Der Hexer - GK583 - Im Schatten der Bestie
verlief eine gerade, wie mit einem übergroßen Lineal gezogene Linie, hinter der die Wellen ruhig und glatt gegen den Strand spülten ...
Dann ...
Das Meer begann zu brodeln. Es war nicht der Sturm oder das Toben der Brandung wie zuvor. Auf dem Wasser erschienen Blasen, groß, ölig und in allen Farben des Regenbogens schimmernd. Winzige Wirbel und Strudel entstanden und vergingen wieder. Grauer Dunst begann sich auf dem Wasser zu kräuseln. Und tief unter der Wasseroberfläche begann sich ein gigantischer grauer Schatten zu bewegen ...
Im ersten Moment glaubte Bensen, es wäre ein Wal, der vom Sturm und den Launen der Strömung an die Küste und in diese kleine Bucht getrieben worden war, aber dann erkannte er, daß der Schatten dafür viel zu groß und zu massig war. Das Ding war größer als ein Schiff, ein Koloß, der die Bucht fast zu Gänze ausfüllte, als wäre der Meeresboden selbst plötzlich zum Leben erwacht.
Das Wasser brodelte. Die Blasen wurden größer und zerplatzten in immer rascherer Folge, und der Wind trug einen fremdartigen, süßlichen Gestank zu Bensen heran, dann begann die Wasseroberfläche zu sieden, und etwas Gigantisches, Dunkles brach schäumend durch das Meer.
Es war ein Schiff. Das Wrack eines Schiffes; nur der hintere Teil mit den Achteraufbauten und zwei der ehemals vier Balken, aber noch immer groß, zerborsten von den Gewalten, die es gegen die Barriere aus Riffen geschleudert hatten, und über und über mit Tang und Algen und Muscheln bewachsen. Etwas Grünes, Glitzerndes umschlang seinen Rumpf.
Irgend etwas in Bensen schien zu Eis zu erstarren, als das Wrack des Schiffes schäumend und bebend höher aus dem Wasser tauchte und er mehr erkennen konnte.
Das Schiff tauchte nicht aus eigener Kraft auf, es wurde gehoben! Es war das Ding, das er unter Wasser gesehen hatte, ein monströses grüngraues Etwas, das ganz aus peitschenden Krakenarmen und grünen Schuppen zu bestehen schien, ein Gigant, dessen Größe allen Naturgesetzen Hohn sprach und in dessen Griff selbst das Schiff klein und zerbrechlich wie ein Spielzeug aussah. Höher und höher stieg das Wrack der LADY OF THE MIST aus dem kochenden Meer, aber ein Ende des gigantischen aufgedunsenen Balges, der es trug, war noch immer nicht zu erkennen.
Dann explodierte das Wasser unter dem Bug des Schiffwrackes in einer lautlosen, gischtenden Detonation, und Bensen sah das Auge.
Es war größer als ein Mann, ein See aus teigigem Gelb und gestaltgewordener Bosheit ohne Pupille, und sein Blick richtete sich auf ihn ...
Eine unsichtbare Kralle aus Stahl grub sich in Bensens Bewußtsein und löschte alles aus, was jemals in ihm Mensch gewesen war. Bensen schrie auf, taumelte zurück und übergab sich würgend. Für einen kurzen, ganz kurzen Moment spürte er noch Angst, aber auch er verging, und was zurückblieb, war nichts als eine leere Hülle, willenloses Werkzeug einer Macht, die die menschliche Vorstellungskraft überstieg.
Draußen, auf dem Meer, legte sich das Wrack der LADY OF THE MIST langsam auf die Seite, berührte den nassen Sand des Strandes und zerbrach. Masten und Planken, nach drei Monaten unter Wasser morsch und faulig geworden, zerbarsten unter ihrem eigenen Gewicht; das Schiff brach splitternd und knirschend in sich zusammen, verformte sich wie ein Ballon, aus dem die Luft entweicht, und sank zu einem Gewirr zerborstener Planken und splitternder Balken zusammen.
Und tief unter der Wasseroberfläche schloß sich das Riesenauge wieder.
Das Wesen hatte getan, was zu tun war. Jetzt wartete es. Es wußte, daß noch Stunden vergehen würden, bis sich seine Wünsche erfüllten.
Aber was für eine Rolle spielten Stunden im Leben einer Kreatur, die zweitausend Millionen Jahre gewartet hatte?
** *
»Roderick? Sie ... du bist ... du bist wirklich ...« Howards Stimme versagte. Er hob die Hände, als wolle er auf Mahoney zugehen und ihn in die Arme schließen, blieb nach einem halben Schritt wie angewurzelt stehen und starrte den dunklen Schatten seines Gegenübers an.
»Ich bin es, Howard«, bestätigte Mahoney. »Frage Robert, wenn du mir nicht glaubst. Du weißt doch sicher, daß man ihn nicht belügen kann, oder?«
»Ich glaube dir«, antwortete Howard hastig. »Es ist nur ...«
»Schon gut«, unterbrach ihn Mahoney/Andara. »Vielleicht haben wir später Gelegenheit, über alles zu reden. Jetzt ist keine Zeit dazu, Howard. Wir müssen hier weg, wenn Robert noch eine Chance haben soll.«
»Aber
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