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Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Titel: Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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untergeht.

    * * *

    Die Feuerwand kam mit unheimlicher Geschwindigkeit näher. Die Flammen fanden in dem ausgetrockneten Holz der Treppe reichlich Nahrung und breiteten sich fast mit der Geschwindigkeit einer Explosion aus. Eine unsichtbare, glühende Hand griff nach meinem Gesicht, und jeder einzelne Atemzug war wie flüssige Lava in meinen Lungen.
    Ich fuhr zurück und riß Howard mit mir, der noch immer wie fasziniert auf die heranrasende Feuerwand starrte.
    Der schmale Gang war plötzlich voller Qualm und erstickender Hitze, und noch während wir den Weg zurücktaumelten, leckten bereits die ersten roten Flammenzungen an den obersten Stufen der Treppe. Die Tapeten begannen sich schwarz zu färben und zu schwelen.
    »Dort hinaus!« brüllte Howard über das Krachen und Prasseln der zusammenbrechenden Treppe hinweg. Er deutete wild gestikulierend auf das schmale Fenster am Ende des Ganges und rannte los.
    Ich begriff eine halbe Sekunde zu spät, was er vorhatte. Mit einem verzweifelten Schrei lief ich hinter ihm her und versuchte ihn zurückzureißen, aber es war zu spät. Howard hatte das Fenster erreicht, rüttelte einen Moment vergeblich am Rahmen – und schlug die Scheibe kurzerhand mit dem Ellbogen ein.
    Hinter uns schien der Korridor zu explodieren.
    Der Sauerstoff, der durch das zerbrochene Fenster hereinfauchte, ließ das Feuer zu brüllender Weißglut aufsteigen. Ich schrie auf, als mich die Hitze wie eine glühende Faust in den Rücken traf, riß schützend die Arme vor das Gesicht und sah durch einen Schleier von Tränen, wie Howard Anstalten machte, aus dem Fenster zu klettern. Aber aus irgendeinem Grund hielt er mitten in der Bewegung ein und starrte mit schreckgeweiteten Augen nach unten.
    Halb blind vor Schmerz griff ich nach dem Fensterrahmen, zerschnitt mir an den Glassplittern die Finger und starrte in die Tiefe.
    Unter uns brannte das Haus wie eine Fackel.
    Es war unmöglich. Der logische Teil meines Verstandes sagte mir, daß das Feuer nicht so gewaltig sein konnte, nach diesen wenigen Sekunden – aber die Wirklichkeit behauptete das Gegenteil. Schwarzer Rauch quoll aus den zerborstenen Fenstern, hier und da leckten bereits Flammen an den Außenmauern empor, und die Eingangstür, drei Stockwerke unter uns, spie Feuer wie ein Vulkan.
    Für einen kurzen Moment dachte ich ernsthaft daran, den zehn oder zwölf Yard tiefen Sprung zu wagen und ein paar gebrochene Knochen – oder schlimmstenfalls ein schnelles Ende – dem qualvollen Tod in den Flammen vorzuziehen, verwarf den Gedanken aber sofort wieder und kletterte hastig in den Flur zurück. Die Hitze war ins Unerträgliche gestiegen. Ich spürte, wie das gesamte Gebäude unter meinen Füßen zu zittern begann, als sich die Flammen in sein morsches Gebälk fraßen. Logisch oder nicht – dieser ganze Trümmerhaufen würde in wenigen Augenblicken zusammenstürzen!
    Howard taumelte hustend und keuchend an mir vorbei – direkt auf die Flammenwand zu! Seine Gestalt schien sich vor dem weißglühenden Hintergrund der Feuersbrunst aufzulösen, und ich sah, wie das Holz unter seinen Füßen zu schwelen begann. »Howard!« brüllte ich mit überschnappender Stimme. »Bist du verrückt geworden? Komm zurück!«
    Wieder erbebte das gesamte Gebäude wie unter einem Hammerschlag. Die Flammen schossen wie eine kompakte Wand aus unvorstellbarer Hitze wenige Schritte hinter Howard aus dem zerborstenen Boden, leckten gegen die Decke und ließen die Wände knacken und reißen. Die Helligkeit trieb mir die Tränen in die Augen; ich sah Howard nur noch wie durch einen blendenden Schleier.
    Aber ich erkannte, wie er verzweifelt die Tür vor sich aufzustemmen versuchte – und begriff!
    Mit einem Satz war ich neben ihm, verbrannte mir die Finger am glühenden Eisen des Türgriffes und zerrte mit aller Macht daran. Die Hitze hatte das Holz bereits verzogen, und für einen kurzen, schrecklichen Moment schien es fast, als hielte die Tür selbst unseren vereinten Kräften stand. Dann sprang sie mit einem berstenden Schlag auf, und Howard und ich stolperten nebeneinander in das Zimmer zurück, das wir vor Minuten erst verlassen hatten.
    Als wir die Tür zum Bad erreichten, explodierte der Türrahmen hinter uns in blendender Weißglut. Die Luft schien zu kochendem Sirup zu gerinnen. Howard schrie auf, kämpfte sich, das Gesicht zwischen den schützend erhobenen Armen verborgen, zur Tür zurück und trat sie zu.
    Seine Verzweiflungstat verschaffte uns noch einmal eine

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