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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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ich nicht«, murmelte Braston durch kaum geöffnete Lippen.
    »Priesterin«, sagte Tarzi drängend, und für einen Moment sah Yalenna sie an, ohne sie wiederzuerkennen.
    »Oh«, antwortete sie. »Tarzi, ja?«
    »Habt ihr Rostigan mitgebracht?«
    Sie versuchte, ihr Ungemach zu bezähmen, obwohl etwas davon sich gezeigt haben musste, denn Yalennas Gesicht wurde freundlicher.
    »Er wird kommen«, antwortete sie. »Er braucht nur ein wenig länger, um einzutreffen, aber er ist auf dem Weg.«
    »Aber seid ihr nicht zusammen gereist? Er ist kein Fadenwirker! Braucht er euch nicht, um, ich weiß nicht, ihn zu lenken?«
    Tarzi spürte, dass die Panik sie dumm machte, aber sie konnte nicht anders – natürlich wusste Yalenna, dass Rostigan kein Fadenwirker war.
    »Nun«, sagte Yalenna, »normale Leute auf einen Fadengang mitzunehmen … es ist schwierig, diese heikle Prozedur zu beschreiben …« Ihr Blick flatterte an Tarzis Schulter vorbei, und ein erleichtertes Lächeln machte sich in ihren Zügen breit. »Sieh nur, da ist er.«
    Tarzi fuhr herum, und tatsächlich, nicht weit von ihr formte Rostigan sich aus der Luft. Sie eilte zu ihm und kam gerade rechtzeitig, um ihn daran zu hindern vornüberzufallen.
    »Kleine Drossel«, begrüßte er sie – und da war dieses Lächeln, das sie so sehr liebte. Er drückte sie, was außerdem dazu führte, dass er zusammenzuckte.
    »Du bist verletzt!«
    Sie ergriff sein Handgelenk und drehte seine Hand, um das blutige Loch darin zu inspizieren.
    »Keine Sorge, Mädchen. Nichts, was die Zeit nicht heilen kann.«
    »Habt ihr Despirrow erwischt?«
    Er verzog das Gesicht. »Nein. Jetzt hilf mir, einen Stuhl zu finden – oder besser noch ein Bett.«
    Er legte ihr einen Arm über die Schulter und wandte sich in Richtung Kaserne.
    »Wohin gehst du?«, fragte sie. »Wir müssen dich ins Hospiz bringen, zu einem Heiler!«
    »Für eine Weile werden alle mit Braston beschäftigt sein. Mir wäre es lieber, diesem ganzen Getriebe zu entgehen. Bitte, Tarzi. Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht.«
    »Es sieht aus, als sei ein Loch in deiner Hand!«
    »Ich will mich einfach hinlegen.«
    Sie runzelte die Stirn. Sie konnte seine Wunde säubern und ihn zusammenflicken – es wäre auch nicht das erste Mal –, aber dann, versprach sie sich selbst, würde sie direkt in die Burg gehen, wo sie um einen richtigen Heiler bitten würde, so viel stand fest.
    Seufzend erlaubte sie ihm, sie zu lenken. Während sie gingen, lehnte sie sich an ihn und warf ein oder zwei Blicke nach oben in sein Gesicht.
    So ein guter Mann.

KÖNIGSMORD
    Yalenna warf einen letzten Blick auf Braston. Sie hatte getan, was sie konnte. Er befand sich jetzt in seinen eigenen Quartieren, glücklicherweise bewusstlos, und die besten Heiler von Althala wuselten um ihn herum. Sie konnten ihn nicht mit einem Fingerschnippen wieder gesund machen, aber zumindest dafür sorgen, dass die Heilung beschleunigt wurde. Sie war zuversichtlich, dass Braston mit ihrer Hilfe oder ohne sie schließlich genesen würde. Alles, was er wirklich brauchte, war ein sicherer Ort, um gesund zu werden. Seine Konstitution würde den Rest erledigen.
    Als sie seine Räume verließ, war sie müde, ihre eigene Wunde ein beharrlicher Schmerz. Man hatte sich auch um diese Wunde gekümmert; ein Heiler hatte einige ihrer Fäden bewegt, um eine schnellere Genesung zu bewirken. Die Wächter waren keine leichten Patienten für normale Fadenwirker – ihre Strukturen waren kompliziert und halsstarrig, denn die Fäden, die sie aus der Großen Magie gestohlen hatten, ließen sich nicht beeinflussen. Sie vermutete, dass auch sie sich wahrscheinlich auf die Zeit würde verlassen müssen, um vollkommen wiederhergestellt zu werden.
    Während ihre Füße sie zu ihrem eigenen Quartier führten, spielte sie mit dem Gedanken, Rostigan zu besuchen. Nein, beschloss sie, es gab nichts Dringendes zu erörtern. Despirrow war entkommen, und jeder Einzelne von ihnen
hatte unter der Erfahrung gelitten. Eine ungestörte Nachtruhe war für alle das Beste.
    Zaghaft öffnete sie ihre Tür und erwartete halb, Salarkis dort vorzufinden, aber der Sitz am Fenster war leer.
    »Herrin?«
    Ein Diener wartete hinter ihr im Flur.
    »Ja?«
    »Möchtest du irgendetwas? Tee, Essen, frische Laken? Ein Feuer?«
    »Etwas zum Abendessen wäre willkommen.«
    Der Diener zog den Kopf ein und ging davon.
    Im Inneren ihrer Gemächer dachte sie daran, sich umzuziehen, entschied jedoch, dass sie sich die Mühe nicht

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