Der Herzensbrecher
Stimme versagte, nickte sie nur.
Sloan blinzelte durch den Zigarrenrauch. Da er seit zwei Stunden immer noch an seinem ersten Whiskey nippte, war er nicht betrunken. Also konnte er nicht an Halluzinationen leiden. Es war tatsächlich Evan Randolf, der den Saloon betrat.
Mühsam bezwang Sloan seinen Zorn. Wenn auch sein Stolz verletzt war - der Millionär hatte Heather die Schulden erlassen und ihn von einer schweren finanziellen Last befreit.
»Entschuldigt mich, Jungs«, bat er seine Freunde, stand vom Tisch auf und folgte Randolf zur Theke. »Darf ich Sie zu einem Drink einladen?« überschrie er das Klaviergeklimper und den grölenden Gesang der Cowboys.
»Warum sollten Sie?« entgegnete Randolf und hob seine elegant geschwungenen Brauen.
»Weil Sie meine Ranch gerettet haben.« Sloan zwang sich zur Ruhe. »Und dafür bin ich Ihnen dankbar.«
»Sicher ist Ihnen diese Erklärung genauso schwergefallen wie mir die Rückgabe des Geldes.«
»Sogar noch schwerer.«
»Also gut, Mr. McCord - verzeihen Sie, Senator McCord - ich nehme Ihre dankbare Geste an.«
»Whiskey?«
»Einverstanden.« Sloan winkte dem Barkeeper, bestellte Whiskeys und lehnte sich an die Theke. »Was führt Sie in unsere abgeschiedene Gegend, Randolf?«
»Werden Sie sich aufregen, wenn ich Ihnen mitteile, dass ich wegen Ihrer Frau hierhergekommen bin? Heather bat mich, sie nach Denver zu begleiten. Wussten Sie das nicht?«
»Nein«, entgegnete Sloan fast unhörbar.
»In einer Stunde brechen wir auf.«
Schweigen.
»Wissen Sie, Mr. McCord ...« Evan Randolf schaute forschend in Sloans Gesicht. »Eigentlich sehen Sie nicht wie ein Narr aus. Aber Sie. benehmen sich noch dümmer als ich damals in St. Louis. Heather liebt Sie. Und Sie lassen sie gehen. Übrigens, Sie sollten jetzt nach Hause fahren. Ihre Frau erwartet Sie, weil sie sich von Ihnen verabschieden möchte.«
Als Sloan ihr Zimmer betrat, packte sie gerade ihre letzten Sachen. Wortlos blieb er auf der Schwelle stehen. Sein Zorn und seine Panik waren in dumpfe Verzweiflung übergegangen.
»Darf ich dir zu deinem Wahlsieg gratulieren?« Sie warf einen kurzen Blick über ihre Schulter. »Diesen Erfolg hast du wirklich verdient.«
Er antwortete nicht - unfähig, sich für ihre Hilfe zu bedanken oder seinen Sieg zu genießen. Endlich gehorchte ihm seine Stimme. »Reist du ab?«
»Ja, bald wird Evan mit seiner Kutsche eintreffen.«
Unglücklich ballte er die Hände.
»Übrigens, in dieser Woche hat meine Periode begonnen«, erklärte sie.
»Gut«, erwiderte er, kehrte ihr abrupt den Rücken und ging in sein Zimmer, wo Janna ihr verspätetes Nachmittagsschläfchen hielt.
Bis zum allerletzten Augenblick zögerte sie den Abschied von ihrer Stieftochter hinaus. Als Evans Kutsche im Hof hielt, beauftragte Evan den Fahrer, Heathers Gepäck zu holen. Dann wartete er geduldig.
Sie stand in der Eingangshalle, strich ihre Handschuhe glatt, rückte ihren Hut zurecht. Schließlich gab es keinen Grund, noch länger zu zaudern. Widerstrebend ging sie in die Küche, wo Sloan soeben seine Tochter gefüttert hatte. Sie blieb in der Tür stehen und betrachtete die beiden, den goldbraunen Kopf neben dem rabenschwarzen. Würde sie ihnen fehlen? »Ich möchte mich verabschieden«, begann sie mit gepresster Stimme, und Sloan nickte ihr wortlos zu.
Entschlossen schluckte sie ihre Tränen hinunter, lief zum Tisch und hob das kleine Mädchen hoch. »Ich werde dich so vermissen, mein Liebling«, flüsterte sie und spürte den prüfenden Blick ihres Mannes. »Wirst du auch gut auf sie aufpassen, Sloan?«
»Habe ich sie jemals vernachlässigt?«
Jetzt konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Als sie ihn anschaute, verrieten ihre Augen alles, was sie für ihn empfand. Wieder einmal wünschte sie, er würde sie bitten, hierzubleiben. Aber seine Gefühle würden sich niemals ändern.
Hastig wandte er sich von der unerträglichen Trauer in ihrem Blick ab. Wie gern würde er diese Tränen, wegküssen und sie anflehen, bei ihm zu bleiben ... Doch er bezwang den Impuls. Nun waren Lügen seine einzige Rettung. Heather durfte nicht glauben, er würde sie brauchen. »Also hast du dich doch noch für Randolf entschieden.«
Sekundenlang senkte sie die Lider. »Nein. Meine Abreise hat nichts mit ihm zu tun.«
»Das bezweifle ich. Sicher ziehst du seinen Reichtum dem Leben vor, das ich dir
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