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Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
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Braston, dessen Schwert über Rostigans Herz schwebte. »Ich möchte, dass sie sehen, wie ihr König den Herrn der Krähen tötet!«
    Yalenna streckte die Hand aus, während sie vorrückte, und Brastons Schwert zerfiel in seinen Fingern in Stücke. Er blinzelte, runzelte die Stirn und schleuderte den Griff angewidert von sich.
    »Hör sofort damit auf!«, sagte Yalenna, aber Braston packte Rostigan am Kinn und zerrte ihn an der Kehle an der Wand empor. In seinem benommenen Zustand konnte Rostigan nicht glauben, dass er so gründlich vermöbelt worden war.
    »Hör zu«, schnaufte er, »bitte … ich habe als ein guter Mann gelebt … ich habe versucht, Wiedergutmachung zu leisten …«
    »Wiedergutmachung!« Braston lachte schallend. »Wiedergutmachung kannst du für gewisse Dinge leisten – dafür, dass du ein Herz gebrochen oder ein Schwein gestohlen hast, und viel Schlimmeres als das außerdem. Aber deine Verbrechen waren zu groß für Wiedergutmachung, Karrak.«
    Rostigan trat ihm hart in die Eier, und Braston zuckte zusammen. Schweiß brach ihm auf der Stirn aus, aber er grinste und drückte fester zu. Rostigan sah Punkte, sein Gesichtsfeld verengte sich zu einem Tunnel.
    »Genug!«, schrie Yalenna.
    Rostigan fiel, der Druck auf seine Luftröhre war verschwunden, und das Blut schoss ihm schmerzhaft zurück in die Kehle. In der Zwischenzeit sackte Braston ebenfalls zu Boden. Seine Miene zeigte jetzt Verletzung und Schock und wirkte für einen Moment wie die eines getadelten Kindes.
    Yalenna trat vor und streckte ihnen beiden eine Hand hin.
    »Und nun«, begann sie, »wirst du aufhören, dich wie ein tollwütiger Tölpel zu benehmen, Braston, oder muss ich dir noch eins auf deinen dicken Schädel geben? Bist du nicht wenigstens ein klein wenig neugierig darauf, ob er die Diebin wirklich getötet hat?«
    Braston öffnete den Mund, und für einen Moment sagte er nichts. Dann: »Das hatte ich ganz vergessen.«
    Rostigan rieb sich die Kehle. »Zeig ein wenig Dankbarkeit«, murmelte er. »Ich bin gekommen, um mich deinem Heer anzuschließen.«
    Yalenna musterte ihn durchdringend. »Außerdem«, sagte sie, »können wir ihn später immer noch töten, sollten wir uns dafür entscheiden.«

OHNE FURCHT
    Von einem hohen Balkon schaute Forger über die Dächer Tallahos hinweg. Seine Stadt war stromlinienförmig und effizient, gut geplant und gut gebaut. Doch trotz ihrer wohldurchdachten Anlage fand er immer, dass sie ein etwas zu dumpfer Stein in der Mitte seines glanzvollen Reiches war. Oder dessen, was wieder sein Reich sein würde.
    »Herr«, sagte Threver, »einige unserer Bürger fliehen aus der Stadt. Es ist kein ungewöhnliches Vorkommnis, wenn Herrscher wechseln, doch sind es diesmal mehr als sonst. Ich habe das Gefühl, dass mein Herr die Bevölkerung vielleicht mit der Art seiner Thronbesteigung verängstigt hat. Wünschst du, dass die Wachen die Mauern schließen?«
    Forger sah Threver von der Seite an. Der alte Ratgeber hatte ihn verfolgt, seit er die Herrschaft übernommen hatte, schnell damit bei der Hand, dafür zu sorgen, dass seine Befehle ausgeführt wurden. Es machte ihm nichts aus, jedenfalls für den Moment – die Armbrustwunde in seiner Seite brauchte ein Weilchen, um zu heilen, daher war es schön, jemanden zu haben, der dafür sorgte, dass man ihn mit Trauben fütterte und ihm willkürlich ausgesuchte Opfer brachte, die seine Aufmerksamkeit erdulden mussten. Ihr Schmerz half ihm, schneller zu genesen.
    »Und du, Threver?«, gab er zurück. »Hegst du den Wunsch hierzubleiben?«
    »Wie bitte, Herr?«
    »Du warst doch«, Forger umfasste das Geländer des Balkons, »sehr schnell bei der Hand damit, dich auf meine Seite zu stellen. Gewiss geht dir doch das Leiden der Menschen nahe.«
    Threver räusperte sich. »Ich urteile nicht, ich rate nur. In der Tat, ich nehme meine Rolle sehr ernst. Ich bin jedoch nicht der Ratgeber dieses Herrn oder dieser Herrin von Tallaho. Lediglich Ratgeber des Herrschers von Tallaho, wer immer das sein mag.«
    »Ich verstehe. Und dein Rat – ist er konsistent?«
    »Herr?«
    »Würdest du Elacin die gleichen Weisheiten zukommen lassen, wie du sie mir zukommen lässt?«
    Threver warf ihm einen ausdruckslosen Blick zu, der ihn tatsächlich mit seiner Kühnheit beeindruckte.
    »Nein, Herr. Ich bemühe mich immer, die Tatsachen unverstellt zu präsentieren, selbst wenn ich befürchte, dass sie nicht nach dem Geschmack des Zuhörers sein werden. Doch mein Rat ist natürlich immer

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