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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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lächelte ihn breit an. »Glaubst du mir nicht?«
    Er legte die Hand an die Zellentür und fummelte heimlich an den Fäden des Schlosses herum. Deutlich vernehmbar klickte es und öffnete sich. Yojs Blick folgte dem Geräusch.
    »Du bleibst schön hier«, sagte der Folterknecht und zog den Dolch aus dem Gürtel.
    Forger winkte und befreite Artanon vom Schmerz. Der Mann war zwar bewusstlos, aber trotzdem löste sich die Anspannung in seinem Körper, und der Kopf sank nach unten.
    Yoj fiel nichts auf. »Also«, sagte er und kam auf die Zelle zu, »du lässt die Tür schön zu, sonst bekommst du ernsthafte Schwierigkeiten. Es ist nur ein altes Schloss, das aufgegangen ist, also mach keine Dummheiten, während ich wieder abschließe.«
    »Ist das Lazarett«, fragte Forger langsam, »immer noch an der gleichen Stelle?«
    Er sandte dem Folterknecht Artanons gesamten Schmerz.
    Der Dolch fiel Yoj aus der Hand; er taumelte. Dann brach er an der Zellentür zusammen und versuchte, sich am Gitter festzuhalten. Forger öffnete die Tür und stieß Yoj rückwärts zu Boden. Er stieg über den gepeinigten Folterknecht aus der Zelle, dessen Blick jetzt nur noch Furcht zeigte.
    »Es ist nicht deine Schuld«, sagte Forger. »Ich weiß das. Du hast keine Ahnung, wer ich bin.«
    »Puh … bitte …«, stieß Yoj hervor und wollte davonkriechen. Seine Arme waren zwar nicht verletzt, aber in ihnen brannte das Feuer von hundert Schnitten.
    »Beantworte meine Frage«, verlangte Forger und trat ihm in den Bauch.
    »W…welche Frage?«
    »Denk nach!«, schrie Forger. »Ich habe dich schon zehnmal gefragt! Wenn ich noch einmal fragen muss, füttere ich dich mit der Glut aus der Feuerschale!«
    »Es ist noch an der gleichen Stelle!«, schrie Yoj. »An der gleichen Stelle!«
    »Siehst du?« Forger trat den Mann nochmals. »Ist doch gar nicht so schwer, nett zu sein.« Er stieg über Yoj hinweg und ging auf die massive Kerkertür zu.
    »Warte«, sagte jemand leise. Artanon regte sich auf seinem Stuhl, und obwohl sich ein Muster aus nassem und getrocknetem Blut über seine Brust zog und er seine geschwollenen Lippen kaum bewegen konnte, fühlte er die Schmerzen nicht mehr.
    »Ja?«, sagte Forger.
    »Mach mich los, Herr. Ich flehe dich an. Du hast gesagt, du willst Elacin töten? Also, ich auch.«
    Forger sah ihn erstaunt an. »Du hast tatsächlich geplant, sie zu ermorden? Mann, und du hast nichts gesagt. Solche Willenskraft muss man bewundern.«
    »Was? Nein.« Artanon spuckte den Splitter eines Zahns aus. »Ich war an keiner Verschwörung beteiligt. Aber was sie mir angetan hat, genügt, um sie zu hassen, meinst du nicht?«
    Forger lachte. »Meine Güte! Sie hat sich ihren Feind selbst gemacht? Das ist wirklich zum Brüllen. Sehr gut.«
    Er deutete auf die Riemen, mit denen Artanon gefesselt war, und sie zerrissen. Benommen erhob sich Artanon, denn auch, wenn er es nicht mehr spürte, war er völlig entkräftet. Mit hassverzerrtem Gesicht nahm er einen Hammer und ging damit auf Yoj zu.
    »Nein!«, sagte Forger und schlug ihm mit einem weiteren Wink den Hammer aus der Hand. »Du lässt deinen Zorn nicht an ihm aus.« Er öffnete die Tür und trat wartend zur Seite. »Er hat nur getan, was man von ihm verlangt hat. Lass ihn in Ruhe.«
    Artanon starrte Yoj noch einmal finster an, ehe er schnaubte und an ihm vorbeiging. Forger ließ ihn vorgehen, folgte ihm nach draußen und schloss die Tür fest. Im Dunkeln standen sie vor einer Treppe.
    »Ich habe dich befreit, du humpelnder Wolfshund«, sagte Forger, »doch jetzt musst du selbst für dich sorgen.« Er lief die Treppe nach oben zur Burg hinauf, der frischen Luft entgegen.
    »Aber … warte …«, sagte Artanon und humpelte ihm hinterher.
    Forger lachte über die Zuversicht des Mannes und machte sich auf den Weg zum Lazarett.
    Auf dem Weg durch die Burg wurde er mehrfach scheel angesehen, aber daran war er gewöhnt. Diener machten einen weiten Bogen um ihn, und Höflinge rümpften die Nase, als der schmutzige Mann in der schlichten Kleidung so kühn durch ihre majestätischen Flure schritt.
    »Ist der aus dem Verlies ausgebrochen?«, scherzte ein Adliger gegenüber seinen hochwohlgeborenen Freundinnen, und alle lachten hinter vorgehaltener Hand. Der eigentliche Witz, dachte Forger, war ja, dass der Mann recht hatte, es aber nicht durchschaute. Am liebsten hätte er sich umgedreht und ihm eine Lektion erteilt.
    »Das Wesentliche«, schärfte er sich ein. Er wollte nicht aufgehalten werden, denn

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