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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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einem finsteren Stirnrunzeln. »Du denkst, du könntest einen Wächter so leicht töten?«
    »Braston hat bei Despirrow selbst Gift eingesetzt«, erwiderte Tursa gelassen.
    Ah, das ist richtig, dachte Despirrow. Wie konnte ich das vergessen? Oh ja – ich habe es gar nicht vergessen.
    »Ja«, sagte Loppolo, »aber das war ein besonderes Gebräu, etwas Starkes und Geheimnisvolles, und niemand weiß genau, was es war.«
    »Manche Leute denken, es könnte ein gewöhnliches Gift gewesen sein, aber versetzt mit Lockenzahn, Herr.«
    Lockenzahn, dachte Despirrow. Das macht Sinn.
    Der Wein war süß gewesen, der beste, den er jemals getrunken hatte – aber wie hatte er in seinen Gedärmen gewütet, die Leitbahnen seines Körpers verwüstet und sein nur noch in Krämpfen zuckendes Herz mit Schmerzen gepeinigt.
    »Wann«, begann Tursa, »wird Braston jemals wieder so schwach sein, frage ich? Dies ist die perfekte – vielleicht die einzige – Gelegenheit, ihm den Garaus zu machen.«
    Irgendwo knallte eine Tür, und die Edelleute sahen einander nervös an.
    »Wer ist das?«, rief Loppolo.
    Ein muskulöser junger Mann kam in Sicht.
    »Ah, Hauptmann Jandryn.«
    »Du hast nach mir geschickt, Herr?«
    »Ja. Ich frage mich, ob du Yalenna schon Bericht erstattet hast?«
    »Noch nicht, Herr.«
    »Aber du hast ein Auge auf sie gehalten?«
    »Soweit es passend war, das zu tun.«
    »Nun, finde eine Ausrede, sie zu besuchen. Ich will so viel wie möglich darüber wissen, was in Saphura geschehen ist.«
    Jandryn nickte. »Wie du wünschst, Herr.«
    Als er fort war, beugte Loppolo sich vor.
    »Lockenzahn, ja«, erklärte er. »Ich habe diese Theorie
schon früher gehört, aber es waren nur Mutmaßungen von Geschichtenerzählern. Niemand weiß es mit Bestimmtheit.«
    »Die Geschichten der Barden machen Sinn, Herr. Lockenzahn würde die Eigenschaften eines Giftes verstärken und seine schlimmsten Wirkungen steigern. Aber selbst wenn der Plan nicht aufginge, würde niemand wissen, dass du deine Hände im Spiel hast.«
    »Es ist witzlos«, entgegnete Loppolo. »Wir haben kein Lockenzahn.«
    »Ah«, sagte Tursa und griff in seine Tasche. Er förderte eine kleine Phiole zutage, in der einige braune Pünktchen klebten. »Wir haben sehr wohl welchen.«
    »Doch wie? Es hat seit Jahren keinen Lockenzahn mehr gegeben!«
    »Es ist sehr selten, das steht fest. Das hier hat mich eine große Summe gekostet, aber ich würde mit Freuden eine angenehme Mahlzeit opfern, um zu erleben, dass das Recht wieder Einzug hält in unserem Reich.«
    Er hielt Loppolo die Phiole hin, und dieser nahm sie zaghaft entgegen.
    »Ich habe einen Mann in meinen Diensten«, fuhr Tursa fort, »der mit vollkommener Skrupellosigkeit gesegnet ist. Er wartet draußen und wird Braston, sollte ich ihn darum bitten, ein angenehmes Stärkungsmittel bringen, das aussehen wird wie Lilienwasser – doch gemischt mit Herzeleid.«
    Loppolo drehte die Phiole nachdenklich in den Händen.
    Forger regte sich neben Despirrow. »Vielleicht ist das noch besser, als Karrak zu sehen«, murmelte er.
    »Können wir Braston selbst mit diesem Ding finden?«
    »Vielleicht.«
    Die Aussicht veränderte sich und zeigte Brastons großes Schlafzimmer. Der Wächter lag halb unter den Laken, die sichtbaren Teile seines Körpers ein Flickenteppich von Nähten, Schorf, Verbänden voller Blut, mit bleicher Haut und geschlossenen Augen.
    »Ich genieße es sehr, die Früchte meiner Arbeit zu sehen«, bemerkte Despirrow.
    »Du hast ihm das angetan?«
    »Ja.«
    »Beeindruckend. Du musst mir die Geschichte in allen Einzelheiten erzählen.«
    »Mit Freuden.«
    »Es ist eine Schande, dass du ihm nicht den Garaus gemacht hast.«
    Ja, dachte Despirrow. Vor allem jetzt, da ich weiß, was mit unseren Kräften geschieht, wenn wir sterben.
    Sie beobachteten Braston noch für einige Augenblicke, dann wechselte im Spiegel wieder die Szenerie – Forger kontrollierte den Spiegel auf eine Weise, die sich Despirrow nicht recht erschloss –, und sie sahen einige andere Räume und Flure der Burg, aber nichts von Belang. Schließlich kehrten sie zu Loppolos Quartier zurück.
    Ein Mann in den Roben eines Fadenwirkers stand jetzt bei den Edelleuten und dem ehemaligen König. Aus dem hohen Kelch in seiner Hand drang ein Brausen, während Tursa den Lockenzahn hineingab. »Sie haben beschlossen, es zu tun!«, rief Forger aufgeregt. »Ich dachte nicht, dass sie es tun würden, ich dachte, Loppolo sei zu ängstlich!«
    »Führ deine Mission

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