immer noch auf den Sieg, aber nicht durch Waffen. Denn in den Mittelpunkt all dieser Überlegungen tritt nun der Ring der Macht, Barad-dûrs Grundstein und Saurons Hoffnung.
Über dieses Ding, ihr Herren, wisst ihr alle nun genug, um unsere Lage und die von Sauron zu verstehen. Wenn er ihn wiedererlangt, ist eure Tapferkeit umsonst, und sein Sieg wird rasch und vollständig sein: so vollständig, dass niemand dessen Ende voraussehen kann, solange diese Welt besteht. Wird der Ring vernichtet, dann wird er stürzen; und er wird so tief stürzen, dass niemand voraussehen kann, ob er sich jemals wieder erhebt. Denn er wird den größten Teil der Kraft verlieren, die ihm innewohnte, als er begann, und alles, was mit dieser Macht vollbracht oder unternommen wurde, wird verfallen, und er wird auf immerdar verstümmelt sein und zu einem bloßen Geist des Bösen werden, der sich in den Schatten selbst verzehrt, aber nicht wieder wachsen oder Gestalt annehmen kann. Und so wird ein großes Übel der Welt beseitigt sein.
Andere Übel gibt es, die kommen mögen; denn Sauron selbst ist nur ein Diener oder Sendling. Doch ist es nicht unsere Aufgabe, alle Zeiträume derWelt zu lenken, sondern das zu tun, wozu wir fähig sind, um in den Jahren Hilfe zu leisten, in die wir hineingeboren sind, das Übel in den Feldern auszumerzen, die wir kennen, damit jene, die später leben, einen sauberen Boden zu bestellen haben. Auf das Wetter, das sie haben werden, können wir keinen Einfluss ausüben.
Nun, Sauron weiß all das, und er weiß, dass das kostbare Stück, das er verloren hat, wiedergefunden wurde; aber er weiß noch nicht, wo es ist, oder jedenfalls hoffen wir das. Und daher ist er jetzt in großem Zweifel. Denn wenn wir das Ding gefunden haben, dann gibt es unter uns einige, die stark genug sind, es
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