Der Herzog Von Köln
versorgt. Die besten Seeleute Narleens baten darum, mit Euch segeln zu dürfen, und warten an Bord. Ich wünsche Euch viel Glück, Freund Falkenmond – und Euch ebenfalls, d’Averc.«
D’Averc hüstelte. »Wenn Falkenmond schon der unwillige Diener einer ›größeren Bestimmung‹ ist, was bin dann erst ich? Ein großer Narr vielleicht? Ich bin von kränklicher Konstitution, und doch werde ich um die Welt gehetzt im Dienste dieses mystischen Runenstabs. Aber es ist zumindest ein Zeitvertreib.«
Falkenmond lächelte, dann drehte er sich fast erwartungsvoll um, um die Laufplanke zum Schiff zu betreten. Der Ritter in Schwarz und Gold schüttelte ungeduldig den Kopf.
»Dnark«, sagte er eindringlich. »Ihr müsst den Runenstab in Dnark suchen, Falkenmond.«
»Ja«, murmelte Falkenmond. »Ich habe Euch gehört, Ritter.«
»Das Schwert der Morgenröte wird in Dnark gebraucht«, fuhr der Ritter fort. »Und Ihr werdet gebraucht, es zu führen.«
»So werde ich tun, was Ihr wünscht, Ritter«, erwiderte Falkenmond leichthin. »Reist Ihr mit uns?«
»Ich habe andere Dinge zu tun.«
»Wir werden uns zweifellos wieder sehen.«
»Zweifellos.«
D’Averc hustete und hob die Hand. »Dann lebt wohl, Ritter. Habt Dank für Eure Hilfe.«
Falkenmond wies an, die Laufplanke einzuziehen und die Ruder auszufahren.
Gleich darauf legten die Ruderer sich in die Riemen, und das Schiff manövrierte aus der Bucht hinaus in die offene See. Falkenmond blickte zurück, bis die Gestalten Bewchards und des Ritters in Schwarz und Gold immer kleiner wurden, dann drehte er sich um und lächelte d’Averc an.
»Nun, Freund, weißt du, wohin die Reise geht?«
»Nach Dnark, nehme ich an«, erwiderte d’Averc ahnungslos.
»Nach Europa, Huillam. Ich halte nichts von diesem Geschick, das man mir ständig aufdrängen will. Ich möchte meine Frau wieder sehen. Wir überqueren den Ozean, Huillam, bis wir Europa erreicht haben. Dann werden uns unsere Ringe wieder nach Burg Brass zurückbringen. Ich werde Yisselda wieder sehen.«
D’Averc schwieg. Er blickte hoch zu den Segeln, die sich im Wind zu bauschen begannen. Das Schiff nahm größere Fahrt auf.
»Nun, was sagst du dazu, Huillam?« fragte Falkenmond grinsend und klopfte seinem Freund auf die Schulter.
D’Averc zuckte die Schultern. »Ich sage, dass es schön wäre, sich in Burg Brass ein wenig erholen zu können«, murmelte er.
»Du klingst skeptisch, mein Freund.« Falkenmond runzelte die Stirn. »Was hast du?«
D’Averc warf ihm einen Seitenblick zu, der zu seinem Ton passte. »Vielleicht bin ich mir nicht so sicher wie du, Dorian, dass dieses Schiff seinen Weg nach Europa finden wird. Vielleicht traue ich dem Runenstab mehr zu als du.«
»Du – du glaubst an solche Legenden? Sollten nicht gottgleiche Wesen in Amarehk leben? Sie waren alles andere als das.«
»Ich glaube, du versteifst dich zu sehr darauf, dass es den Runenstab nicht gibt. Deine Sehnsucht nach Yisselda beeinflusst dich offenbar stark.«
»Möglich.«
»Nun, Dorian,«, brummte d’Averc und starrte hinaus auf das Meer. »Die Zeit wird uns zeigen, wie mächtig der Runenstab ist.«
Falkenmond warf ihm einen verwunderten Blick zu, dann zuckte er mit den Schultern und schritt das Deck entlang.
D’Averc lächelte. Er schüttelte den Kopf, als er seinem Freund nachschaute.
Dann wandte er seine Aufmerksamkeit erneut den Segeln zu und fragte sich, ob er jemals Burg Brass wieder sehen würde.
HIER ENDET DER DRITTE BAND
DER SAGE VOM HERZOG VON KÖLN
ERSTES BUCH
Taktiker und Krieger von wildem Mut und bemerkenswertem Können; ohne Achtung für das Leben, ihres oder das anderer; korrupt bis ins tiefste Innere und von Wahnsinn geprägt; alles hassend, das nicht verderbt war wie sie; eine Macht ohne Moral – eine Kraft ohne Gerechtigkeit; das waren die Barone von Granbretanien, die das Banner ihres Reichskönigs Huon durch Europa trugen und diesen Kontinent an sich rissen; die es weiterschleppten, nach Westen und Osten, zu anderen Kontinenten, die sie für sich beanspruchten. Und es schien, als wäre keine Kraft, natürlichen oder übernatürlichen Ursprungs, imstande, die tödliche Flut der Wahnsinnigen aufzuhalten. Ja, niemand versuchte es auch nur. Mit kalter Verachtung verlangten sie ganze Nationen als Tribut – und der Tribut wurde bezahlt.
In all den unterdrückten Landen gab es nur noch wenige mit Hoffnung. Noch weniger wagten es, ihrer Hoffnung Ausdruck zu geben – und von diesen wenigen
Weitere Kostenlose Bücher