Der Herzog Von Köln
angenehme, klangvolle Stimme eines jungen Mannes drang aus der Kugel (der Jüngling, dem die Stimme gehört hatte, - schlummerte schon seit tausend Jahren in seinem Grab): »Ah, unser ungestümer Baron Meliadus …«
Meliadus verbeugte sich tief und murmelte: »Euer getreuer Diener, erhabener Herrscher.«
»Und was habt Ihr uns zu berichten?«
»Erfolg, großer Reichskönig. Beweis meines Verdachts …«
»Ihr habt die vermissten Gesandten von Asiakommunista nicht gefunden?«
»Leider nicht, Sire …«
Baron Meliadus hatte nicht die geringste Ahnung, dass Falkenmond und d’Averc sich in dieser Tarnung in die Hauptstadt des Dunklen Imperiums gewagt hatten. Nur Flana Mikosevaar, die ihnen zur Flucht verholfen hatte, wusste es.
»Weshalb seid Ihr dann hier, Baron?«
»Ich stellte fest, dass Falkenmond – und ich betone, dass er immer noch die größte Gefahr für unsere Sicherheit darstellt -sich auf unserer Insel aufhielt. Ich begab mich nach Yel, wo ich ihn und den Verräter d’Averc und den Magier Mygan von Llandar aufspürte. Sie kennen das Geheimnis der Reise durch die Dimensionen.«
Meliadus erwähnte nicht, dass sie ihm entkommen waren. »Ehe wir sie festzunehmen vermochten, verschwanden sie vor unseren Augen. Mächtiger Monarch, wenn sie imstande sind, unser Land nach Belieben aufzusuchen, so ist es doch ganz offensichtlich, dass wir nicht sicher sein können, ehe sie nicht tot sein. Ich würde vorschlagen, dass wir sofort unsere Wissenschaftler – Taragorm und Kalan im Besonderen – darauf ansetzen, ein Mittel zu finden, diese Rebellen zu finden und zu töten. Sie sind eine Bedrohung von innen …«
»Baron Meliadus. Was wisst Ihr Neues über die Gesandten von Asiakommunista?«
»Noch nichts, erhabener Reichskönig, aber …«
»Mit ein paar Guerillas, Baron Meliadus, wird unser Reich fertig. Aber wenn unsere Küsten von einer Macht bedroht werden, so groß wie unsere, wenn nicht gar größer, die dazu noch über wissenschaftliche Geheimnisse verfügt, denen wir nichts entgegenzustellen haben, geht es um unsere Existenz …« Die goldene Stimme sprach mit ätzender Geduld.
»Aber wir haben doch gar keinen Beweis, dass eine solche Invasion geplant ist, allmächtiger Herrscher«, warf Meliadus stirnrunzelnd ein.
»Zugegeben. Genauso wenig haben wir einen Beweis, Baron Meliadus, dass Falkenmond und seine Bande von Terroristen die Macht haben, uns größeren Schaden zuzufügen.« Plötzlich mischten sich Streifen von eisigem Blau mit der Flüssigkeit der Thronkugel.
»Erhabener Reichskönig, gewährt mir die Zeit und die Mittel …«
»Wir sind ein expandierendes Reich, Baron Meliadus. Wir wollen uns noch weiter ausbreiten. Wäre es nicht pessimistisch, stillzustehen? Das ist nicht unsere Art. Wir sind stolz auf unseren Einfluss, den wir über weite Teile der Erde ausüben. Auch ihn wünschen wir weiter auszudehnen. Ihr scheint mir unwillig, Unsere Ambitionen zu verwirklichen, nämlich den Terror bis in den letzten Winkel der Welt zu tragen. Ich fürchte, Ihr seid engstirnig geworden.«
»Aber indem wir nichts gegen jene subtilen Kräfte unternehmen, die unsere Pläne zunichte machen mögen, verraten wir unsere Pläne ebenfalls!«
»Uns gefällt Eure Auflehnung gegen Unsere Meinung nicht, Baron. Euer persönlicher Hass auf Falkenmond und Euer Begehren für Yisselda von Brass, das ist Dissens. Wir haben nur Euer Wohl im Auge, Baron, denn wenn Ihr so weitermacht, zwingt Ihr Uns, einen anderen an Eurer Stelle zu ernennen und euch von Unserem Dienst zu dispensieren – Euch vielleicht sogar aus Eurem Orden auszuschließen …«
Instinktiv fuhren Baron Meliadus’ behandschuhte Hände angstvoll zu seiner Maske hoch. Demaskiert zu werden! Die schlimmste Erniedrigung, die man sich vorstellen konnte! Denn das war das, was die Warnung bedeutete. Sich dem tiefsten Abschaum der Bürger in Londra anschließen zu müssen – der Kaste der Unmaskierten! Meliadus schauderte und brachte kaum mehr ein Wort heraus.
Schließlich murmelte er. »Ich werde Eure Worte überdenken, Beherrscher der Erde …«
»Tut das, Baron Meliadus. Wir würden einen so verdienten Eroberer nicht gern einiger unüberlegter Gedanken wegen in Unehren sehen. Wenn Ihr Unsere Gunst zurückgewinnen wollt, so stellt die Art und Weise fest, auf die die Gesandten von Asiakommunista uns verließen.«
Baron Meliadus ließ sich auf die Knie fallen, seine Wolfsmaske nickte, und er streckte die Arme weit aus. So verabschiedete sich der
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