Der Herr der Tränen
erfolgreich durch«, sagte Loppolo, »und du wirst großzügig belohnt werden.«
Der »Heiler« nickte und verschwand mit dem Kelch.
»Das ist wunderbar!«, sagte Forger. »Sie nehmen uns tatsächlich unsere Arbeit ab!«
Despirrow dachte angestrengt nach. Wenn Braston das Gift tatsächlich nahm, würde er daran sterben – dessen war Despirrow gewiss, weil er selbst auf die gleiche Weise getötet worden war. Aber was würde mit Brastons Fäden geschehen? Wer würde seine von der Großen Magie gegebenen Fähigkeiten erben?
»Sieh nur!« Forger war aufgeregt. Der Blick wechselte zum Korridor draußen vor Brastons Tür. Zwei Wachen standen dort und richteten jetzt den Blick auf die Treppenflucht, als der »Heiler« erschien. Er ging auf die Tür zu und grüßte die Wachen mit einem Nicken.
»Ich bin hier, um dem König aufzuwarten«, erklärte er und ließ den Inhalt in dem Kelch kreisen. »Ich bringe einen heilenden Trunk, der ihm helfen wird, im Nu wieder auf die Füße zu kommen.«
Die Wachen hatten anscheinend nicht den geringsten Verdacht. Sie traten beiseite, und einer beugte sich sogar vor, um die Tür zu öffnen.
Despirrow erlebte einen Moment quälender Unentschlossenheit – und als die Finger des Wachpostens den Türknauf berührten, hielt er die Zeit an.
Die Aussicht im Spiegel erstarrte, und Forger brauchte einen Moment, um zu begreifen, was geschehen war.
»Was … warum hast du das getan?«, rief er und drehte sich wütend um. »Yalenna ist in der Burg und Karrak ebenfalls, wenn man dir Glauben schenken darf. Dies wird ihnen die Gelegenheit geben zu bemerken, was los ist! Eine Gelegenheit, Braston zu retten!«
Despirrow wollte Forger wirklich nicht sagen, warum er die Zeit angehalten hatte, aber als er ihm in die flammenden Augen schaute, fiel ihm keine andere Erklärung ein als die Wahrheit.
»Hör zu«, sagte er. »Du hast gesagt, du wolltest die Geschichte über die Ereignisse in Saphura hören. Nun, hier ist ein Teil davon – Karrak hat die Kräfte der Diebin geerbt.«
»Was?«
»Er hat sie getötet, und jetzt kann er tun, was sie tun konnte.«
Forger runzelte die Stirn. »Bist du dir sicher?«
»Nun, er war früher nicht in der Lage, mit einem Vers eine Brücke verschwinden zu lassen. Ich vermute, die Fäden der Großen Magie verhalten sich beim Tod eines von uns so, wie sie es bei Regrets Tod getan haben, als sie auf uns übergegangen sind.«
»Du denkst, die Fäden der Diebin seien in Karrak?«
»Ja. Und ich denke, dass bei Brastons Tod seine Macht an denjenigen von uns gehen wird, der ihm am nächsten ist.«
Die Falte zwischen Forgers Brauen vertiefte sich. Dann zuckte er die Achseln.
»Na und? Ich will nicht in der Lage sein, verdammte Ungerechtigkeit zu sehen, wo immer ich hingehe – noch willst du das, wage ich zu behaupten. Es würde uns wahrscheinlich in den Wahnsinn treiben.«
»Was ist mit Brastons ungeheurer Stärke? Willst du wirklich, dass sie an Yalenna oder Karrak übergeht? Um unsere Feinde noch mächtiger zu machen?«
»Ich habe noch nicht entschieden, ob es das ist, was Karrak tatsächlich ist.«
»Trotzdem, warum das Risiko eingehen?«
»Was schlägst du dann vor?«
»Einer von uns muss dabei sein, wenn Braston stirbt.«
Forger schüttelte den Kopf. »Dafür ist keine Zeit. Der Fadengang ist uns verwehrt, während die Welt stillsteht. Und wenn du die Zeit weiterlaufen lässt, wird es zu lange dauern, bis wir dort sind – Braston wird das Gift trinken, bevor wir uns auf den Fadengang ausreichend vorbereitet haben, und Herzeleid wirkt schnell.«
»Du denkst in zu engen Grenzen. Gewiss können wir im Fadengang nicht schnell genug dorthin gelangen … aber wir könnten dorthin gehen.«
»Was?«
»Es verrinnt keine Zeit. Keiner der Wächter verfügt über seine Kräfte. Braston ist in seinem Zimmer eingeschlossen und wird keine Heilung über die hinaus gewinnen, die sein eigener Körper erzeugen kann. Und ohne Essen oder Wasser, um seine Genesung zu beschleunigen, wird er wahrscheinlich während der Wochen, die wir brauchen werden, um zu Fuß nach Althala zu gehen, in einer Art Starre liegen.«
»Ich weiß nicht. Das wäre eine sehr lange Zeit, um die Welt ruhig zu halten, und es würde Schaden anrichten.«
»Sei nicht so schwach«, entgegnete Despirrow geringschätzig.
Forger packte ihn am Kragen und hob ihn mühelos vom Boden.
»Ich mag im Moment über meine sonstigen Kräfte nicht verfügen«, erklärte er, »aber ich bin immer noch größer als du,
Weitere Kostenlose Bücher