Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringel: Die Bewährten (German Edition)

Der Herr der Ringel: Die Bewährten (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringel: Die Bewährten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Erickson
Vom Netzwerk:
liegt mir auf der Zunge.«
    Promo bemerkte, dass Speicher ihn ansah. Er fühlte sich geschmeichelt, aber auch beunruhigt. Als Speicher ihn zu sich heranwinkte, konnte er nicht widerstehen. Promo setzte sich zu ihm, und Speicher nahm den Fedora ab. Darunter kamen zottiges schwarzes, mit einigen grauen Strähnen durchzogenes Haar und das harte, aber einfühlsame Gesicht eines Kriegerpoeten mit träumerischen grauen Augen zum Vorschein. Im Aualand hatte man noch nie eine so schöne Gestalt gesehen.
    »Man nennt mich Speicher«, sagte er mit leiser, selbstbewusster Stimme. »Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen, Herr … Unterhemd, falls das wirklich Ihr Name ist.«
    »Ja, Unterhemd, das ist korrekt«, gab Promo steif zurück. Unter den durchdringenden Blicken dieser unglaublichen Augen wurde er nervös. Er ertappte sich dabei, dass er die Hände in den Hosentaschen hatte und an seinem Ring herumfummelte. Etwas drängte ihn, ihn anzustecken.
    »Nun, Meister Unterhemd, Ihre jungen Freunde sollten besser beim Bier bleiben. Der Rum scheint ihnen die Zungen zu lockern, und in der Gegend treiben sich ein paar schräge Vögel herum, falls Sie verstehen, was ich meine.«
    Promo sah mit Schrecken, dass Pipi auf dem Tisch stand und zu singen anfing.
    Ich habe einen Freund aus Aualand,
    Der mag das Glas voll bis an den Rand.
    Ein Abenteuer muss er wagen,
    Promo heißt er, ohne Fragen!
    »Wie ich befürchtet habe«, sagte Speicher. »Wer weiß, welche Geheimnisse er ausplaudert, wenn er erst beim Refrain angelangt ist? Sie sollten schnell etwas unternehmen, Promo!« Pipi begann die zweite Strophe.
    Mein Freund ist wirklich tadellos,
    Hat Riesenfüße und ist ein Meter groß.
    In einer Höhle fand sein Onkel
    Einen Ring, der …
    »He, alle mal zu mir herschaun!«, sagte Promo, während er ebenfalls auf den Tisch sprang. Seine Hand fuhr wieder in die Hosentasche, wo er den Ring umklammerte.
    »Du kannst es einfach nicht verknusen, wenn ich im Mittelpunkt stehe, was, Promo?«, sagte Pipi und sprang missmutig vom Tisch.
    »Genau«, erklärte Promo den Zuschauern. »Ich heiße Promo Unterhemd, und ich schreibe ein Buch über meine Reise durch …« Und da kippte der Tisch um, nachdem durch Pipis Absprung ein Ungleichgewicht entstanden war. Promo stürzte, der Ring hüpfte aus seiner Tasche und flog in die Luft. Mysteriöserweise flog er ohne Kette. Promo streckte die Hand nach ihm aus, doch wie bei einem Ringewurfspiel landete der Ring auf seinem Finger.
    Als Promo sich umsah, stellte er fest, dass sich der Schankraum in eine Traumwelt verwandelt hatte. Alle bewegten sich in Zeitlupe und sahen wie auf einem Negativfilm aus. Es war ein Rauschen zu hören, als würde eine riesige, abscheuliche Toilette gespült, und dann hatte er die Vision eines Auges. Promo vernahm grässliches, ohrenbetäubendes Flüstern.
    »Kommen Sie zu uns, Promo. Wir werden in Firmenanteilen bezahlt, und Sie bekommen einen Dienstwagen! Kommen Sie zu uns! Seien Sie kein Loser!« Der Sprecher klang ein wenig heiser.
    Von der Frage, wie er die Firmenanteile in der Steuererklärung angeben musste, in Panik versetzt, wälzte sich Promo unter einen Tisch und zog den Ring vom Finger.
    Onkel Milbo hat den Ring Hunderte Male in seiner Wohnung getragen, aber er hat nie etwas von Halluzinationen erwähnt! Promo fand sich wieder in der wirklichen Welt.
    Eine kräftige Hand packte ihn, zerrte ihn in eine dunkle Nische, während die Leute in der Bar, von Promos Verschwinden verwirrt, wild hin- und her liefen. Der eigentümlich hässlich aussehende Kerl nickte einem eigentümlich aussehenden Brieländer mit zusammengewachsenen Augenbrauen zu, worauf die beiden diskret hinausgingen. Dann erst bemerkte Promo, dass die Hand Speicher gehörte, der ihm eine Moralpredigt hielt.
    »Sie erregen zu viel Aufmerksamkeit, Herr … Unterhemd.«
    »So heiße ich. Übertreiben Sie’s nicht«, sagte Promo matt. »Was wollen Sie?«
    »Dass Sie ein bisschen vorsichtiger sind. Was Sie da mit sich herumtragen, ist kein Plunder.«
    »Plunder? Was? Ich? Ich habe keine Ahnung, was Sie meinen!«
    »Lassen Sie uns auf Ihr Zimmer gehen. Ich werde die Wahrheit aus Ihnen herausw ringen .«
    Als sie in Promos Zimmer anlangten, stieß sich Speicher ein paarmal den Kopf an, bevor er Platz nahm und den Großteil einer Zweimanncouch für Wobbits für sich beanspruchte.
    »Ich hasse diese Wobbitzimmer«, sagte er. »Aber egal. Haben Sie Angst?«
    »Ich würde es nicht direkt Angst nennen«, sagte Promo.

Weitere Kostenlose Bücher