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Der heulende Müller

Titel: Der heulende Müller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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bewaffnet. Die Sergeanten brüll­ ten, und die Jäger stellten sich in Reih und Glied auf. Der Zugführer, ein junger, gestählter Leutnant, erstatte­ te Meldung.
    »Willkommen, meine Herren!« sagte Jaatila. »Sie ha-ben eine schwierige und gefährliche Aufgabe vor sich, aber ich vertraue auf Sie und vor allem auf Ihre Hunde.«
    Der Kommissar bot dem Leutnant eine Zigarette an. Die Sergeanten schrien Kommandos, und die Jäger formierten sich in Marschordnung. Dröhnend mar­ schierte die Abteilung zum Fährufer. Viittavaaras Pferd wurde vor die Gulaschkanone gespannt. Die Spürhunde und der Leutnant fuhren im Auto des Kommissars mit. Die Köter trugen Maulkörbe und waren einstweilen unschädlich. Es waren große Schäferhunde mit dickem Fell, sie wirkten freudlos und nervös. Der Leutnant tätschelte einen der Hunde und erklärte dem Kommis­ sar stolz:
    »Der hier heißt Grenzteufel und der andere Blessie. Die Burschen verstehen keinen Spaß.«
    Von der Fähranlegestelle marschierten die Soldaten zum Sportplatz des Kirchdorfes, wo sich bereits eine Schar Zivilisten versammelt hatte, ausgestattet mit Flinten und Rucksäcken. Zählte man die herumstehen­ den Frauen und Kinder mit, so waren mehr Menschen auf dem Platz als bei den Bezirkssportmeisterschaften.
    Der Kommissar gab über Lautsprecher Anweisungen an den Suchtrupp. Proviant und Karten wurden an die Männer verteilt. Die Bauern bildeten Gruppen zu je zehn Mann. Die Sonne schien strahlend, es war das passende Wetter für eine Großfahndung. Die Bauern erhielten Schrot für die Flinten, die Grenzjäger füllten die Magazi­ ne ihrer Maschinenpistolen.
    »Die Sache kann beschissen werden«, meinte einer der Jäger.
    »Ich finde die Jagd auf einen Menschen besser, als einen Waldbrand zu löschen. Letztens zu Johanni ging es in Narkaus zwei Wochen hintereinander in einem Ritt. Als wir fertig waren, hatte jeder von uns einen Zoll dick Ruß im Gesicht.«
    »Im Krieg war ich ein paarmal hinter Fallschirmjägern her. Diesen Verrückten aus dem Wald zu holen ist wahrscheinlich ungefähr dasselbe.«
    »Zum Glück haben wir Helme mitgekriegt«, meinte ein anderer. »Der Verrückte soll ein Gewehr haben – fragt sich bloß, wie er schießt.«
    Der Leutnant befahl den Männern, den Mund zu hal-ten und den Anweisungen des Kommissars zu lauschen. Dieser beendete seine Rede:
    »Ich betone noch einmal, daß der Gesuchte bewaffnet und außerordentlich gefährlich ist. Wenn er sich nicht gleich bei der ersten Aufforderung ergibt, ist zur Gewalt zu greifen. Sie verstehen sicher, was ich meine.«
    An den Leutnant gewandt, sagte er: »Ganz unter uns… eigentlich können Sie den Huttu­
    nen erschießen, sowie er sich zeigt.« »Verstehe.«
    Der Suchtrupp teilte sich in zwei Teile: Zwanzig Zivili­ sten sollten sich die Wälder östlich des Kemiflusses vornehmen, während der Hauptteil mit dem Floß über­ gesetzt wurde, um die Wildnis auf der Westseite zu durchkämmen. Der Kommissar richtete im Stationsdorf eine Kommandozentrale ein.
    Als Briefträger Piittisjärvi von der Sache erfuhr, be­ kam er Angst um seine Schnapsbrennerei. Er radelte am Suchtrupp vorbei zu Huttunens Briefkasten, versteckte das Fahrrad im Wald und lief eilig los, um seine Anlage zu retten und gleichzeitig Huttunen zu warnen. Als er ankam, fand er das Lager leer. Er rief gedämpft nach Huttunen, bekam aber keine Antwort. Anscheinend war der Einsiedler am Fluß unterwegs, denn das Gewehr und das Angelzeug fehlten.
    Piittisjärvi demontierte seine Schnapsbrennerei und versteckte die Teile unter alten Fichten. Aus dem Sumpfloch fischte er seine Schnapskanne, die noch gut fünf Liter Fusel enthielt.
    Er hinterließ auf Huttunens Rucksack eine warnende Botschaft:
    »Soldaten suchen dich überall, Huttunen. Nimm die Beine in die Hand! Piittisjärvi.«
    Der Briefträger lud sich die Schnapskanne auf den Rücken und verließ eilig das Lager. Er schätzte, er werde es bis zur Landstraße schaffen, ehe die Suchtrupps die Gegend erreichten. Aber jetzt war Eile geboten, es blieb nicht mal Zeit für eine Zigarette, höchstens für einen Schluck aus der Kanne hin und wieder.
    Es war bereits des zweite Mal in diesem Sommer, daß Piittisjärvi seine Brennerei evakuieren mußte. Hatte er schon beim vorigen Mal laufen und sich sputen müssen, so war es jetzt die reine Hetze. Piittisjärvi rannte über weiche Sümpfe und durch dichte Wälder, im Kopf nur einen einzigen Gedanken: Er mußte auf die andere Seite der

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