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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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Poren ihres Körpers spritzen.
    Und dann hatte er den Raum durchquert. Als er sich umsah, entdeckte er zwei Kranke, die er übersehen hatte und die jetzt mit wehenden Hemden den Bogengang entlangflohen. Einen Moment lang genoss er den Anblick. Manche der Qualen, die er ausgelöst hatte, dauerten noch an und versorgten ihn weiter mit Kraft, während sich die Quellen in ihren Bettlaken verhedderten und stöhnten.
    »Ach«, sagte er und wischte sich den Mund, als hätte er gerade erfrischendes Wasser getrunken. »So ist es besser.«
    Forger ging durch die Burg zum Thronsaal. Er war jetzt größer und spannte seine muskelbepackten Arme vergnügt. Die Strukturen der Dinge enthüllten sich seinen belebten Augen klarer, und er konnte die Fäden, aus denen die Welt bestand, nach Belieben verdrehen und verknoten. Die Völlerei im Lazarett hatte er dringend gebraucht.
    Wachen schwärmten aus. Es gab Verwirrung, worin die Bedrohung eigentlich bestand, und mehrere Gruppen liefen in verschiedenen Gängen aneinander vorbei. Irgendwann stießen sie jedoch unausweichlich auf ihn – bei einem schmutzigen, blutbefleckten Mann lohnte es sich ganz sicher, ein paar Fragen zu stellen.
    »Du!«, rief ihn eine Wache an, die von mehreren anderen begleitet wurde. »Wer bist du? Was hast du in der Burg zu suchen?«
    Forger grinste und machte eine kleine Geste. Durch eine kleine Veränderung fühlten sich die Nerven der Wache an, als würden sie brennen. Der Schmerz breitete sich von einem zum anderen aus, und alle schrien, rissen sich die Rüstung vom Leib und wälzten sich auf dem Boden, als könnten sie so die Qualen lindern, die sich anfühlten, als würden sie von Myriaden Nadeln gestochen.
    »Eigentlich seid ihr meine Wachen«, erklärte er ihnen. »Deshalb werde ich euch nicht ernsthaft verletzen. Den Schmerz werdet ihr überleben, wenn euer Geist standhält.«
    Forger wusste, der Lärm würde weitere Wachen anlocken, deshalb eilte er weiter. Ihm fiel eine enge Wendeltreppe für Diener auf, die nach oben führte, und er rannte hinauf.
    »Entschuldigung, junge Frau«, sagte er und schob sich um eine Magd mit einer Teekanne auf einem Tablett.
    Mehrere Stockwerke weiter war er ganz oben angelangt. Unter ihm donnerten Stiefeltritte über die Stufen. Er wurde verfolgt und lief in einen Gang aus grauem Stein, durch dessen Fenster man auf Tallaho hinabsehen konnte.
    »Mir gefällt, dass ihr hier nicht viel geändert habt«, gluckste er.
    Vor ihm versperrten Wachen die Tür zum Thronsaal. Weitere Männer sammelten sich hinter ihm.
    »Da ist er!«, rief jemand. Waffen wurden gezogen, Armbrüste gespannt. Er ging etwas langsamer. Zwischen den Wachen entdeckte er auch mehrere Silberroben, darunter die beiden Fadenwirker, die ihn am Tor gefangen genommen hatten. Er langte nach der Frau und wollte ihr Herz zerquetschen, doch als er nach ihren Fäden griff, wehrte sie sich und stemmte sich seinen Kräften entgegen. Sie war stark und konzentriert, deshalb fiel es ihm schwer, ihre Strukturen zu ändern. Dann drängte sie ihn aus sich heraus, und einen Moment lang fühlte er ihre Kleidung, die sie nicht beschützte. Kichernd riss er sie ihr vom Leib, sodass sie vollständig nackt dastand. Ihr stockte der Atem, als sie auf ihre Brüste starrte. In diesem Augenblick der Demütigung hob er sie in die Luft und schleuderte sie durch ein Fenster.
    »Er ist ein Fadenwirker!«
    »Tötet ihn!«
    Er duckte sich unter Pfeilen. Soldaten liefen auf ihn zu, die Fadenwirker griffen an. Er wehrte mehrere Zauber ab, ehe seine Finger plötzlich erschlafften und sich seine Knochen in Milch verwandelten. Fluchend erneuerte er seine Strukturen und verscheuchte die Kräfte, die ihn schwächten. Brüllend verbreitete er weiteren Schmerz und ließ die angreifenden Wachen das gleiche Feuer spüren wie ihre Kameraden unten.
    Splitter vom zerschmetterten Fenster flogen auf ihn zu. »Das ist mein Spruch«, knurrte er. Einige von ihnen fing er in der Luft auf und wehrte sie ab, doch mehrere bohrten sich in sein Fleisch. Wütend fegte er sie aus seinem Körper; die Wunden bluteten. Die Wachen jammerten, zuckten wild und prallten ständig zusammen. Die Fadenwirker kamen näher, und einer duckte sich über einen strampelnden Soldaten, hielt die Hand über ihn und linderte seine Schmerzen. Im nächsten Augenblick krachte ein schwebender Soldat in voller Rüstung gegen Forger und riss ihn von den Beinen. Die Wache lebte noch und schlug wild um sich, bis Forger seinen Kopf packte und mit

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