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Der Herr von Moor House

Der Herr von Moor House

Titel: Der Herr von Moor House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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Offensichtlich liegt ihm das Wohl des Mädchens am Herzen.” Megan wandte sich wieder ihrer Schwester zu. “Deshalb schlug er mir vor, Sophie nach Dorset zu begleiten und ein paar Wochen dort zu bleiben, bis sie sich eingewöhnt hat.”
    Jetzt erschien in Charlottes Augen ein Ausdruck, den Megan nicht zu deuten wusste. “In diese Einladung wurde ich vermutlich nicht einbezogen.”
    “Nein”, gab Megan zu, weil sie es sinnlos fand, Ausflüchte zu suchen. “Hoffentlich bist du nicht gekränkt.”
    “Keineswegs”, beteuerte Charlotte hastig. “Vielleicht irre ich mich – aber er muss wohl gespürt haben, dass ich ihm sein damaliges Verhalten immer noch übel nehme. Obwohl ich mein Bestes tat, um meinen Groll zu verbergen … Außerdem würde Sophie nicht die Hilfe beider Tanten brauchen, während sie sich an ihr neues Heim gewöhnt. Und ich bleibe ohnehin viel lieber hier. Wie du weißt, verreise ich nicht gern. Mach dir keine Sorgen um mich. Eine Zeit lang würde ich mich auch ohne dich zurechtfinden. Und wenn es wirklich dein Wunsch ist, Sophie nach Moor House zu begleiten …”
    “Glaub mir, meine Liebe, es ist das Letzte, was ich mir wünsche …” Sekundenlang schloss Megan die Augen, als wollte sie ein drohendes Unheil verdrängen. “Aber ich fürchte, ich habe keine Wahl.”

3. KAPITEL
    Durch das Kutschenfenster betrachtete Megan die vertraute Landschaft. Hätte ihr vor ein paar Monaten jemand erzählt, sie würde bald ein paar Wochen im Haus des Mannes verbringen, den sie einmal zu heiraten gehofft hatte, wäre sie in ungläubiges Gelächter ausgebrochen.
    Und jetzt fuhr sie durch ihre heimatliche Grafschaft nach Moor House. Charles’ Aufenthalt in Indien hatte eine Kette von Ereignissen zur Folge gehabt, an deren Ende diese für sie unglückselige Situation lag. Hatte eine höhere Macht beschlossen, Megan Drew müsste an diesem ersten Tag des neuen Jahres – eines neuen Jahrhunderts! – eine neue Phase ihres Lebens beginnen? Oder lag es an menschlichen Absichten, genau genommen an den Plänen Christian Blackmores?
    Vor einer Woche hatte er ihr geschrieben, dass nun eine entfernte Verwandte in Moor House wohne und dass alle Vorbereitungen für die Ankunft seines Mündels getroffen worden seien. Megan hatte Gleichmut geheuchelt, in Sophies Gegenwart sogar Freude über die Aussicht, ihre Heimat wiederzusehen. Würde es ihr gelingen, das Täuschungsmanöver fortzusetzen, wenn sie ihr Ziel erreichten?
    “Jetzt dürften wir uns dem Ende unserer Fahrt nähern.”
    Die beiläufige Bemerkung unterbrach Megans beklemmende Gedanken, und sie warf der Zofe, die ihr gegenübersaß, einen kurzen Blick zu. “Ja, nur mehr eine knappe Meile …”
    “Das dachte ich mir. Während der letzten halben Stunde waren Sie in Ihrer eigenen Welt versunken.” Aufmunternd drückte Betsy die Hand ihrer Herrin. “Kopf hoch, Miss Megan! Nach ein oder zwei Tagen werden Sie sich in Moor House wohlfühlen.”
    Das schmerzliche Lächeln, das diese Worte beantwortete, überraschte Betsy nicht. Ihrer Schwester und ihrer Nichte konnte Miss Megan weismachen, sie würde sich auf ein paar Wochen in ländlicher Umgebung freuen, nachdem sie so lange in einer Stadt gelebt hatte. Aber Betsy ließ sich keine Sekunde lang täuschen. Nur die Liebe zu dem Kind bewog ihre Herrin, diese Reise zu ertragen. Trotzdem glaubte Betsy, der Besuch in Moor House würde der jungen Dame Glück bringen.
    Natürlich hatte Mr Blackmores schäbiges Benehmen tiefe Wunden in Miss Megans Seele hinterlassen. Jene Demütigung beeinflusste auch ihr Verhalten gegenüber anderen Männern. In Somerset war sie von mehreren netten jungen Gentlemen umworben worden. Soweit Betsy das beurteilen konnte, hatte keiner irgendwelche tieferen Gefühle bei ihrer Herrin erregt. Weil Miss Megan den Mann, der sie damals so grausam behandelt hatte, immer noch liebte? Unwahrscheinlich, dachte Betsy, aber nicht unmöglich.
    “In so einer bequemen Kutsche saß ich noch nie”, verkündete sie, weil sie verhindern wollte, dass Miss Megan erneut in düsteres Schweigen verfiel. Sie musterte die zusammengesunkene Gestalt in der gegenüberliegenden Ecke. “Kein Wunder, dass Miss Sophie schon vor einer ganzen Weile eingeschlafen ist. Hier fühlt man sich wie in einer sanft geschaukelten Wiege.”
    “Ja, ein wundervolles Gefährt”, stimmte Megan zu. “Das gab sogar meine Schwester zu, als es vor ihrem Haus hielt.”
    “Eins muss man Mr Blackmore lassen, Miss – er hat wirklich und

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