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Der Herr der zerstörten Seelen

Der Herr der zerstörten Seelen

Titel: Der Herr der zerstörten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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entziffern: »Warum nur hab' ich soviel Zeit verloren?« las er. »Doch gibt es dieses Warum? – Nein, denn sicher war alles so gewollt.«
    Er zog die Stirn in Falten. Was sollte das? Aber ›sechs-sechs-sechs‹, das hast du doch schon mal irgendwo gehört … und Omega?
    Tommi Reinecke zog an seinem Zigarillo und sah Schopi, seinem Kater, zu, der gerade vom Sofa sprang und gemütlich der Küche zustrebte. Was war mit Kati?
    »Ich brauch' Dich sogar ziemlich …«
    Aus ihrer Sprache übersetzt bedeutete es, daß sie in irgendeiner Krise steckte. In Starnberg, überlegte Tommi, bei ihrer Mutter, kannst du nicht anrufen, die gondelt wieder mal durch die Weltgeschichte, um für ›Heute‹ eine ihrer Reportagen abzuliefern …
    Er seufzte, erhob sich, nahm im Stehen einen neuen Schluck Kaffee und versuchte dabei, Kati vor sich zu sehen, ihr unbefangenes, klares, schmales, hübsches Gesicht, meinte ihre Stimme zu hören: »Mensch, Tommi, nimmst du mich eine Runde mit?«, wenn er sie an der Akademie auflas, um sie zu einer Fahrt durch Schwabing einzuladen. Sie waren auf seiner Harley über die Leopoldstraße gedonnert, durch das Siegestor bis zur Freiheit und zurück, und Kati saß auf dem Soziussitz und schlug ihm auf den Rücken vor Vergnügen …
    Eine Kati bei Grufti-Partys? Nun, das konnte noch ins Programm passen, aber ›sechs-sechs-sechs‹? Und Omega? Vielleicht war sie eine Zeitlang auf die Musik abgefahren, auf Dead-Metal- oder Black-Sabbath-CDs, vielleicht fand sie es witzig, eine ›Schwarze Party‹ mitzumachen oder sich als Hexe zu verkleiden. Vielleicht gab's ja auch eine Freundin, die sie mitschleppte und ihr den berühmten ›ultimativen Kick‹ versprach, von dem sie alle redeten und von dem keiner wußte, was er eigentlich sein sollte …
    Na schön, aber das andere, der Rest?
    Reinecke wählte Do Folkerts Nummer in Starnberg. Nichts. Nur das Freizeichen …
    Ein leiser, fast zarter Ruck, ein leichtes Poltern, und der Airbus hatte aufgesetzt. Es war ausgestanden. München-Erding … Was dort draußen vorüberhuschte, war die Landebahnbeleuchtung des Flughafens ›Franz Josef Strauß‹.
    Dorothea Folkert legte die Hand auf die Schnalle des Sicherheitsgurts und löste sich aus dem angenehmen Dämmerzustand, der sie in den letzten eineinhalb Stunden umfangen hatte wie eine zweite schützende Haut.
    Kairo, Damaskus, Beirut und dann wieder Jerusalem und Tel Aviv, ein Viertausendmeilentrip … Gestern noch war sie zusammen mit einer Gruppe von amerikanischen CNN-Leuten durch die Täler des Golan gekrochen, um zu beobachten, wie die Armee ein Terroristen-Haus in die Luft sprengte – und nun vergessen, gestrichen, abgehakt.
    Do Folkert passierte den Zoll, holte den Koffer und machte sich mit ihrem Gepäckkarren auf den Weg zur Garage. Hinter all dem Glas schimmerte Schnee. Schnee auf Autodächern, Schnee auf den Flächen der Flugzeuge, dem Vorfeld, den Zufahrten, Schnee selbst auf den Kiefern am Horizont …
    Die Boutiquen hatten noch geöffnet. Do konnte nicht verhindern, daß sie immer wieder in die Schaufenster blickte. Zu oft hatte sich in solchen Sekunden das schlechte Gewissen gemeldet: Herrgott – und das Geschenk für Kati? Dieses Mal brauchte sie sich keine Sorgen zu machen. Das Geschenk steckte in ihrer Handtasche: ein Silberanhänger mit Mond in einer filigranzarten Fassung, eine hübsche arabische Arbeit aus einem der Kellergeschäfte der Altstadt von Jerusalem.
    Kati würde ihn bestaunen und in ihre Anhängersammlung einreihen – falls sie zu Hause war. Aber das würde sie wohl. Unterwegs hatte Do zwar immer wieder vergeblich angerufen, aber schließlich: Der Akademiebetrieb begann am 17. Januar, und das Telegramm hatte Kati sicher erreicht … Ein Feuer würde im Kamin brennen, Musik würde spielen, hoffentlich nicht so ein Techno-Zeug, und vielleicht hatte Kati sogar Hanne in der Küche geholfen. Jedenfalls brauchst du nur noch diese Rutschpartie nach Starnberg hinter dich zu bringen, sagte Do Folkert sich, und alles ist ausgestanden.
    Als sie den Wagen auf die Autobahn steuerte, fühlte sie, wie ihr Rücken sich entspannte. Ein Bad, dachte Do Folkert, o ja, ein Bad!
    In der Stadt am See trieben nur wenige Flocken durch die Licht-Aureolen der Straßenlampen. Klar gezeichnet, mit hellen Fenstern und schweren, weißen Schneedächern standen die Häuser vor dem dunklen Himmel.
    Do bog nach links ab und fuhr zum Burggarten hoch. Seit Jahren hatte sie ihr Job an die Abfolge unglaublicher

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