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Der Herr von Moor House

Der Herr von Moor House

Titel: Der Herr von Moor House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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kosten, Ihre vorlaute Zunge zu bezähmen, aber ich dulde es nicht, dass Sie Mr Blackmores Personal beleidigen.”
    “Wie kommen Sie bloß auf den Gedanken, ich könnte so was tun, Miss Megan?”
    “Erstaunlich, nicht wahr?” Betsys Miene, die verletzten Stolz ausdrückte, hätte die meisten Leute getäuscht. Aber Megan kannte sie gut genug. “Ich meine es ernst.”
    “Keine Bange, Miss”, erwiderte Betsy und gab die Pose bitteren Gekränktseins auf. “Man merkt doch, wie gern Sie die alte Haushälterin und den Butler mögen, und Sie sind ihnen offensichtlich ans Herz gewachsen. Also hab ich schon mal was mit den beiden gemein. Welches Kleid wollen Sie anziehen?”
    Da sie so abrupt das Thema wechselte, wusste Megan nicht recht, ob sie auf ein untadeliges Benehmen ihrer Zofe hoffen durfte. Aber im Augenblick erschienen ihr weitere Ermahnungen sinnlos. Sie entschied sich für das dunkelblaue Samtkleid, das in der Truhe zuoberst lag und deshalb am wenigsten zerknittert war.
    In dieser eleganten Robe, die ihre schlanke Figur betonte, betrat sie das Nebenzimmer, um nach ihrer Nichte zu sehen. Sophie saß in einem bequemen Lehnstuhl und schwatzte mit Rose.
    “Bist du noch nicht angezogen?”, rief Megan in gespielter Empörung und ging zu den verlegenen Mädchen. “An deinem ersten Abend im Moor House darfst du deinen Vormund nicht aufs Dinner warten lassen.”
    “Rose hat gesagt, heute Abend essen wir später, weil niemand wusste, wann wir eintreffen würden.”
    “Wie auch immer, es wäre unhöflich, unsere Ankunft im Salon hinauszuzögern. Mrs Gardener hat erklärt, dort würde sie uns gern sehen. Vergiss bitte nicht, dass sie nach meiner Abreise für dich sorgen wird … Was ist los, Sophie?”, fragte Megan, als ihr der tieftraurige Blick ihrer Nichte begegnete. “Ich finde die Dame sehr nett. Magst du sie nicht?”
    “Doch, aber … Vorerst bleibst du noch hier, nicht wahr, Tante Megan? Mindestens ein paar Wochen!”
    Ein paar Wochen
… Beinahe wäre Megan in hysterisches Gelächter ausgebrochen. Wie sollte sie ein paar
Tage
im Moor House ertragen? Aber sie musste ihr Unbehagen angesichts dieser vertrauensvollen Augen verbergen. “Ich habe noch keine Pläne gemacht, Liebes. Warten wir erst mal ab, wie sich die Dinge entwickeln. Nun will ich dir beim Anziehen helfen, und Rose kann inzwischen deine Sachen auspacken.”
    “Ist das nicht ein hübsches Zimmer?” Gehorsam stand Sophie still, während ihr die Tante ein schlichtes Abendkleid über den Kopf streifte. “Rose erzählte mir, hier hätte Mr Blackmores Frau geschlafen, wenn sie … Was ist los?” Verwundert schaute sie in den Spiegel, wo sie ihre Tante erstarren sah. “Fühlst du dich nicht gut? Du bist ganz blass.”
    “Alles in Ordnung”, log Megan und rang verzweifelt nach Fassung. “Ich bin nur müde. Heute Morgen stand ich sehr zeitig auf.”
    Schuldbewusst senkte Sophie den Kopf. Statt ihrer Tante beim Packen zu helfen, hatte sie die letzten Tage in Taunton genutzt, um ihre Freundinnen zu besuchen. “Setz dich doch! Rose soll mich frisieren.”
    Das ließ sich Megan nicht zweimal sagen. Erschöpft sank sie auf die elegante Chaiselongue. Fühlte sie sich wirklich nur deshalb so schwindlig, weil sie müde war? Oder weil sie dieses Zimmer bewohnen würde, wenn sie Christian Blackmore geheiratet hätte?
    Energisch riss sie sich zusammen. So kindisch und albern durfte sie sich nicht benehmen. Sie schaute sich in dem hübschen Raum um, der mit den Spitzendeckchen und zarten rosa Vorhängen sehr feminin wirkte. War er seit Mrs Blackmores tragischem Tod nicht verändert worden? Hatte Christian das Zimmer zum Gedenken an seine Frau in einen Schrein verwandelt? Wenn ja, war es doch seltsam, dass er seinem Mündel gestattete, darin zu schlafen.
    “Geht es dir besser, Tante Megan?”, fragte Sophie besorgt.
    “Ja, danke.” Geflissentlich wechselte Megan das Thema und lenkte die Aufmerksamkeit ihrer Nichte auf die Verbindungstür, hinter der ihr eigenes Zimmer lag. “Ich versuchte diese Tür zu öffnen. Aber sie ist versperrt. Und auf dieser Seite steckt auch kein Schlüssel.”
    “Diese Tür ist immer verschlossen”, erklärte Rose. “Vielleicht war sie es schon, als Mrs Blackmore noch lebte.”
    “Kannten Sie die Frau meines Vormunds, Rose?”, fragte Sophie neugierig.
    “Nein, Miss, sie starb, bevor ich hierher kam. Und den Master sah ich erst, als er vor ein paar Wochen aus Indien zurückkehrte. Ein sehr freundlicher Herr … Einen

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