Der Hexer - GK583 - Im Schatten der Bestie
Besitz von mir ergriffen hatte, und der Shoggote fiel mit wild peitschenden Armen rücklings in den Sand und blieb zuckend liegen. Sein Körper wand sich, versuchte Arme und Tentakeln und einen schrecklichen Papageienschnabel zu bilden und zerfloß wieder. Es war ein grausamer Anblick.
Aber es war ein Anblick, der mich endlich begreifen ließ. Mit einem Ruck sah ich auf und starrte Mahoney an. Sein Blick war unbeteiligt, ruhig, aber gleichzeitig von einer Kälte, die mich erschauern ließ. Das war nicht der Blick eines Menschen.
»Es tut mir leid, Robert«, sagte er leise. »Ich konnte es dir nicht sagen.«
»Du ...«
»Damals«, fuhr er unbeeindruckt fort, »als ich selbst Opfer eines Mächtigen wurde, hatte ich all meine Macht zur Verfügung, und ich hatte Zeit. Jetzt hatte ich weder das eine noch das andere. Du hattest nur noch wenige Stunden, Robert. Ich mußte ihm ein Opfer geben. Er war schon zu stark, um ihn auszulöschen.«
»Der Shoggote«, murmelte Howard.
Mahoney nickte. »Ja. Aber keine Sorge, Howard. Dieser Körper ist präpariert, zu sterben, und der Mächtige wird vergehen, bevor er zu einer Gefahr werden kann. Ihr werdet leben.«
»Du wirst uns ... nicht töten?« fragte Howard.
Ich starrte ihn an. Vor einer Sekunde hatte ich noch geglaubt, endlich begriffen zu haben, aber Howards Worte machten alles wieder zunichte. Sein Blick war unverwandt auf den Mahoneys gerichtet; er schien mich gar nicht zu bemerken. Wieso fragte er meinen Vater, ob er uns töten würde?
Mahoney lachte leise. »Nein. Diesmal nicht, Howard. Die, denen ich diene, sind mächtig und grausam, wenigstens in euren Augen, aber sie sind es niemals
grundlos. Für diesmal seid ihr frei.«
»Die, denen du ... dienst?« wiederholte ich ungläubig.
Howard ignorierte mich einfach. Sein Blick blieb unverwandt auf Mahoneys Gesicht gerichtet. »Wer bist du?« fragte er leise. »Yog-Shoggot selbst?«
Mahoney schüttelte den Kopf. »Nein. Aber ich diene ihm.«
»Aber das ... das ist nicht möglich!« keuchte ich. »Du bist ...«.
»Andara«, unterbrach mich Howard. Seine Stimme klang kalt. »Du hast schon recht, Robert. Und doch wieder nicht. Yog-Shoggot hat Macht über ihn gewonnen.«
»Die Hand der Mächtigen reicht weit«, bestätigte Mahoney/Andara ruhig. »Selbst ins Jenseits.«
»Aber er ... er hat ... er hat uns geholfen und ... und mich gerettet und den anderen ...« Ich begann zu stammeln, verlor den Faden und sah Howard hilfesuchend an. »Er hat einen der Big Old Ones vernichtet«, murmelte ich hilflos.
»Eine niedere Kreatur«, antwortete Mahoney an seiner Stelle. »Es gibt viele von ihnen, die sich nicht mit ihrem Schicksal abzufinden vermögen und versuchen, sich über die Zeiten zu retten. Sie müssen vernichtet werden.«
Langsam drehte ich mich zu ihm um und sah ihn an. Meine Augen brannten. »Warum das alles?« fragte ich mühsam.
Mahoney deutete stumm auf die Kiste zu seinen Füßen. »Darum, Robert. Du hast noch nicht einmal annähernd begriffen, welche Macht in diesen unscheinbaren Büchern verborgen ist. Ich brauchte dich. Ich habe dich nicht belogen, Robert. Der Mann, der ich einmal war, hat um die Gefahr gewußt und Maßnahmen getroffen. Nicht einmal die Macht Yog-Shoggots hätte gereicht, das Siegel zu brechen. Du konntest es.«
»Dann hast du alles, was du wolltest«, flüsterte Howard.
Mahoney nickte.
»Warum tötest du uns nicht?« fuhr Howard beinahe unnatürlich ruhig, fort. »Macht es dir Spaß, uns zu quälen?«
»Töten?« erwiderte Mahoney lächelnd. »Warum sollte ich das tun, Howard. Ich bin noch immer Roderick Andara, nur diene ich jetzt einem anderen Herrn als vorher. Ich war einmal dein Freund, und Robert ist noch immer mein Sohn. Warum sollte ich euch töten?« Er schüttelte den Kopf, legte das Buch behutsam in die Kiste zurück und gab dem Mann, der zusammen mit dem Shoggoten aufgetaucht war und bisher schweigend und reglos hinter ihm gestanden hatte, einen Wink. »Bring sie fort, Bensen«, sagte er. Dann wandte er sich wieder zu Howard.
»Ich brauche euch nicht zu töten, Howard«, sagte er ruhig. »Ihr seid keine Gefahr mehr. Ich habe, was ich haben wollte, und niemand vermag mich jetzt noch aufzuhalten.«
»Dich – oder die Bestie, der du dienst?« fragte Howard. Seine Stimme zitterte.
Mahoney lächelte verzeihend. »Nenne ihn, wie du willst, Howard, für mich ist er mein Herr, und ich werde ihm dienen. Ihr könnt mich nicht mehr aufhalten. Niemand kann das. Jetzt nicht mehr.«
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