Der Herr der Tränen
und versuchte, Forgers Wärme zu erwidern. »Ich wollte nur ein wenig von der Welt sehen, bevor ich dich aufsuchte – du weißt ja, wie es ist.«
»Ah, ja, natürlich.«
Forger ragte über ihm auf; er war mindestens zwei Köpfe größer und befand sich auf dem Gipfel seiner Kraft, so wie er aussah. Er umfasste Despirrow an den Schultern.
»Lass dich anschauen! Meine Güte, du bist ja reichlich mitgenommen.«
»Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung.«
»Threver!«
Der alte Mann erschien an Forgers Seite.
»Herr?«
»Organisier ein Quartier und frische Kleider für meinen Freund Despirrow. Sorg dafür, dass die Kleider nobel sind – er genießt es sehr, sich seiner Rolle entsprechend zu kleiden.«
»Sofort, Herr.«
Der Mann verbeugte sich vor ihnen beiden, und Despirrow war erfreut, dass man ihm solchen Respekt erwies.
»Und nun«, sagte Forger, während er sich an den Folgerknecht wandte, »Yoj, hinaus mit dir! Despirrow, du musst mir alles erzählen.«
Schon bald lief Forger mit erschreckend langen Schritten im Saal auf und ab. Despirrow beobachtete ihn vom Thron aus, in dem er lümmelte, als sei es sein eigener.
»Nein!«, sagte Forger zornig. »Ich kann es nicht glauben.«
Despirrow zuckte die Achseln. »Ich sage dir nur, was ich mit eigenen Augen gesehen habe.«
»Karrak würde sich nicht gegen mich wenden!«
»Salarkis hat mich besucht und es mir erzählt, und dann ist Karrak aufgetaucht und hat versucht, mich zu töten. Mir reicht das als Beweis.«
»Salarkis! Wo treibt sich dieser steinerne Vogel herum? Er ist einmal bei mir gewesen und war … ich weiß nicht … hochnäsig, unfreundlich; seither hat er sich nicht mehr die Mühe gemacht, zu mir zu kommen!«
Der an die Wand gekettete Mann stieß ein leises Stöhnen aus.
»Ach, sei still«, sagte Forger, und der Mann zuckte, als ihm das Rückgrat herausgerissen wurde, das ihm nun wie ein knöchener Schwanz von der Taille baumelte.
»Nur ein Vergnügen?« Despirrow zog eine Augenbraue hoch und schaute zu dem noch zitternden Leichnam hinüber. »Oder ein Feind?«
»Jemand, den ich im Kerker kennengelernt habe«, erklärte Forger. »Ich habe ihn freigelassen, und er hat mit einer Armbrust auf mich geschossen. Nicht dass ich es ihm verübelt hätte, denn es war einfach ein dummer Fehler, aber er hat geradeso gute Dienste geleistet wie jeder andere, um mir zu helfen, stark zu bleiben.« Er schüttelte den Kopf. »Das passt nicht. Warum sollte Karrak … warum sollte er …« Ihm kam ein Gedanke. »Begleite mich.«
Despirrow ließ sich vom Thron gleiten und folgte dem weit ausschreitenden Forger. Es ging eine Treppe hinunter, durch einen Flur und eine bewachte Tür in einen Raum, wo eine Fadenwirkerin vor einem Spiegel saß.
»Du da«, sagte Forger. »Hast du irgendetwas gesehen?«
»Ja, Herr, ich wollte gerade eine Nachricht schicken. Braston ist schwer verwundet zurückgekehrt von einer gescheiterten Expedition, um jemanden zu töten … ähm …« Sie hielt inne, als sie neben Forger Despirrow bemerkte, der sie offen begaffte, »… um Despirrow zu töten. Und in Loppolos Gemächern wird darüber geredet, Braston zu töten; sie wollen es so aussehen lassen, als wäre er seinen Verletzungen erlegen.«
»Hast du Karrak gesehen?«, fragte Forger, und für einen Moment war sie wie gebannt von der Intensität seines Blickes.
»Ich … weiß nicht, wie er aussieht, Herr.«
»Natürlich weißt du das nicht«, knurrte Forger. »Jetzt lass uns allein.«
Sie zog sich hastig zurück. Forger drehte sich wieder um und blickte in den Spiegel.
»Was ist das für ein Ding?«, fragte Despirrow und trat neben ihn.
»Schau hinein, und du wirst sehen, was deine Freunde in Burg Althala sehen.«
Despirrow war überrascht. »Wie bemerkenswert.«
»Scht. Ich will zuhören.«
Despirrow starrte in den Spiegel, während das Bild, das dieser zeigte, sich veränderte. Es war, als blicke er durch ein Fenster in einen anderen Raum – in Loppolos Salon.
»Die Menschen werden es niemals dulden«, knurrte Loppolo, dessen Stimme ein wenig gedämpft klang. »Sie werden die Burg stürmen und meinen Kopf auf einen Pfahl spießen!«
»Brastons Leben hängt ohnehin am seidenen Faden«, sagte ein fetter, in die Jahre gekommener Mann. »Wir könnten ihm von einem Heiler Gift verabreichen lassen, als Stärkungsmittel getarnt , und es würde den Anschein erwecken, als sei er lediglich an seinen Verletzungen gestorben.«
»Sei kein Narr, Tursa«, erwiderte Loppolo mit
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