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Der Herr von Moor House

Der Herr von Moor House

Titel: Der Herr von Moor House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Ashley
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nichts könnte mich veranlassen, eine ganze Nacht in dieser feuchten Kälte Wache zu halten. Sebastians Geist kann seine Liebste auch ohne meine Hilfe suchen.”
    Amüsiert über diese pragmatische, wenn auch etwas herzlose Gesinnung, verschloss Christian die Kellertür hinter sich und folgte den Damen zu den Sträuchern, wo sie die Pferde festgebunden hatten. “Offenbar hat deine Tante im beschaulichen Taunton ihre einstige Abenteuerlust verloren, Sophie”, meinte er. “Aber vielleicht gelingt es uns, jene Neigung wieder zu erwecken, solange sie in Moor House wohnt.”
    “Dann hätten Sie nichts dagegen, in der Höhle zu übernachten, Sir?”, fragte Sophie eifrig.
    “Gar nichts. Allerdings würde ich eine milde Sommernacht wählen.”
    “Was für einen toleranten Vormund du gefunden hast, Sophie!” Belustigt verdrehte Megan die Augen. “Abgesehen von einer Nachtwache in dieser grässlichen Ruine erlaubt er dir auch noch, Tante Charlotte und mich nächstes Jahr nach Bath zu begleiten. Dort wollen wir dich auf eine Saison in London vorbereiten.”
    “Wundervoll!”, rief Sophie entzückt. “Tante Charlotte wird wohl kaum in die Hauptstadt reisen. Dann wirst du als meine Anstandsdame fungieren, Tante Megan, nicht wahr?”
    Das war auch Megans Wunsch, aber Christian erklärte in entschiedenem Ton: “Auf keinen Fall, Sophie! In Bath kann sie dich der Gesellschaft präsentieren – in London nicht. Dort würde sie gewisse Forderungen nicht erfüllen.”
    “Oh, sie weiß sehr gut, wie man Dinnerpartys arrangiert”, verteidigte Sophie ihre Tante. “Das hat Charlotte immer ihr überlassen.”
    “Natürlich zweifle ich nicht an den Fähigkeiten deiner Tante. Und ich glaube, es würde ihr keine Schwierigkeiten bereiten, dich während einer hektischen Londoner Saison zu betreuen. Aber – wer wäre
ihre
Anstandsdame?”
    Nachdem sich Megan von der Enttäuschung über ihre vereitelten Pläne erholt hatte, runzelte sie ärgerlich die Stirn. “In meinem Alter brauche ich keine Anstandsdame mehr, Christian.”
    Obwohl seine Miene nichts verriet, ahnte sie, welche boshafte Genugtuung ihm dieses Gespräch verschaffte. Und seine nächsten Worte bestätigten, was sie vermutete. “Vielleicht glaubst du das, meine Liebe. Aber in diesem Fall zählt deine Meinung nicht viel. Wir müssen die Regeln der tonangebenden Londoner Gastgeberinnen befolgen. Nur respektable verheiratete Damen werden als Duenjas akzeptiert.”
    In diesem Punkt musste sie ihm recht geben, und das schürte ihren Groll. “Sosehr ich es auch bedauere, ich kann dir nicht widersprechen. Die Regeln sind sehr streng. Trotzdem werde ich meine Freiheit nicht opfern, nur um die Anstandsdame deines Mündels zu spielen.”
    Verwirrt schaute Sophie von einem zum anderen. Und dann beobachtete sie, wie der entschlossene Ausdruck in den Augen ihres Vormunds einer seltsamen Zärtlichkeit wich, als er ihre Tante betrachtete. Mit neuen, faszinierenden Gedanken beschäftigt, vergaß sie die schwindelerregenden Freuden einer Londoner Saison.
    Nicht nur Sophie dachte an diesem Vormittag gründlich nach. Betsy bügelte die Kleider ihrer Herrin und hängte sie in den Schrank. Danach ging sie in die Küche hinunter, um sich eine Erfrischung zu gönnen und eine wohlverdiente Pause zu genießen. Glücklicherweise hatte sie einen Zeitpunkt gewählt, wo die ranghöheren Dienstboten sich ebenfalls ausruhten und den köstlichen Obstkuchen der Köchin probierten. Betsy wurde freundlich eingeladen, am Tisch Platz zu nehmen. Wie nicht anders zu erwarten, drehte sich das Gespräch um die beunruhigenden Ereignisse der letzten Nacht.
    Bekümmert schüttelte Mr Wilks den Kopf. “Seit zwanzig Jahren arbeite ich als Butler in diesem Haus, Miss Stoddard, und das war der erste Einbruch, den ich miterlebt habe. Was soll aus dieser Welt werden, wenn man nicht einmal in seinem eigenen Bett sicher ist?”
    “Keine Bange, von jetzt an wird das Haus jede Nacht bewacht”, verkündete Mrs Goss. “Der Master hat Thomas und James beauftragt, einander abzulösen. Allerdings wäre es mir lieber, er hätte nur Thomas mit dieser Aufgabe betraut. James ist zwar ein tüchtiger Mann, aber Sie müssen die Karaffen im Auge behalten, Mr Wilks, und jeden Morgen nachschauen, wie viel noch drin ist. Der Junge trinkt für sein Leben gern Brandy und Portwein.”
    “So ein übler Bursche ist er nun auch wieder nicht, Mrs Goss”, verteidigte der Butler seinen Untergebenen. “Gewiss, hin und wieder gönnt er

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