Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Tränen

Der Herr der Tränen

Titel: Der Herr der Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Bowring
Vom Netzwerk:
…«
    Er brach ab, als er Braston entdeckte.
    »Ah«, sagte er laut, »wie nett von dir, dich zu uns zu gesellen, Herr. Ich vertraue darauf, dass deine Expedition gut verlaufen ist? Während die Stadt gebrannt hat …«
    Braston lief dunkelrot an. »Du hast die Situation unter Kontrolle?«
    »Allerdings«, bestätigte Loppolo. »Schließlich warst du, der mehrere Tage gut über uns geherrscht hat, nirgends zu finden.«
    »Und ich bin dankbar«, erwiderte Braston, »einen so tüchtigen Stellvertreter zu haben. Aber jetzt bin ich zurück, und ich werde nirgendwo hingehen.«
    Es folgte ein verlegenes Schweigen. Yalenna stellte sich vor, dass es in Brastons Abwesenheit für die Menschen nur natürlich gewesen war, sich an Loppolo zu orientieren. Jetzt mussten sie sich zwischen zwei Anführern entscheiden, und überall herrschte Unsicherheit.
    Loppolo runzelte die Stirn, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte in die Burg, gefolgt von seinen Höflingen.
    Da braut sich Ärger zusammen, dachte Yalenna. Wenn Braston nur nicht so überstürzt gehandelt hätte! Er sollte mit Loppolo zusammenarbeiten.
    »Nun«, sagte Braston, »ich will einen vollständigen Bericht.«
    Die verbliebenen Offiziere sahen einander an, aber Loppolo hatte nachgegeben, wie sein Rückzug deutlich zu erkennen gab. Also fuhren sie fort, über die Nacht Bericht zu erstatten. Und ihre Rapporte beunruhigten Yalenna zutiefst. Wieder dachte sie an den Gesang der Entflochtenen über dem Nest der Seidenrachen … Gewiss würde eine solche Kontrolle erklären, warum in der Vergangenheit Entflochtene und Seidenrachen zusammen angegriffen hatten.
    Was, fragte sie sich, bezweckten die Entflochtenen? Und verfolgten sie überhaupt ein Ziel, oder führten Regrets Kreaturen einfach sein verdammenswertes Vermächtnis weiter, indem sie ihr zerstörerisches Werk blind und instinktiv fortsetzten? Versuchten sie, Verderben zu bringen, weil sie genau dafür geschaffen worden waren?
    Spüren sie vielleicht die wachsende Verderbnis? Hat sie sie aktiv werden lassen, der Vorgeschmack einer Welt, als deren Bevölkerung sie vorgesehen waren?
    Die Offiziere beendeten ihre Berichte. Es war offensichtlich, dass die Arbeit, die notwendig war, um Althala wiederherzustellen, bereits im Gange war, sodass Braston kaum mehr zu tun hatte, als eine Fortsetzung zu befehlen. Als die Offiziere jedoch davongingen, blieb ein Mann zurück.
    »Herr«, sagte er, »da ist noch etwas, das du wissen solltest.«
    »Ja?«
    »Ein Mann, der behauptet, der große Krieger Rostigan Schädelspalter zu sein, ist gestern eingetroffen. Er hat sich seinen Namen auf den Feldern von Ilduin verdient … verzeih mir, aber bist du über die Schlacht informiert worden, die dort stattgefunden hat?«
    »Allerdings, und ich habe auch von Schädelspalters Anteil an dem Sieg gehört.«
    »Ganz recht. Nun, nachdem ich diesen Mann gestern Nacht in Aktion gesehen habe, besteht kein Zweifel daran, dass er ein tüchtiger Kämpfer ist, ob er nun Rostigan heißt oder nicht. Ich bin mir natürlich sicher, dass der Herr in der Lage sein wird, die Wahrheit zu ermitteln. Er behauptet außerdem noch etwas, das zweifellos von Interesse ist.«
    Braston gebot ihm mit einem Wink fortzufahren.
    »Herr … er sagt, er habe die Diebin getötet.«
    Das trug ihm sowohl Brastons als auch Yalennas ungeteilte Aufmerksamkeit ein.
    »Wirklich?«, sagte Braston. »Ich habe Gerüchte gehört, aber wenn das stimmt, ist es in der Tat eine willkommene Nachricht.«
    »Ja, Herr.«
    »Wo ist er?«
    »Zuletzt war er in den Kasernen. Aber heute herrschte große Betriebsamkeit, daher bin ich mir nicht sicher, ob er immer noch dort ist …«
    Braston drehte sich langsam um und blickte zu den Gebäuden am Rand des Platzes.
    »Nun«, erwiderte er, »ich werde diesen braven Burschen treffen müssen. Sofort.«
    Rostigan saß in der Speisehalle und stocherte in einer Schale Eintopf. Er hatte sich an einem Kessel bedient, der die ganze Nacht über auf dem Feuer gestanden hatte.
    In den Kasernen war es still. Alle, die nicht draußen beim Aufräumen waren oder seine Krähen belästigten, schliefen nach einer harten Nacht. Tarzi war unter ihnen; sie lag in ihrem Zimmer in tiefem Schlaf. Er hatte versucht, sich neben ihr auszustrecken, konnte aber zu sehr die Unzufriedenheit der Krähen spüren, um behaglich auszuruhen. Viele von ihnen waren, als sie seinem Befehl gefolgt waren, verletzt oder getötet worden, und die Überlebenden erwarteten, was ihnen versprochen

Weitere Kostenlose Bücher