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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Amulette, gab es Fläschchen mit Liebes- und Hexen-Elixieren, während von den Wänden Plastik-Totenschädel und Pappmache-Ziegenköpfe herabglotzten und man nach drei Minuten vor lauter Räucherstäbchengestank einen Hustenanfall bekam.
    Der Deep-Dark-Shop war wirklich einen Besuch wert, und die okkulten Mächte stellten nur einen Teil des Angebots dar. Die ›SM‹-Abteilung gleich nebenan lieferte Peitschen, Handschellen, Lack- und Leder-Dessous. Und als Krönung – für zweihundert Mark Leihgebühr pro Tag – einen Gynäkologen-Stuhl. Dieser Deep-Dark-Shop war schon etwas …
    »Ist Axel da?« frage Tommi.
    »Axel?« flüsterte es zurück.
    »Axel Köhler.«
    »Wer spricht denn?«
    »Reinecke.«
    »Einen Augenblick.«
    Anscheinend genügte das ›Reinecke‹ in der Agnesstraße. Es dauerte genau drei Sekunden, bis Köhler sich meldete.
    »Tommi? Schön, daß ich etwas von Ihnen höre. Ich wollte Sie heute sowieso anrufen.« Das klang knapp, präzise, keine Spur von Magie-Gesäusel. Köhler war Geschäftsmann. Und daß dies auch sofort klar wurde, darauf legte er Wert. Geschäftsmann und Kenner der tiefen Schattenschluchten der menschlichen Seele; beides gehörte für ihn nun einmal zusammen.
    »Wollten Sie mich wegen des Videos sprechen, Tommi?«
    Köhler hatte Tommi vor einer Woche auf eines seiner Schmuddel-Videos aus dem ›Satans-Logen-Bereich‹ angesprochen, da das Thema in den Yellow-Press-Blättern wieder einmal Hochkonjunktur hatte.
    »Nein. Geben Sie mir ein paar Tage Zeit. Ich brauche eine kleine Information.«
    Er hörte Köhler atmen. Wahrscheinlich witterte er ein neues Geschäft.
    »Sechs-sechs-sechs.«
    »Wie bitte?«
    »Drei Zahlen. Irgendein Kürzel … Zahlenmystik. Mensch, da sind Sie doch Fachmann, oder? Habt ihr was darüber in eurem Kramladen?«
    Köhler lachte leise. »Sechs-sechs-sechs, das steht für Luzifer … Ist ja eigentlich ganz normal, daß sich manche Satanslogen so nennen. Unsere hier in München zum Beispiel auch.«
    Normal? dachte Tommi. Sicher. Was sonst? Laut fragte er: »So? Und was ist das für ein Verein?«
    »Genau der, den Sie suchen, Tommi. Sie wollten doch ein paar Fotos? Na, sehen Sie, wie gut, daß Sie mich heute angerufen haben. Mit Bruder Jakob habe ich mich nämlich schon in Verbindung gesetzt. Der hat nichts dagegen, daß Sie ein bißchen herumfotografieren, diskret natürlich, sehr diskret, ohne viel Licht, aber das schaffen Sie schon, oder?«
    »Bruder Jakob?«
    »Das ist der Ordensmeister, Tommi.«
    »Ah so, der Ordensmeister … Natürlich.«
    Daß Tommi sich auf den ganzen Quatsch einließ, war auch nur Köhlers Bestreben zu verdanken, einen neuen Deal abzuschließen. Der ganze Boom mit den Satans-Jugend-Sekten kam langsam auf Hochtouren, und die Redakteure schrien nach Bildmaterial.
    »Bruder Jakob sagt, gegen eine Ordens-Spende … Das ist ja wohl klar.«
    »Wieviel?«
    »Na, ein Tausender würde reichen.«
    »Und wann?«
    »Das ist es ja«, stöhnte Köhler. »Heute nacht. Werden Sie das schaffen?«
    »Ich glaube schon«, sagte Tommi Reinecke. »Ich ruf Sie nochmals zurück.« Er legte auf und blickte auf den Pfeil, den Kati von ›sechs-sechs-sechs‹ nach Omega gezogen hatte. Eine Satansloge also … Zuerst die Grufti-Party im ›Bali‹ und nun bereits eine Satansloge! Du mußt wirklich mit Do sprechen, nahm Reinecke sich vor. Dringend mußt du das …
    Jim Morrisons Verschwinden fiel Do als erstes auf. Selbst er hatte daran glauben müssen … Jahr um Jahr hatte er über der Kommode gehangen, an eine Felswand gelehnt, das rechte Knie angezogen, den Blick halb in irgendeine Abenddämmerung, halb auf das Bett von Kati gerichtet, in dem sie die Träume träumte, die man eben als heranwachsendes Mädchen träumt. Nichts war von dem Bild geblieben als ein helles Rechteck an der Wand.
    Im übrigen sah es im Zimmer aus, als habe eine Bombe eingeschlagen. Die schmale Kommode, in der Kati ihre Malutensilien aufbewahrte, lag umgestürzt auf dem Boden. Farbtuben, Bleistifte waren auf dem Teppich verstreut. Die Schubladen hatte Kati zuvor herausgerissen, drei davon lagen auf dem Bett. Von der Porträt-Fotografie ihres Vaters existierte noch ein verbeulter Silberrahmen. Der hübsche braune Vogelkopf aus der Zeit, als Jan sich noch als Hobby-Bildhauer betätigt hatte, lag mit abgebrochenem Schnabel in einer Ecke. Katis eigene Bilder – weitere helle Flecken an der Wand. Hier sah es aus, als habe ein Mafia-Kommando sich vorgenommen, ein Jungmädchen-Zimmer zu

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