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Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Titel: Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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die Höhe.
    Aber der Anblick, der sich ihm bot, ließ ihn erstarren.
    Der Gang, noch vor wenigen Augenblicken verlassen und wie ausgestorben, hatte sich in ein tobendes Chaos verwandelt. Die Falle hatte nicht nur ihm gegolten. Seine Männer waren im gleichen Moment wie er angegriffen worden.
    Aber DeVries sah erst jetzt, daß ihre Gegner keine Menschen waren...

    * * *

    Der Sturz schien endlos zu dauern. Die Wände rasten an mir vorüber, verbogene Eisenstangen und zerborstene Balken, und über mir tobte ein weißglühender Orkan aus Hitze und Licht. Mein letzter Gedanke galt Howard, dessen Schrei in meinen Ohren gellte und plötzlich abbrach.
    Dann traf eine unsichtbare Faust meine Füße, versuchte mir die Beine in den Leib zu rammen und preßte mir die Luft aus den Lungen, alles in Bruchteilen einer einzigen Sekunde. Dann brach das, was ich für tödlichen schwarzen Stein gehalten hatte, auseinander, und eine Woge eisigen Wassers schlug über mir zusammen.
    Die Wucht des Sturzes preßte mich tief unter Wasser. Ich schlug schmerzhaft gegen Stein oder Felsen. Fauliges Wasser drang in meinen Mund; ich würgte, unterdrückte mit letzter Kraft den Impuls, zu atmen, und kämpfte mich nach oben.
    Flackerndes weißes Licht umgab mich, als ich durch die Wasseroberfläche brach. Irgendwo weit vor mir hüpfte Howards Kopf wie ein Korken auf den schwarzen Wellen, und ich hörte seine Stimme, die mir irgend etwas zuschrie, das ich nicht verstand.
    Etwas Heißes streifte meine Wange, und plötzlich schien das Wasser neben mir wie unter einem Kanonenschuß auseinanderzuspritzen. Eine Flamme leckte nach meinem Haar und erlosch wieder. Und endlich begriff ich, in welcher Gefahr ich mich befand!
    Der Schacht endete geradewegs in der Kanalisation, und das schlammige Wasser hatte meinen tödlichen Sturz gebremst – aber ich war keineswegs in Sicherheit. Aus dem Schacht regneten ununterbrochen brennende Trümmerstücke herab und schlugen wie kleine tödliche Meteoriten rings um mich ein!
    Entsetzt warf ich mich nach vorn, spürte einen neuerlichen Schlag gegen die Seite und tauchte blindlings unter. Vier, fünf Züge weit schwamm ich unter Wasser, bis meine ausgestreckten Hände gegen rauhen Stein stießen, tauchte wieder auf und sah mich keuchend um.
    Der Anblick ließ mich schaudern. Der Schacht lag hinter mir, nicht sehr weit, aber immerhin weit genug, daß ich nicht mehr von einem herabstürzenden Trümmerstuck erschlagen werden konnte. Über uns schien eine blauweiße, lodernde Sonne aufgegangen zu sein. Eine Welle intensiver Hitze fauchte aus dem Schacht herab. Das Wasser kochte unter den Einschlägen der Steine, die ununterbrochen aus der Höhe herabstürzten, und selbst an seinem Grund loderte jetzt ein unheimliches Licht, als brenne das Höllenfeuer noch unter Wasser weiter.
    Ich riß mich von dem furchtbaren Anblick los, sah mich nach Howard um und schwamm mit drei, vier kräftigen Zügen zu ihm hinüber.
    Howard hatte mittlerweile das jenseitige Ufer des Sieles erreicht und war gerade dabei, sich schnaubend auf den schmalen gemauerten Sims hinaufzuziehen, der den Abwasserkanal säumte. Mit letzter Kraft zog ich mich hinter ihm auf den rettenden Stein und blieb sekundenlang, mühsam um Atem ringend, liegen. Mein Herz raste, und in meinen Ohren rauschte das Blut.
    »Wir müssen... weiter«, keuchte Howard neben mir. Seine Stimme klang seltsam; die gewölbte Decke des Kanals verzerrte sie und warf meckernde Echos zurück, und das Brausen der Flammen verlieh seinen Worten einen unheimlichen Klang.
    Ich stemmte mich hoch, wischte mir Wasser und Schmutz aus dem Gesicht und versuchte zu antworten, brachte jedoch nur ein hilfloses Ächzen zustande.
    »Schnell«, sagte Howard. »Wir müssen weg. Ich fürchte, die Decke hält nicht.«
    Wie um seine Worte zu bestätigen, lief in diesem Moment ein spürbares Zittern durch den Tunnel, und irgendwo hinter uns löste sich ein Stein aus der gewölbten Decke und fiel klatschend ins Wasser.
    Mühsam drehte ich mich herum und begann dicht gegen die Wand gepreßt auf dem schmalen Sims entlangzubalancieren.
    Der Stollen ächzte unter dem Gewicht des zusammenstürzenden Hauses, und das Geräusch weckte die Erinnerung an einen anderen Brand in mir, ein Feuer, das ebenso unnatürlich gewesen war und lange zurücklag...
    Nach einer Strecke von vielleicht fünfzig Yards begann der Sims breiter zu werden. Gleichzeitig hob sich die Decke, bis aus dem niedrigen Tunnel plötzlich eine hohe, runde

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